Neufert: Bauentwurfslehre

Neufert: Bauentwurfslehre

Ernst Neufert et al.

Grundlagen, Normen, Vorschriften
Springer Vieweg Verlag, Wiesbaden 2021
615 Seiten, über 6000 Abbildungen und Tabellen
gebunden, 20,5 x 29,5 cm

Preis: 154,99 EUR

ISBN 978-3-658-34236-4

Kaum ein Buch ist unter entwerfenden Architektinnen und Architekten derart verbreitet – bis heute findet man „den Neufert“ in nahezu jedem deutschen und vielen internationalen Architekturbüros sowie in den Regalen der Hochschulen. 1936 ist die Bauentwurfslehre, die auf den Vorlesungen seines Autors Ernst Neufert an der Bauhochschule Weimar basiert, erstmals erschienen. Seither wird sie kontinuierlich aktualisiert und überarbeitet. Bis zu seinem Tod 1986 übernahm der Autor diese Aufgabe selbst. Danach kümmerte sich sein Sohn Peter Neufert – ebenfalls Architekt – gemeinsam mit Ludwig Neff um die inhaltliche und grafische Überarbeitung des Handbuches. Seit 2005 bearbeiten Johannes Kister, Professor für Entwerfen und Baukonstruktion an der Hochschule Anhalt in Dessau, in Zusammenarbeit mit Mathias Brockhaus, Matthias Lohmann und Patricia Merkel das Buch, das heute in der 43. Auflage vorliegt.

Schwerpunkte der neuen Auflage sind unter anderem nachhaltiges und ressourcenschonendes Planen. Außerdem liegt der Fokus auf materialgerechtem Entwerfen und Bauen und auf den daraus resultierenden Maß- und Konstruktionsabhängigkeiten. Folgende Themen wurden dahingehend maßgeblich überarbeitet oder neu aufgenommen:

  • Gebäudeenergiegesetz (GEG)
  • Entwerfen und Brandschutzkonzepte
  • Treppen (aktualisierte DIN 18065)
  • Eingangssituationen Wohnungsbau
  • Foyersituationen im Schulbau
  • Elektrotankstellen
  • Küchen- und Ausgabekonzepte in der Gastronomie
  • Tiny Houses
  • Newsroom
  • Tierhaltung und Imkerei

Seit der 42. Auflage können zudem über 16 im Buch verteilte QR-Codes themenrelevante Videos abgerufen werden, in denen bekannte Architektinnen und Architekten ihre Herangehensweise an die entsprechende Entwurfsaufgabe schildern. Beispielsweise erläutert Arno Lederer vom Büro LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei in einem 15-minütigen Clip die Bedeutung von Treppen.

In dem Kapitel Bauteile findet sich ein Unterkapitel zu Treppen, das in die Unterabschnitte Prinzipien, Regeln, Rampen, Wendeltreppen und Fluchtleitern gegliedert ist. Auf fünf Seiten werden hier an zahlreichen Abbildungen die wichtigsten Vorschriften und Maßvorgaben im Treppen- und Geländerbau erörtert. Darauf folgt jeweils ein Unterkapitel zu Fahrtreppen, Fahrsteigen und Aufzügen.

Ambivalenter Entstehungskontext

Davon abgesehen, dass es sich bei dem Buch um ein praktisches und hilfreiches Entwurfswerkzeug handelt, sollte es im Kontext seiner Entstehungszeit nicht unhinterfragt rezipiert werden. Das liegt nicht zuletzt an der Ambivalenz seines Autors. Neufert studierte am Bauhaus und war anschließend in leitender Position unter Walter Gropius beschäftigt. In enger Zusammenarbeit mit Gropius war er unter anderem an der Planung der neuen Bauhausgebäude und der Meisterhäuser in Dessau beteiligt. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten plante Neufert die Auswanderung in die USA. Aufgrund des großen Erfolges seiner Bauentwurfslehre entschied er sich jedoch dazu, in Deutschland zu bleiben, wo er 1939 von Albert Speer beauftragt wurde, das industrielle Bauwesen zu rationalisieren. Seine Bau-Ordnungs-Lehre, die in diesem Zusammenhang entstanden ist, wurde 1943 mit einem Vorwort von Speer im Verlag „Volk und Reich“ veröffentlicht. Im selben Jahr wurde Neufert Reichsbeauftragter für Baunormung und ein Jahr später Mitarbeiter in Speers „Arbeitsstab für den Wiederaufbau bombenzerstörter Städte“.

Die nationalsozialistischen Machthaber schätzten und förderten Neufert. Der Erfolg seiner Bauentwurfslehre trug nicht zuletzt zu seiner Karriere im Dritten Reich bei. Das NS-Regime machte sich den darin verkörperten Organisations- und Rationalisierungswillen zu eigen. Nach dem Zweiten Weltkrieg knüpfte Neufert an seine architektonischen Anfänge an. Die streng funktionalistischen Entwürfe aus dieser Zeit sind von der Formensprache des Bauhauses geprägt. Sein Werdegang kann somit als beispielhaft für all diejenigen gesehen werden, die nach Ende der NS-Zeit die Klassische Moderne der Weimarer Republik fortzuführen versuchten. -np

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