Nivelliersysteme

Mit dem Aufkommen der sehr großformatigen und äußerst dünnen Fliesen haben sich die Schwierigkeiten für die Verleger erhöht, perfekt ebene Wand- und Bodenflächen herzustellen. Abhilfe versprechen hier neuartige Verlegehilfen: sogenannte Nivelliersysteme. Zwei Systeme – ein mit Druck und ein mit Zug arbeitendes – konkurrieren im Wesentlichen miteinander; von beiden Systemtypen sind bereits etliche Varianten erhältlich.

Drucksystem mit Laschen und Keilen für den Boden
Drucksystem mit Laschen und Keilen für die Wand
Nach der Verlegung werden die Keile eingeschoben...

Gleich ist beiden Systemen, dass bei der Verlegung im Fugenbereich Kunststoff-Teller etwa sieben Zentimeter von den Ecken entfernt unter die verlegten Fliesen gelegt werden, an denen Laschen – meist in Stiftform – angebracht sind, die einige Zentimeter nach oben aus der Fuge herausschauen. Beim Drucksystem wird nach der Verlegung zweier benachbarter Fliesen ein Keil in die Öffnung der herausschauenden Lasche (in Form eines Torbogens) geschoben. Dies erfolgt mit einer speziell hierfür vorgesehenen Zange. Dabei drückt die eine Fliese die andere soweit herab, bis beide ohne Höhenversatz exakt planparallel liegen.

Bei beiden Systemen kann – je nach Fliesengröße – sogar ein frisch verlegter Belag bereits vorsichtig betreten werden, da sich die Fliesen gegeneinander wegen der Laschen nicht verschieben können. Diese weisen im Übrigen je nach Systemvariante nur eine Breite von 1 bis 2 mm auf, so dass Fugenkreuze zusätzlich verwendet werden können, wenn andere Fugenbreiten gewünscht sind.

Zugsysteme
Beim Zugsystem wird, nachdem jeweils die gegenüberliegende Fliese verlegt ist, entweder eine Zughaube auf die aus der Fuge herausschauende Gewindelasche geschraubt oder mit einer speziell hierfür vorgesehenen Spannpistole (mit Zugkraft-Einstellung) eine auf den herausschauenden Stift aufgesetzte Kappe gegen ein Widerlager gezogen und somit die Fliesen gegeneinander parallel verspannt. Nach dem Abbindeprozess des Klebers werden die Hauben vom Widerlager mithilfe der gleichen Spannpistole (verfügt über eine Schneideeinstellung) geschnitten und können wiederverwendet werden. Bei der Zughauben-Variante (ähnliche Verfahren arbeiten mit Saugkappen oder Hütchen) werden die Fliesen ebenfalls exakt auf das Niveau der benachbarten gehoben; hier müssen die Hauben vor der Verfugung abgeschraubt und die Gewindelaschen an der Sollbruchstelle abgebrochen werden, wenn der Kleber getrocknet und der Haftverbund zum Untergrund hergestellt ist.

Ist das Klebstoffbett ausreichend satt ausgebildet, hat das Zugsystem gewisse Vorzüge. Es verhindert, dass sich beim Abbinden des Klebstoffes die Lage der Fliesen verändert. Somit können auch Flächen mit Naturwerksteinfliesen und -platten oder keramische Fliesen kleineren Formats mit diesem System präzise nivelliert werden.

Drucksysteme
Beim Drucksystem werden die Aufsätze mit einem Kunststoffhammer oder den Schuhen abgestoßen; die Aufsätze besitzen hierfür eine Sollbruchstelle direkt über der unter den Fliesen liegenden Laschen, welche im Kleberbett verbleiben. Dabei ist darauf zu achten, dass das Abstoßen seitlich gegen die Zuglasche erfolgt und nicht in Keilrichtung. Anschließend kann die Fläche verfugt werden.

Das Drucksystem eignet sich besonders für großformatige Fliesen – etwa die 6 mm starken und im Dielenformat 240 cm langen Holzimitatfliesen –, da diese aufgrund ihres Herstellungsverfahrens (kombiniertes Strang- und Trockenpressen) über eine gewisse Biegsamkeit verfügen: sie lassen sich gut andrücken, ohne dass auf der anderen Seite der Höhenversatz größer wird (natürlich nur, wenn dort auch ein Nivellierkeil sitzt). Die Großformate werden zwar im Buttering-Floating-Verfahren, also mit Klebstoffauftrag auf Untergrund und zusätzlich der Plattenrückseite, aber dennoch im Dünnbett-Verfahren verlegt, was wegen der verhältnismäßig geringen Klebstoffmenge die Gefahr erhöht, mit einem Zugsystem einzelne Fliesen zu weit aus dem Klebstoffbett herauszuheben.

Fachwissen zum Thema

Beim Buttering-Floating-Verfahren wird der Dünnbettmörtel sowohl auf den Untergrund...

Beim Buttering-Floating-Verfahren wird der Dünnbettmörtel sowohl auf den Untergrund...

Verlegung

Buttering-Floating-Verfahren

Agrob Buchtal, Schwarzenfeld

Dünnbettverlegung Wände auf Zementputz 1, auf Verbundabdichtung 2 und auf Gipskarton-/Gipsfaserplatten 3

Verlegung

Dünnbettverlegung

Die größten Feinsteinzeugfliesen nehmen eine Fläche von 4,50 m² ein

Die größten Feinsteinzeugfliesen nehmen eine Fläche von 4,50 m² ein

Keramische Beläge

Fliesenformate

Elektrische Nassschneidemaschine

Elektrische Nassschneidemaschine

Keramische Beläge

Werkzeuge für die Fliesenbearbeitung und Anwendung

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Fliesen und Platten sponsored by: