Neue Monte Rosa-Hütte oberhalb von Zermatt/CH

Energie in den Bergen: Mit Solarkollektoren, PV und BHKW

Die Neue Monte Rosa-Hütte im Schweizer Kanton Wallis liegt inmitten einer atemberaubenden Gletscherlandschaft: Auf 2.883 Meter bietet sie ihren Besuchern einen Panoramablick auf das Monte-Rosa-Massiv, den Gornergrat und das Matterhorn. Das spektakuläre Gebäude stammt aus dem Studio Monte Rosa der ETH Zürich und wurde gemeinsam mit dem Schweizer Alpenclub (SAC) realisiert. Der polygonale, energieautarke Bau wirkt wie ein geschliffener Fels in der Berglandschaft und erhielt noch vor seiner Fertigstellung den Spitznamen Bergkristall. Er verfügt über insgesamt fünf Ebenen, vom Keller bis zum 3. Obergeschoss. Auf einer Geschossfläche von 900 m² befinden sich eine Gaststätte, 19 Gäste- und Bergführerzimmer mit insgesamt 120 Betten und den benötigten sanitären Einrichtungen sowie die Hüttenwartwohnung.

Neue Monte Rosa-Hütte oberhalb von Zermatt/CH
Neue Monte Rosa-Hütte oberhalb von Zermatt/CH
Eingebettet in eine atemberaubende Landschaft

Ein durchlaufendes Fensterband in der Aluminiumfassade wickelt sich eineinhalb Mal um das achteckige Gebäude. Es belichtet im Erdgeschoss Küche und Essraum und schraubt sich entlang der Treppe bis zu den Bettgeschossen. Oberhalb des Bandes erhalten die Schlafzellen und Waschräume nur noch durch kleine Sichtfenster den Ausblick in die alpine Landschaft. Im Kellergeschoss sind die Technikräume ebenfalls durch die gleichen kleinen Fensterformate belichtet. Dort befinden sich die Schaltzentrale mit Klimaanlage, der Wassertank und ein Klärwerk.

Innen ist Holz das prägende Material, die Architekten haben es für die Konstruktion, den gesamten Innenausbau sowie für die Möblierung gewählt. Die - einer Hütte in den Alpen angemessene - Atmosphäre steht im starken Kontrast zu der glitzernden Metallfassade.

Solares Bauen
An der Südseite wurde eine 120 m² große Photovoltaik-Anlage montiert, die über eine Speicherbatterie das Gebäude mit Strom versorgt. Ein 60 m² großer thermischer Kollektor erzeugt ausreichend Warmwasser. Die restliche Energie wird über das Rapsöl betriebene Blockheizkraftwerk bereitgestellt, das im Notfall die Versorgung mit Wärme und Elektrizität übernimmt, wenn die Photovoltaik-Anlage ausfallen sollte. Lediglich zum Kochen kommt Erdgas zum Einsatz, dass wie die Lebensmittel und das Rapsöl per Hubschrauber angeliefert wird.

Die Klimatisierung der gesamten Hütte erfolgt über eine automatisierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung. 90 % des gesamten Energiebedarfs wird über Solarenergie gedeckt, lediglich die verbleibenden 10% müssen noch durch die Luft transportiert werden. Der hohe Grad an Energieautarkie ist dem sehr differenzierten Energiemanagement zu verdanken: Die relevanten Größen, wie Klimadaten, Besucherzahlen etc. werden von der Hütte an die ETH Zürich übermittelt, die dementsprechend alle haustechnischen Vorgänge computergestützt optimiert. Deshalb steht das Gebäude auch nach der Inbetriebnahme weiterhin der ETH Zürich als Forschungsobjekt im Bereich Energie- und Gebäudetechnik zur Verfügung. Insgesamt werden die CO²-Emissionen pro Übernachtung im Vergleich zur alten Hütte aus dem Jahr 1895 um mehr als zwei Drittel gesenkt.
 
Aufgrund der extremen Lage könnte auch die Windkraft zur zusätzlichen Stromerzeugung genützt werden. Aus Kostengründen kam diese Alternative jedoch vorerst nicht zur Ausführung, die bautechnischen Grundlagen für eine spätere Installation sind aber bereits vorgesehen.

Die Klimaschutzorganisation myclimate hat ergänzend das Konzept eines „Klimalehrpfades Neue Monte Rosa-Hütte” erarbeitet. Geplant sind rund zehn Stationen, die auf dem Weg zur Hütte sowie um bzw. im Gebäude über den Klimawandel und den Einfluss des Menschen darauf informieren. Die Hütte dient dabei als Anschauungsobjekt.

Die Monte-Rosa-Hütte ist am 17. September 2010 offiziell mit dem Minergie-P-Zertifikat ausgezeichnet worden.

Bautafel

Architekten: Studio Monte Rosa, Zürich/CH; Bearth & Deplazes Architekten, Chur/CH
Projektbeteiligte: Architektur + Design, Zermatt (Ausführung und Bauleitung); Lauber IWISA, Naters (Energie- und Gebäudetechnik); WGG Schnetzer Puskas Ingenieure, Basel (Statik); Matterhorn Engineering, Zermatt (Statik); BWS Labor, Winterthur (Bauphysik); ETH Zürich (Digitale Fabrikation und Beratung Nachhaltigkeit); Hochschule Luzern, Horw (Beratung Energie- und Gebäudetechnik); Siemens Suisse, Zürich (Beratung Energie- und Gebäudetechnik)
Bauherr: Sektion Monte Rosa des Schweizer Alpen-Club SAC
Fertigstellung: 2009
Standort: Monte Rosa, oberhalb von Zermatt
Bildnachweis:  ETH-Studio Monte Rosa/Tonatiuh Ambrosetti

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