Palestinian Museum in Bir Zait

Kalkstein für Fassade und Dachflächen

In den Hügeln nördlich von Ramallah soll das Palestinian Museum der palästinensischen Geschichte, Gesellschaft und Kultur eine Plattform bieten, sie darstellen, gestalten und vermitteln. Das ursprünglich in Jerusalem geplante Ausstellungshaus wurde aus politischen Gründen 25 Kilometer nördlich in Bir Zait errichtet, die palästinensische Autonomiebehörde beauftragte dafür Heneghan Peng Architects aus Dublin. In der ersten von zwei Bauphasen entstanden 2016 auf 3.500 Quadratmetern überbauter Fläche ein klimatisierter Galerieraum, ein Amphitheater, eine Cafeteria mit Sitzplätzen im Freien, eine Bibliothek, Klassenzimmer, ein Souvenirladen und Verwaltungsräume. Das Bauwerk ist Teil einer vier Hektar messenden Gartenanlage und soll auf insgesamt 10.000 Quadratmeter erweitert werden.

Blick auf den Museumshügel von Westen: Dominierend ist Kalkstein als das Material, auf dem das Museum nach Plänen von Heneghan Peng architects erbaut wurde
Der lang gestreckte Grundriss, der zwei ausladende Flügel evoziert, fügt sich ein in den bestehenden Höhenverlauf
Luftbild aus östlicher Richtung: Die auf- und absteigende Dachlandschaft ist wie die Fassade umhüllt von hellem Kalkstein

Das Westjordanland (englisch: West Bank) – in Israel offiziell Judäa und Samaria – kennzeichnet eine hügelige Topografie mit in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Kalksteinerhebungen. Diese semiaride, also halbtrockene Landschaft zählt zu den ältesten bevölkerten Gebieten der Welt. Mit Trockenmauern terrassierte Hänge zeugen von einer weitreichenden Geschichte und Kultur seit mehreren tausend Jahren. Der markante Bau des Palästinensischen Museums auf einer flachen Anhöhe über kaskadenartig abfallendem Terrain bezieht sich eindeutig auf seine Umgebung: Der lang gestreckte Grundriss, der zwei ausladende Flügel evoziert, fügt sich ein in den Höhenverlauf. Die kantige, auf- und absteigende Dachlandschaft ist ebenso wie die Fassade umhüllt von hellem Kalkstein. Im Zusammenspiel mit einer Basis aus dem gleichen Material scheint das Ausstellungsgebäude quasi aus dem Berg erwachsen. Weitgehend ebenerdig, überhöht es die zickzackförmigen Konturen der Gärten im Westen, in denen Zitrusfrüchte und aromatische Kräuter gedeihen, und eröffnet den Panoramablick in weite Ferne.

Die Verglasungen im Erdgeschoss, in dem sich außer dem Foyer der Ausstellungsraum, ein Vorführraum, ein Café und die Museumsverwaltung befinden, steigen ebenfalls in der Höhe an und wieder ab. An der Außenseite dienen schwarze, vertikale und spitz zulaufende Einfassungen der Gliederung und spenden dank ihrer enormen Tiefe Schatten. Im Souterrain befindet sich neben dem Archiv ein öffentliches Bildungs- und Forschungszentrum mit Lehrraum und Werkstatt, gen Westen öffnet es sich zu einem Amphitheater aus Kalksteinblöcken. Das Gebäude ist so konzipiert, das wenig Energie für die Klimatechnik aufgewendet werden muss – es gilt als das erste LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) zertifizierte Gebäude Palästinas.

Flachdach

Die geknickten Dachflächen verlaufen als leichte Schrägen. Um ein monolithisches Erscheinungsbild zu erzielen, setzt sich die Fassadenbekleidung auf dem Dach fort. Die Ausführung erfolgt wie bei einem Flachdach, um die Dichtigkeit zu garantieren. In der Aufsicht (Abb. 5) ist zwischen Attika und Dachdeckung eine umlaufende, schmale Fuge erkennbar; darunter sowie in den Kehlen der auf- und absteigenden Dachflächen verbirgt sich eine innenliegende Entwässerung. Vom Vorplatz und dem Amphitheater über die Fassaden bis zur Überdachung dominiert Kalkstein als das Material, auf dem das Palestinian Museum erbaut ist.

Bautafel

Architekt: Heneghan Peng architects, Dublin
Projektbeteiligte: Lara Zureikat, Amman (Freianlagen); T/E/S/S atelier d'ingénierie, Paris (Konzept Fassade); Projacs International, Dubai (Projektmanagement); Bartenbach Lichtlabor (Lichtkonzept)
Bauherr: Taawon-Welfare Association, Ramallah
Fertigstellung: 2016
Standort: Bir Zait, Westjordanland, Palästina
Bildnachweis: Iwan Baan, Amsterdam

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