Nachkriegsbauten der 50er Jahre

Mehr noch als die 1920er-Jahre sind die 50er-Jahre geprägt durch Sparsamkeit, Materialknappheit und einfache Bauweisen. Bei den Häusern dieser Zeit weisen die Außenwände sehr kleine Querschnitte mit schlechten Wärme- und Schallschutzeigenschaften auf. Die Geschossdecken bestehen größtenteils schon aus Stahlbeton, oft mit Verbundestrichen ohne weitere Schallschutzmaßnahmen. Die Dachstühle haben weitgehend chemischen Holzschutz, sind jedoch sehr gering dimensioniert.

Dass in den 1950er-Jahren nicht nur schmucklose Bauten entstanden, zeigt das unter Denkmalschutz stehende Ignatius-Haus in Berlin-Charlottenburg. Es wurde 1956-57 nach einem Entwurf von Johannes Jackel als Ordenshaus errichtet und dient heute als Hotel.

Die meisten Wohnungen verfügen über ein eingebautes Bad, bei den Heizsystemen herrscht noch Einzelofenheizung vor. Die Wohnungsgrößen und -zuschnitte sind einfach und häufig beengt. Die Fenster bestehen aus Holz mit Einfachverglasung, Putz- und Stuckornamente fehlen fast völlig. Einzige Schmuckelemente an den Gebäuden sind in vielen Fällen die Sprossenteilung der Fenster und die Schlagläden aus Holz.

Was muss besonders beachtet werden?

  • Sanierungsschwerpunkt dieser Gebäude sind die Verbesserung von Wärme- und Schallschutz, die Fassadensanierung, die Erneuerung der Dacheindeckung, die Sanierung von Feuchtigkeitsschäden im Keller- und Sockelbereich, sowie die Erneuerung der Haustechnik.

  • Die außerordentlich dünnen Außenwände aus sehr einfachen Materialien und die einfachverglasten Fenster haben einen sehr schlechten Wärmeschutz und müssen wärmetechnisch stark verbessert werden. Aus bauphysikalischer Sicht darf die Erneuerung der Fenster nur in Kombination mit einer Verbesserung des Wärmeschutzes der Wände erfolgen.

  • Die typischen Balkone der 50er Jahre als auskragende Betonkonstruktion sind bautechnisch und bauphysikalisch sehr problematisch. Ihre Sanierung ist schwierig. Häufig ist es einfacher, neue Balkone mit neuer Tragkonstruktion vor die Fassade zu stellen.

  • Ähnlich wie die Häuser der 20er Jahre leben auch die Häuser der 50er Jahre von wenigen Gestaltungsmerkmalen. Bei der Sanierung, insbesondere bei der Erneuerung der Fenster, ist deshalb viel Gestaltungs- und Einfühlungsvermögen erforderlich.

  • Als Folge der oft sehr sparsamen Bauweise sind Schall- und Wärmeschutz fast immer unzureichend.
Typische Merkmale der Nachkriegsbauten
  • Außenwände aus Ziegel-, Schlacke- oder Bimsmauerwerk
  • Wandstärken zwischen 24 und 30 cm
  • Einfache, sparsame Bauweise
  • Massivdecken mit Verbundestrich
  • Massivtreppen
  • Keine Wärmedämmung
  • Teilweise noch Holzbalkendecken
  • Holzfenster mit minimalen Querschnitten
  • Fenstermaterial oft einfaches, wenig haltbares Nadelholz
  • Einfachverglasung
  • Kleine Balkone als auskragende Betonplatte
Typische Schadensbilder und Mängel
Außenwände
  • Unzureichender Schall- und Wärmeschutz der Außenwände
  • Wärmebrücken durch Heizkörpernischen mit geringen Wandstärken
  • Schwierige Konstruktionen mit auskragenden Balkonplatten
Innenwände
  • Unzureichender Schallschutz der Wohnungstrennwände
  • Teilweise Putzschäden
Außenwandbekleidungen
  • Putzschäden in Form von Rissen und Abplatzungen, vor allem im Sockelbereich
  • Putzschäden durch Risse im Mauerwerk
Fenster, Außentüren
  • Undichte, verzogene Fensterrahmen mit oft erheblichen Anstrichschäden
  • Ungenügender Schall- und Wärmeschutz bei Einfachverglasung
Dach
  • Undichtigkeiten von Dächern durch fehlende Unterspannbahn oder beschädigten Mörtelverstrich sowie schadhafte Dachrinnen und Fallrohre
  • Durchfeuchtung und Versottung der Kaminköpfe
  • Ungenügender Wärmeschutz
Geschossdecken
  • Ungenügender Tritt- und Luftschallschutz bei Massivdecken mit Verbundestrichen
  • Ungenügender Wärmeschutz zum Kellergeschoss
  • Ungenügender Wärmeschutz zum Dachgeschoss
Fußböden, Innentüren
  • Schadhafte und ausgetretene Bodenbeläge
  • Korrosionsschäden an Metallleitungen, die in magnesitgebundenen Estrichen (Steinholz) verlegt wurden
  • Anstrichschäden an Innentüren und Türzargen
Geschosstreppen
  • Schadhafte Platten- und Kunststeinbeläge auf Massivtreppen und im Hausflur
  • Ungenügender Trittschallschutz
  • Ungenügender Brandschutz bei Holztreppen
Sanitärinstallation
  • Knapp bemessene Ausstattung der Wohnungen mit Bädern und WC
  • Korrosionsschäden an Wasserleitungen
  • Verstopfte Abflussleitungen im Kellergeschoss
Heizung
  • Häufig noch fehlende Zentralheizung
  • Beschädigte Gussasphaltbeläge in der Nähe von Einzelfeuerstätten
  • Heizungsanlagen ohne Energie sparende Regelungseinrichtungen
Elektroinstallation
  • Teilweise erneuerungsbedürftige Elektroinstallation ohne erforderlichen Schutzleiter
  • Teilweise ungenügende Ausstattung mit Unterverteilungen und Absicherungen
Modernisierungsschwerpunkte
  • Verbesserung der Wärmedämmung von Außenwänden
  • Verbesserung des Schallschutzes von Decken
  • Verbesserung der Wärmedämmung von Dächern
  • Reparatur ausgetretener Estrichböden
  • Verbesserung der Wärmedämmung von Fenstern
  • Erneuerung vorhandener Heizungsanlagen
  • Erneuerung schadhafter Sanitärleitungen