Orkanen-Gebäude der Universität in Malmö/S

Fassade mit thermisch vorgespanntem Gussglas

Im Zuge der Neunutzung des Hafens plante die Stadt Malmö die Neugründung der Universität (Universitetsholmen). Der städtebauliche Entwurf für die Umgestaltung des Hafengeländes von Diener & Diener erhält die bestehenden Hafenanlagen und Lagerhäuser weitgehend und bildet den Rahmen für das Gebäude der Lehrerausbildung und Bibliothek, das nach dem schwedischen Namen für Sturm - Orkanen - benannt ist.

Punktgelagertes Gussglas der Nordfassade
Gussglas mit Punktlagerung
Absturzsichernde Verglasung im Brüstungsbereich

Als zentraler Neubau entstand das rund 150 Meter lange und 50 Meter breite Gebäude direkt am Wasser. Die Großform des Hauses bezieht sich auf die teilweise für universitäre Zwecke umgenutzten Hafenbauten, während die Glashülle auf die strukturelle Erneuerung der Hafeninsel verweist. Fünf hell verputzte Höfe gliedern das sechsgeschossige Volumen. Im Erdgeschoss schaffen passagenartige Querverbindungen und Ausblicke von der Straße zum Hafenbecken. Der öffentliche Charakter des Gebäudes wird durch ein Café und einen Ausstellungsraum in der Eingangshalle betont. Zusätzlich befinden sich Studienräume, Auditorien und eine Sporthalle und in dem Neubau.

Die Universität beherbergt für einen Zeitraum von 20 Jahren die Hauptbibliothek und das Lehrerausbildungszentrum, das einen späteren Nutzungswechsel ohne große strukturelle Veränderung erlaubt.

Fassaden und Glas
Die je nach Blickwinkel opak und olivgrün oder smaragdfarben und transluzent erscheinende Glasfassade wurde als Licht reflektierende Konstruktion aus Aluminium errichtet. Eine Besonderheit stellen Bereiche von hinterlüfteten Brüstungen und Wandteilen aus strukturiertem Gussglas dar. Die Scheibengrößen mit teilweise absturzsicherer Verglasung reichen bis zu 2,40 x 5,00 m mit eingesetzten Dreh- und Drehkipp-Flügeln. Zum Einsatz kam ein Sonnenschutz-Isolierglas mit einem Schallschutzwert von R`w= 41 dB, einem Ug-Wert < 1,1 W/m²K, einem Energiedurchlassgrad (g-Wert) von g = 27 % und einer Lichtreflexion von LR 0 ~ 15 %.

Die vorgehängte hinterlüftete Fassade im Brüstungsbereich besteht aus gekanteten pulverbeschichteten Aluminiumblechen, der Isolierung und dem speziell hergestellten thermisch vorgespanntem Gussglas in einer Stärke von 12 mm mit der Typenbezeichnung Raywall. Hinter dem Glas angeordnete Buchstaben werden je nach Blickwinkel des Betrachters sichtbar. Das liegt zum einen an der Brechung des Lichts durch das Profil des Glases, zum anderen an der besonderen Eigenschaft der aus gekantetem Aluminiumblech gestanzten und mit poliertem Edelstahl hinterlegten Buchstaben. Das Gussglas reflektiert das Licht unregelmäßig und verdeckt die dahinter liegende Schrift aus glänzendem Metall ebenfalls unregelmäßig. So lässt das Licht die Fassade immer wieder anders erscheinen.

Um eine optische Verbindung zwischen der Pfosten-Riegel-Fassade und der Fassade im Brüstungsbereich herzustellen, wurden die Pfosten aus Sonderprofilen gefertigt, deren Struktur der Glasoptik ähnlich ist. Ebenso ist die Oberfläche der aus statischen Gründen erforderlichen Punkthalterungen des Gussglases vertikal geriffelt. Die Punkthalter sichern das Glas, wo die Angriffsflächen des Windes liegen, d.h. im Bereich des Vordachs und des oberen Gebäudeabschlusses.

Durch Vorfertigung der Fassadenelemente wurde die Aufgabe fertigungstechnisch und ökonomisch optimiert.

Bautafel

Architekten: Diener & Diener Architekten, Basel/CH und Fojab arkitekter, Malmö/S
Projektbeteiligte: Fojab Architekten, Lund (Innenausbau); Per Friberg, Lund (Außenanlagen); Centerlöf & Holmberg, Lund (Tragwerksplanung); Heitkamp, Ratingen (Generalunternehmer); Feldhaus Fenster + Fassaden, Emsdetten, Flex Fassader, Örebro (Fassade)
Bauherr: DIL Nordic AB, Deutsche Bank, Stockholm mit Nutzer Malmö Högskola, Malmö
Fertigstellung: Juni 2005
Standort: Nordenskjöldsgatan 10, Malmö, Schweden
Bildnachweis: Ake E:son Lindman, Bromma/S (1-3); Björn Lundgren, Malmö/S (4)

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