Nasa Orbit Pavillon in New York City

Begehbare Schneckenmuschel macht Satelliten hörbar

Die Faszination einer Schneckenmuschel, die man als Kind ans Ohr hielt, um das vermeintlich eingefangene Meeresrauschen zu hören, inspirierte die New Yorker Architekten Jason Klimoski und Lesley Chang von StudioKCA zum Entwurf des Nasa Orbit Pavillon. Für das jährlich stattfindende World Science Festival in New York, bei dem Mitarbeiter der Nasa und Forscher über die wichtigsten Themen der aktuellen Wissenschaft diskutieren, erhielt das Büro von der US-Behörde den Auftrag, einen temporären Ausstellungspavillon zu bauen, der die Umlaufbahnen von insgesamt 19 um die Erde kreisenden Nasa-Satelliten sichtbar und ihre im Weltraum lautlosen Geräusche hörbar macht. Die Architekten schufen eine begehbare schneckenförmige Muschel, deren Form eine innere Grundfläche von ca. 65 Quadratmetern umfasst. Im Zentrum des Pavillons befindet sich eine neun Meter große, runde Öffnung als Oberlicht.

Innenraum der Meeresschnecke mit einer neun Meter großen Öffnung als Oberlicht mit Blick in den Himmel
Die langen gleichmäßigen Schlitze in der Aluminiumfassade sind entsprechend der zirkulierenden Gesamtschale angeordnet und beschreiben die Umlaufbahnen der kreisenden Satelliten
Der Pavillon mit einer Grundfläche von rund 65 Quadratmetern wirkt durch seine Form wie eine riesige Resonanzkammer

Der spiralförmige Gang des Objektes führt in eine sogenannte 3-D-Klangkammer im Innern, in der 24 unterschiedlich positionierte Lautsprecher die transformierten und hörbar gemachten Geräusche der kreisenden Satelliten wiedergeben. Jedem Satellit ist ein individuelles Geräusch zugeordnet, das sich auf einem seinem Pendant im Weltall entsprechenden Orbit durch den Muschelraum bewegt. Für den im Zentrum stehenden Besucher entsteht der Eindruck um ihn herum schwirrender Geräusche, deren Umlaufbahnen er durch eine zirkulierende Perforation aus gleichmäßig langen Schlitzen in der Aluminiumhaut des Pavillons visualisiert findet. Die akustische Wiedergabe der Satellitenspuren im Weltraum wurde von dem Soundesigner Shane Myrbeck von Arup komponiert und umgesetzt.

Die Oberfläche des Pavillons besteht aus 28 doppelgekrümmten Schalen, die sich aus 72 wasserstrahlgeschnittenen und sandgestrahlten Aluminium-Paneelen zusammensetzen. Diese wurden auf eine Rahmenkonstruktion aus 400 Metern gebogenen Aluminiumträgern geschraubt, die das spiralförmige Tragwerk bilden. Als Fundament dient ein Ring, der aus 50 Metern CNC-gefrästen Paneelen gefertigt wurde.

Akustik
Der Nasa Orbit Pavillon bedient sich dem Forschungsbereich der Bionik, der Phänomene der Natur auf die Technik überträgt. Die rund fünf Meter hohe Meeresschnecke aus Aluminium wirkt wie eine riesige Resonanzkammer, deren Wände die Schallwellen hin- und herwerfen und die Luft im Innenraum mitschwingen lassen. Wie bei einer echten Schneckenmuschel werden bestimmte Frequenzen verstärkt, andere wiederum abgedämpft. So lässt sich der Eindruck erklären, dass bestimmte Geräusche in der Muschel gefangen werden. Trotz der Perforation, welche die Umlaufbahnen der kreisenden Satelliten nach außen hin beschreibt, war der Anteil der geschlossenen Flächen ausreichend, um die Außengeräusche soweit abschotten, dass die Akustik des Innenraumes nicht beeinträchtigt wird.

Inzwischen ist der Pavillon wieder abgebaut und steht als Forschungsobjekt im Jet Propulsion Laboratory der Nasa in Kalifornien.

Bautafel

Architekten: StudioKCA, New York
Projektbeteiligte: Nasa JPL, Pasadena (Creative Producer); Robert Silman Associates, New York (Tragwerksplanung); Arup, San Francisco (Klangkomposition und 3-D-Audio)
Bauherr: Nasa, Washington, D.C.
Fertigstellung: Sommer 2015
Standort: temporär vom 27. bis 31. Mai 2015, World Science Festival 2015, New York University's Gould Plaza, 40 W. 4th Street, New York, NY 10012, heute im Jet Propulsion Laboratory des Technischen Instituts von Californien, 4800 Oak Grove Dr, Pasadena, CA 91109
Bildnachweis: StudioKCA, New York

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