Pavillon aus Holz, Kokosfaser und Pilzmyzel

Temporäre Installation im Rahmen einer indischen Kunstbiennale

Herbstzeit ist Pilzzeit. Was gerne gesammelt wird, um anschließend auf dem Teller zu landen, ist jedoch nur der Fruchtkörper. Ein feines, meist im Boden oder Altholz verborgenes Geflecht sogenannter Hyphen – fadenförmiger Zellen – ist charakteristisch für den Pilz, ein Lebewesen zwischen Tier und Pflanze. Das Geflecht heißt Myzel, und bei Pilzen kann es sehr alt und sehr groß werden. Dass es sich sogar als Baustoff eignet, zeigt ein Beispiel aus dem Indien. Hier haben die Architekten von Yassin Areddia Design, einem Büro mit Standorten in Florenz, Barcelona und Beirut in Zusammenarbeit mit Asif Rahman vom indischen Büro Beetles 3.3 Pilzmyzele beim Bau eines temporären Pavillons eingesetzt, um die Möglichkeiten alternativer und recycelbarer Baukonzepte auszuloten.

Ein Stabtragwerk aus Holz bildet dreieckige Felder mit Verbindungspunkten aus Metall, die Unterseiten sind mit Sperrholz bekleidet
Die Installation entstand auf dem Hof eines verfallenen Warenhauses im Rahmen der Kochi-Muziris Biennale im indischen Bundesstaat Kerala
Pavillon aus Holz, Kokosfaser und Pilzmyzel

Der organisch aufgewölbte, schalenförmige Pavillon mit fünf unregelmäßigen, bogenförmigen Öffnungen und ebenso vielen „Füßen“ besteht überwiegend aus nachwachsenden Rohstoffen, die sich nach Gebrauch kompostieren lassen. Ein Stabtragwerk aus Holz bildet dreieckige Felder mit Verbindungspunkten aus Metall, die Unterseiten sind mit Sperrholz bekleidet. Diese Struktur wurde mit Überresten von Kokosfasern bedeckt, in denen Pilzmyzele enthalten waren. Binnen weniger Tage wuchsen diese und bildeten einen weichen weißen Überzug, der durch die starke Sonneneinstrahlung schnell austrocknete. So entstand eine weitgehend wasserabweisende Schutzschicht für das darunterliegende Material, das nicht nur ein geringes Gewicht aufweist, sondern auch schwer entflammbar sein soll.

Errichtet wurde der Pavillon auf dem Hof eines verfallenen Warenhauses im Rahmen der Kochi-Muziris Biennale 2016 im indischen Bundesstaat Kerala. Auf die Idee, Pilzmyzele für seine Struktur zu verwenden, kamen die Architekten durch den Künstler Philip Ross, der schon vielfach damit experimentiert hat.

Bildnachweis: YAD Yassin Areddia Design, Florenz

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In einer Lebenszyklusanalyse wird die ganze Lebensdauer des Gebäudes, die Bauphase, die Nutzungsphase mit möglichen Umnutzungen sowie Abriss und Entsorgung berücksichtigt, und es kann der Beitrag der Bauprodukte zur Energieeffizienz oder zu weiteren Aspekten nachhaltiger Bewirtschaftung eines Gebäudes dargestellt werden.

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Im Sinne des nachhaltigen Bauens soll beim Rückbau von Gebäuden und Gebäudeteilen ein möglichst hohes Maß an Recyclingfähigkeit sichergestellt werden.

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