Öffentlicher Platz des Kulturzentrums C-Mine in Genk

Schwarzer Schiefer als Reminiszenz an Kohle

Die kleine belgische Stadt Genk war einst ein bedeutendes Kohlerevier und industrielles Zentrum des Landes. Wie viele andere mitteleuropäische Orte mit Kohlevergangenheit durchlief sie seit den 1960er Jahren einen Strukturwandel, der mit der Schließung der letzten Zeche in den 1980er Jahren seinen negativen Höhepunkt erreichte. 2012 eröffnete auf einem ehemaligen Zechengelände ein neues kulturelles Zentrum namens C-Mine. Die Platzgestaltung des Areals erfolgte nach Plänen der niederländischen Landschaftsarchitekten und Stadtplaner Hosper in Zusammenarbeit mit dem Atelier Ruimtelijk Advies aus dem belgischen Berchem.

Der alte Förderturm an der Ostseite
An der Nordseite des Platzes befindet sich das Kulturzentrum Genk
Einfassung der grasbewachsenen, inselähnlichen Flächen durch abgetreppte Schieferplatten

Die alten Zechengebäude rund um den Platz wurden renoviert und beinhalten nun verschiedene kulturelle und gewerbliche Einrichtungen wie Kulturzentrum, Theater, Kino und Restaurants. An der Westseite entstand ein Gebäude für die Akademie Medien und Design. Der offene Platz dient als Treffpunkt und Veranstaltungsort, zwei hoch aufragende Fördertürme machen ihn weithin sichtbar.

Die rechteckige Platzfläche ist durch keil- und trapezähnliche Formen strukturiert: Ein kleines Wasserbecken seitlich des größeren Förderturms im Nordwesten und zwölf grasbewachsene, leicht erhöhte inselähnliche Ebenen, verteilen sich über die Nord- und Ostseite des Platzes. Deren höchste Kanten weisen zur Platzmitte und sind eingefasst von sanft abgetreppten Bruchsteinmauern, die zum Verweilen einladen. Die spitzwinkeligen Formen finden ihre Entsprechung in drei dynamisch auf der Ebene verteilten Bodenbelägen: Schiefer als Plattenbelag, grob gehauener und sehr feiner Schiefersplitt. Die kantigen, freien Formen der unterschiedlichen Beläge ziehen sich als unregelmäßige Streifen von Westen nach Osten über den Platz, der von den Schieferplatten als äußere Struktur gerahmt und optisch zusammengefasst wird (siehe Lageplan Abb. 12).

Die Designerin Carmela Bogman schuf Stühle aus gefaltetem Edelstahl, die in vier Zonen des städtischen Platzes frei angeordnet sind und kleine Sitzgruppen bilden. Sie sind leicht demontierbar und lassen sich bei Großveranstaltungen oder für einen barrierefreien Zugang umstellen. Zur atmosphärischen Gestaltung sind LED-Lampen und Wassernebeldüsen in den Boden eingelassen: Der Wasserdunst bewirkt auch bei freundlichen Witterungsverhältnissen ein leichtes „Untertage-Flair“, die Beleuchtung von unten ist so zu modifizieren, dass warmweiße Lichtspiele im Normalbetrieb oder dramatische Effekte während nächtlicher Veranstaltungen einander abwechseln können.

Schiefer
Als Reminiszenz an die Kohle, das sogenannte schwarze Gold, wurde der gesamte Platz mit Schiefer gestaltet. Drei Zentimeter dicke Platten im Polygonalverband rahmen die Anlage. Ihre unregelmäßigen Abmessungen sollen an die Steine großer Abraumhalden erinnern: Der Müll der Kohleförderung befestigt damit den Grund der heutigen Stadt. Gleichzeitig dient grober und feiner Schiefersplitt als Bodenbelag: Sie wechseln sich ab, machen das Gehen stellenweise beschwerlich und sollen an die alltäglichen Anstrengungen im Bergbau erinnern. Und auch die Bruchsteinmauern bzw. -treppen der begrünten Inseln bestehen aus Schiefer.

Dieser stammt aus einem belgischen Schieferbruch bei Herbeumont und weist eine sehr dunkle schwarzgraue Färbung auf (Herbeumont ist einer der wenigen Schieferbrüche, die wiedereröffnet wurden – seit 2005 wird dort erneut Schiefer gewonnen). Der belgische Naturstein ist sehr glatt bzw. homogen und besonders gut spaltbar. Die Polygonalplatten haben unterschiedliche Abmessungen, pro Quadratmeter wurden vier bis sieben Platten verwendet. Zum Einsatz kamen außerdem zwei rechteckige Formate von 10/30 cm und 30/60 cm. Diese sind im Mittel 6 cm stark und liegen in einem 2,5 cm dicken Mörtelbett. Die Schiefersteine der getreppten Mauern sind etwa 3 cm dick, dazwischen befindet sich eine 1 cm dicke Mörtelschicht. Die beiden unterschiedlichen Schiefersplittarten sind lose verlegt und durch an den Kanten verlaufende Lichtstreifen voneinander getrennt.

Bautafel

Architekten: Hosper, landscape architecture and urban design; Haarlem und Atelier Ruimtelijk Advies, Berchem
Projektbeteiligte: Carmela Bogman, Haarlem (Design Stühle); Painting with Light, Bekkevoort (Lichtkunst)
Bauherr: Stadt Genk
Fertigstellung: 2012
Standort: C-Mine Kulturzentrum, 3600 Genk
Bildnachweis: Pieter Kers, Amsterdam; Hosper, landscape architecture and urban design; Haarlem

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