Polizeistation in Salt

Strahlend weiße Sichtbetonhülle mit scharfkantigem Trapezprofil

Das Zusammenspiel von reduzierter Materialwahl und gezielter Lichtführung prägt die Entwürfe des spanischen Architekten Josep Ferrando. Ein wunderbares Beispiel dafür ist die Polizeistation der katalonischen Stadt Salt, die er gemeinsam mit dem Architekten Sergi Serrat plante. Hier bestimmt das Licht sogar die Raumaufteilung. Von außen ist davon jedoch nichts zu ahnen. Rundum in weißen, äußerst präzise strukturierten Sichtbeton gehüllt, sind lediglich drei – noch dazu schwarz abgesetzte Öffnungen in dem lang gestreckten, flachen Baukörper erkennbar.

Bis auf einen zweigeschossigen, teilweise unterkellerten Kopfbau am westlichen Ende ist das Gebäude eingeschossig ausgebildet
Lediglich ein einziges schmales Fensterband ist an der nordwestlichen Gebäudeecke eingeschnitten
Die Polizeistation ist rundum in strahlend weißen, fein strukturierten Sichtbeton gehüllt

Das introvertierte Gebäude liegt am Übergang zwischen dicht besiedelter Innenstadt im Osten und locker bebautem Industriegebiet im Westen. Es ist 50 Meter lang, 20 Meter tief und bis auf einen zweigeschossigen, teilweise unterkellerten Kopfbau am westlichen Ende eingeschossig ausgebildet. Auf dieser Seite grenzt ein Sportplatz an, auf der gegenüberliegenden ein leicht abgesenkter Parkplatz. An beiden Ecken ist ein Eingang eingeschnitten, darüber hinaus gibt es nur noch ein schmales Fensterband an der nordwestlichen Gebäudeecke. Umso erstaunlicher sind die lichtdurchfluteten Räume im Inneren der Polizeistation. Grund dafür ist der kammartige, auf einem Raster von 10 x 10 Meter basierende Grundriss, bei dem sich je ein Raumblock mit einem schmalen, quer zur Längsrichtung angeordneten Innenhof abwechselt. Insgesamt neun dieser Höfe gibt es: fünf an der Nordseite und vier auf der Südseite; mittig verläuft ein Flur.

Die einzelnen Raummodule sind je nach Nutzung ausgebaut. Gegenüber des öffentlichen Eingangs im Kopfbau an der Westseite befindet sich ein zweigeschossiger Mehrzwecksaal, gegenüber des Mitarbeiterzugangs am anderen Ende drei Gefängniszellen. Auf den Fotos und Plänen nicht zu sehen ist der eingeschossige Anbau vor der Südfassade, den die Architekten später ergänzten. Er besitzt den gleichen Aufbau und ist ebenfalls mit einer profilierten Sichtbetonfassade bekleidet, hier allerdings in einem sehr hellen Grauton.

Innen ist (fast) alles weiß: die 30 x 30 Zentimeter großen Terrazzo- und Natursteinplatten auf den Böden, der Anstrich auf den Backsteintrennwänden, die Türen und die abgehängten Akustikdecken. Ausnahmen sind die partiellen Holzverkleidungen in Eingangsnähe sowie die schwarzen Fensterprofile und die ebenfalls schwarzen, tiefen Aluminiumrahmen um die raumhohen Verglasungen zu den Innenhöfen.

Beton
Boden, Decken und tragende Wände des Gebäudes sind aus Ortbeton hergestellt. Der Bodenaufbau besteht aus einer einer 15 cm dicken Betonplatte, einer Trennschicht und einer weiteren, ebenfalls 15 cm starken Stahlbetonplatte. Die gleiche Dicke besitzen die Ortbetonplatten der Flachdächer. Die mit Weißzement durchgefärbten Sichtbetonelemente für die rund 3.000 Quadratmeter große, vorgehängte Fassade wurden dagegen im Werk angefertigt. Sie weisen feine Rippen mit scharfkantigem Trapezprofil auf, das man durch die Verwendung von texturierten Schalungseinlagen erzielte.

Die Matrizen bestehen aus gummiähnlichen Polyurethan-Elastomeren, deren Flexibilität und Elastizität ein beschädigungsfreies Entschalen des Betons und eine scharfkantige Wiedergabe des 50 mm tiefen Profils ermöglichten. Vor den Betoniergängen wurden die Schalungsmatrizen mit Trennwachs versehen. Mit der dezenten Licht- und Schattenwirkung verleiht das präzise Streifenmuster dem strahlend weißen Baukörper eine gewisse Leichtigkeit.

Bautafel

Architekten: Josep Ferrando und Sergi Serrat, Barcelona / Mitarbeiter: Anne Hinz, Marc Nadal, Ramon Subirà
Projektbeteiligte: Planas Prefabricats, Santa Coloma de Farners (Sichtbetonfertigteile); Reckli, Herne (Schalungsmatrizen)
Bauherr: Policía Local de Salt
Standort: Carrer del Pla de Salt 2, 17190 Salt, Girona, Spanien
Fertigstellung: 2012
Bildnachweis: Adrià Goula, Barcelona

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