Neue Architekturfakultät der HfT in Stuttgart

Auf das Wesentliche reduzierter Sichtbetonbau

Bauten für Hochschulen und Universitäten unterliegen oft starken Kostenzwängen. Entsprechend knapp sind bei solchen Projekten dann auch die Budgets für Innenausstattung. Dass man aus dieser Not auch eine Tugend machen kann, demonstrieren Berger Röcker Architekten eindrucksvoll mit ihrem Neubau für die Hochschule für Technik (HfT) mitten in Stuttgart. Bei dem Erweiterungsbau wird bewusst auf überflüssige Verkleidungen verzichtet und sogar die Haustechnik unverhüllt exponiert.

Vertikale, außen liegende Fensterstreifen deuten an der Fassade Lichthöfe im Innern an.
Tief eingeschnittene Fensterbänder markieren die Lage der Unterrichtsräume.
Lichthöfe gewährleisten die Belichtung der inneren Zonen.

Zentrale Lichthöfe

Der sogenannte Bau 8 schließt sich westlich des Hauptgebäudes auf dem zentralen Campus an und beherbergt die Fakultät für Architektur und Gestaltung. Sein quaderförmiger Baukörper besteht aus drei parallelen Riegeln für Unterrichtsräume in Nord-Süd-Richtung, zwischen denen eine mehrgeschossige Galerie und ein offener Patio liegen. Diese Lichthöfe gewährleisten auch bei großer Gebäudetiefe eine Belichtung der inneren Zonen auf der vollen Gebäudehöhe. Die zentral angeordneten Flure erhalten so viel Tageslicht. Im Erdgeschoss verbindet ein quer liegendes Foyer die einzelnen Bereiche. Es erschließt zwei der insgesamt vier an den Ecken des Gebäudes liegenden Treppenhäuser sowie Hörsäle, ein Lichtlabor und eine Veranstaltungsküche.

Kerngedämmter Sichtbeton

Der gesamte Bau ist vollständig in kerngedämmtem Sichtbeton ausgeführt. Kein zusätzliches Material versperrt die Sicht auf die massive Tragstruktur und auch im Innern sind die tragenden Wände und Stützen in ihrem Rohbauzustand sichtbar. Horizontale, tief eingeschnittene Fensterbänder im Osten und Westen markieren die Lage der Unterrichtsräume an der Fassade. Vertikale, außen liegende Fensterstreifen deuten an den Stirnseiten im Norden und Süden des Gebäudes auf die Lichthöfe hin.

Klares Raster, modulare Ausstattung

Der leichte Innenausbau ist deutlich sichtbar vom Rohbau abgestezt und beschränkt sich auf technisch notwendige Elemente wie Trennwände, Türen und Glaspaneele sowie technische Infrastruktur. Durch die disziplinierte Rasterung des Rohbaus konnte die innere Ausstattung modular aufgebaut werden und überzeugt so durch die selbstverständlich wirkende Fügung ihrer Komponenten. Verkabelung und Lüftung wurden nach funktionalen Kriterien sichtbar angebracht und entwickeln eine eigene Ästhetik. Durch das sichtbare Zusammenbringen all seiner Bestandteile wird demonstriert, dass es nichts zu verbergen gibt. Damit eignet sich das Haus bestens als Anschauungsobjekt für die Architekturstudenten, die es bevölkern. Die Farbpalette beschränkt sich fast überall auf Grautöne, die mit den Oberflächen von Materialien wie Beton oder Aluminium, wie etwa bei den Schaltern, harmonieren. Einzig die sanitären Anlagen erhielten einen farbintensiven Anstrich auf Wand und Boden.

Lineare Leuchten

Der Idee, sämtliche notwendigen Bausteine des Gebäudes sichtbar zu lassen, folgt auch die Beleuchtung. Alle Leuchtkörper sind sichtbar montiert, in den meisten Fällen als lineare Lampen direkt auf der Rohdecke. Die Produktauswahl variiert der jeweiligen Nutzung entsprechend. Langfeldleuchten und LED-Leuchten kommen genauso zum Einsatz wie Spezialleuchten für Sonderzwecke. Ihnen allen ist gemein, dass sie logisch und sorgfältig arrangiert wurden und dadurch in ihrem Zusammenspiel mit den übrigen Ausbauelementen überzeugen.

Die streng rationale Vorgehensweise ermöglicht es, für jede Nutzung das richtige Produkt ungeniert an der aus technischer Sicht optimalen Stelle zu platzieren, denn das gleiche Prinzip wurde auch für die übrige Technik des Gebäudes angewendet. Räume mit Fassadenanschluss sind fast immer auf einer vollen Seite befenstert, wodurch die Tageslichtausbeute maximiert wird.

Bautafel

Architekten: Berger Röcker Architekten, Stuttgart
Projektbeteiligte: Mayr Ludescher Partner, Stuttgart (Tragwerksplanung); Carpus+Partner, Aachen/Ulm (HLS-Planung); Conplaning, Ulm (Elektroplanung); Pfrommer + Roeder, Stuttgart (Außenanlagen); Lwkonzept Brandschutz, Stuttgart (Brandschutzplanung); Alexander Szichta, Stuttgart (Bodengutachter); Wiesler Zwirlein Architekten, Stuttgart, i. A. von Berger Röcker Architekten (Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordination); Jung, Schalksmühle (Schalter)
Bauherr: Land Baden-Württemberg, Stuttgart
Fertigstellung: 2016
Standort: Breitscheidstraße 5, 70174 Stuttgart
Bildnachweis: Niels Schubert, Stuttgart/Jung, Schalksmühle

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