Ordos Art Museum in der Mongolei

Chinesischer Schiefer

Im Südwesten der autonomen Inneren Mongolei liegt Ordos, eine bezirksfreie Stadt mit 1,4 Mio. Einwohner. Sie ist Teil einer steppen- und wüstenhaften Landschaft, nur durchbrochen vom legendären Gelbe Fluss. An dessen Nordufer erschafft die Stadtverwaltung derzeit einen sogenannten Kunst- und Kultur-Korridor aus einer Vielzahl verschiedener, öffentlich zugänglicher Gebäude.

Blick in den ersten Innenhof
Treppe aus Schiefer
Die Strandviper in Form einer Acht

Das erste zum New Civic Centre gehörende Haus war 2007 das Ordos Art Museum. Geplant wurde das Ausstellungshaus von den chinesischen Architekten DnA Design and Architecture aus Peking, deren erster Entwurfsgedanke einem Wüstentier galt: Die Form des Gebäudes sollte einer sich aufrichtenden Strandviper gleichen. Diesem Bild entspricht heute nicht nur die einer Acht ähnelnde Grundform des Hauses, auch die Anordnung der Ausstellungsbereiche als zusammenhängende Raumfolge erinnert an eine sich windende Schlange. Konsequent ließen die Architekten das Museum in einem aufgeständerten Kopfbau enden, der sich durch großflächige Verglasungen im Erdgeschoss vom Sandboden abhebt.

Der Eingang befindet sich ebenerdig in einem rechteckigen Innenhof, darunter liegen nur das Archiv und die Lagerräume. Neben der Lobby planten die Architekten nur einen einzelnen Büroraum und die sanitären Einrichtungen, danach beginnen die zusammenhängenden Galerien. Diese reihen sich ohne Türen oder Trennwände in dem langgestreckten, schmalen Volumen aneinander und werden als durchgehender Ausstellungsraum bis in den Kopf hinein fortgeführt. Nur unterbrochen von Treppen, Gebäudekanten, Richtungsänderungen oder schmaleren Übergängen entwickeln sich die Räume horizontal und vertikal entlang der Gebäudeform.

Über große Öffnungen und eine Vielzahl von Oberlichtern entstehen auf diesem Weg einerseits spannungsreiche Tageslichtsituationen und andererseits viele verschiedene, gerahmte Aussichten in die Landschaft bzw. den Himmel. So werden die Grenzen zwischen Kunstwerken und Ausblicken in die einmalige Steppenlandschaft aufgehoben.

Schiefer
Das gesamte Volumen ist umhüllt von einer Haut aus Schiefer. Alle Fassaden- und Dachflächen wurden mit Schieferplatten als vorgehängte hinterlüftete Fassadenkonstruktion ausgeführt. Die verwendeten Platten stammen aus der Provinz Nord Hebei, sind also aus der Region, und werden einfach Blauer Schiefer genannt. Ein Name, der über die bräunliche Färbung des Stein hinwegtäuscht. Die starken Farbnuancen der einzelnen Platten verstärken das Bild der Viper zusätzlich: Von Ferne verleihen sie dem Haus ein schuppiges, schlangenhautähnliches Äußeres.

Die spaltrauen Schiefer der Fassade weisen zwei verschiedene Maße auf: Sie kamen als rechteckige (45  x 90 cm) und quadratische (45 x 45 cm) Platten zur Ausführung. Ihre Befestigung erfolgte auf Metallrahmen, die wiederum vor einer Dämmschicht angebracht wurden. Die Deckart wird als symmetrisch bezeichnet und ähnelt den uns bekannten Natursteinfassaden.

Auch im Inneren des Museum wollten die Architekten nicht auf Schiefer verzichten und ließen auf der gesamten, 2.700 m² großen Grundfläche den Naturstein (im Format 45 x 45 cm) als durchgehenden Bodenbelag verlegen. Die Kontinuität des Materials spielte offensichtlich eine große Rolle: Auch alle Treppenstufen und die Raumübergänge sind mit Schiefer gestaltet. Die Maße der ebenfalls spaltrauen Bodenplatten entsprechen denen der quadratischen Fassadenschiefer, allerdings wurden im Innenraum alle Bodenflächen versiegelt, um sie strapazierfähiger zu gestalten.

Auf die Frage, warum sie sich für das Material entschieden hätten, antworteten die Architekten pragmatisch: „Schiefer ist ein typisch nordchinesisches Material, die gewählten Konstruktionen sind es ebenfalls. Außerdem ist Schiefer bezahlbar, nachhaltig und entspricht dem örtlichen Klima.“

Bautafel

Architekten: DnA Design and Architecture, Beijing
Projektbeteiligte: Tiantian Xu, Guillaume Aubry, Yingnan Chen, alle Beijing
Bauherr: Ordos Jiangyuan Water Engineering
Fertigstellung: 2007
Standort: Ordos Art Museum, Innere Mongolei

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