Pilgerherbergen in Atenguillo und Estanzuela

Einschaliges Mauerwerk aus lehmfarbenen Steinen

Eine Pilgerreise zu religiösen Stätten oder Orten ist für die meisten gläubigen Menschen ein Ritual der Reinigung und ein Zeichen ihrer Aufopferung vor Gott. In Deutschland ist vor allem der Jakobsweg nach Santiago del Compostela bekannt. Weitgehend unbekannt ist hingegen die mexikanische Ruta del Peregrino, der Pilgerweg der Jungfrau des Rosenkranzes, im westmexikanischen Bundesstaat Jalisco. Jährlich machen sich etwa zwei Millionen Gläubige auf den 117 Kilometer langen Weg von der Stadt Ameca nach Talpa de Allende zum heiligen Schrein der Jungfrau von Talpa. Die Route führt durch karge Berglandschaften, u.a. über den 2.000 Meter hohen Berg Cerro del Obispo und den Bergrücken Espinazo del Diablo.

Der gänzlich unmöblierte Innenraum der Pilgerunterkunft in Atenguillo
Ostansicht der Herberge in Atenguillo
Für die Pilger ist die Unterkunft in Estenzuela ein Anlaufpunkt auf ihrer Wanderung

Um die Infrastruktur des Pilgerwegs zu verbessern und gleichzeitig auch andere Gäste anzulocken, forderte das staatliche Tourismusamt Architekten und Designer aus aller Welt auf, sich in Entwürfen mit der Geschichte und Landschaft der Pilgerroute auseinanderzusetzen. Als Ergebnis entstanden rund ein Dutzend architektonische Highlights unter der Leitung der Architekten Tatiana Bilbao und Derek Dellekamp.

Für die Ortschaften Atenguillo und Estenzuela entwarf das mexikanische Architekturbüro von Luis Aldrete schlichte und einfache Unterkünfte. Die Herbergen bestehen aus einem großen Hauptraum und abgetrennten sanitären Anlagen. Die länglichen Behausungen variieren im Grundriss; das modulartige Prinzip ist bei beiden Herbergen aber dasselbe: Die offenen Höfe sind jeweils so angeordnet, dass ein direkter Zugang in die Unterkunft vermieden wird. Dies hat den Zweck, die Pilger in ihrer Nachtruhe zu schützen. Betten gibt es nicht – wer hier übernachtet, rollt einfach seinen Schlafsack im großen Innenraum aus.

Mauerwerk
Die beiden Pilgerherbergen sind zwar in ihrer Form unterschiedlich gestaltet, aber nach demselben Prinzip errichtet: Das Sockelfundament besteht aus runden Findlingen, das Tragwerk bilden Stahlträger. Die einschaligen Außenwände sind aus lehmfarbenen Mauersteinen im Format 20 x 20 x 40 cm gemauert. Dabei kamen im unteren Wandbereich volle Steine und im oberen Lochsteine zum Einsatz. Versetzte Ziegel bilden zudem eine gitterähnliche Struktur, die zum einen für eine gute Luftqualität und zum anderen für Belichtung in den Schlafunterkünften sorgt.

Das Spiel aus Licht und Schatten soll an das einfallende Licht durch die Baumkronen von Eichen erinnern, die in der Gegend vorkommen. Den gewählten Farbton der Ziegel verstehen die Architekten als Referenz an die Lehmsteine und gestampften Lehmziegel, die als typische Baustoffe der Region gelten.

Bautafel

Architekten: Luis Aldrete Architects, Guadalajara
Projektbeteiligte: Magui Peredo, Cynthia Mojica, Guadalajara (Projektarchitekten); Juan Jesus Aguirre, Guadalajara (Tragwerksplaner)
Bauherr: Secretaria de Turismo del Estado de Jalisco
Fertigstellung: 2010
Standort:
Atenguillo und Estanzuela, Jalisco
Bildnachweis: Paco Pérez Arriaga, New York; Luis Aldrete Architects, Guadalajara

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