Musikzentrum in Syracuse/USA

Revitalisierung eines Industriegebäudes aus dem 19. Jahrhundert

Im Nordwesten des US-amerikanischen Bundesstaates New York, südlich des Ontariosees, liegt die Industrie- und Handelsstadt Syracuse. Seit den 1990er Jahren hat sie mit einem Rückgang der industriellen Produktion und damit einhergehend mit einer sinkenden Bevölkerungszahl zu kämpfen. Um diesem Prozess entgegenzuwirken und das lang vernachlässigte Gebiet rund um das Stadtzentrum neu zu beleben, hat die Stadt verschiedene Umstrukturierungsmaßnahmen ergriffen, bei denen vor allem kulturelle Einrichtungen entstanden sind.

Das neue Musikzentrum mit angrenzendem Theater
Die verglaste Lobby
In dem mit Blech verkleideten Turm ist die Erschließung untergebracht

Eines der Projekte ist der Umbau eines alten, leer stehenden Backsteingebäudes aus dem 19. Jahrhundert zu einer Begegnungsstätte für Musikinteressierte durch die New Yorker Architekten Fiedler Marciano. Das Gebäude befindet sich zwischen dem neuen Künstlerviertel Armory Square und dem sogenannten SALT-District (Syracuse Art Life Technology). Einst wurden hier elektronische Geräte und Metallwaren hergestellt, nun bieten mehrere Tonstudios und Proberäume Musikern und Künstlern die Möglichkeit, ihrer musischen Begeisterung gemeinsam nachzukommen.

Im Erdgeschoss befinden sich eine Lobby, ein öffentliches Café und drei Tonstudios. Probe- und Unterrichtsräume sind im ersten Obergeschoss untergebracht. In der obersten, zweiten Etage stehen den Musikern drei großzügige Einliegerwohnungen zur Verfügung, die sie temporär mieten können.

Sanierung und Modernisierung
Zur Hauptstraße hin öffnet sich das Gebäude mit drei geschosshohen Schaufensterfronten, hinter denen sich die Tonstudios befinden. Durch unterschiedlich farbige Verglasungen können Passanten die laufenden Aufnahmen beobachten. Die teilweise hinterleuchteten Fensterflächen bestehen aus 3-fach Isolierglas, das die Innenräume vor Geräuschen der naheliegenden Bahntrasse und der Schnellstraße schützt. Die alten, abgenutzten Industrieböden im Erdgeschoss wurden entfernt. Stattdessen wurde ein gebeizter, dunkelbrauner Holzboden verlegt. Darunter befindet sich ein schwimmender Estrich, der Schwingungen der durch vorbeifahrende Züge erzeugten Schallwellen minimieren soll. Zur Verbesserung der Raumakustik wurden außerdem Platten mit schwarzem Stoffüberzug von den Decken abgehängt.

Die Erschließung des Gebäudes erfolgt über einen gläsernen Eingang auf der Rückseite des Hauses in die Lobby. Auch hier kamen farbige Verglasungen zum Einsatz. Als zentraler Treffpunkt geht die Lobby über in ein Café: Hellbraune Vinyl-Böden, Wandtäfelungen aus Sperrholz sowie eine Decke aus Streckmetall prägen das Erscheinungsbild. Einfache, mit verschiedenen Stoffen bezogene Hocker an gelb lackierten Tischen laden zum Verweilen ein. Ansonsten bestimmen Paneele mit Oberflächen aus Holz oder rotem Stoff sowie rückwärtig beleuchtete Acrylglas-Scheiben den Charakter in den Räumen.

In die oberen Geschosse gelangt man über einen markanten Turm, welcher unmittelbar mit der Lobby verbunden ist. Vor der Sanierung hatte dieser ein Satteldach, war teilweise mit hellgrauem Blech verkleidet und wurde über Rundbogenfenster natürlich belichtet. Heute ist der Turm flach gedeckt und mit perforiertem, hellgrauen Wellblech verkleidet. Die Position der Fenster blieb unverändert, sie befinden sich nun allerdings hinter dem Lochblech. Im Gegensatz zum Turm blieb die historische Backsteinfassade des Gebäudes aus Gründen des Denkmalschutzes weitgehend erhalten.

Direkt neben dem Gebäude befindet sich ein kleiner, ehemals brauner Bau, der nicht zur originalen Bausubstanz gehört und ebenfalls von den Architekten umgestaltet wurde. Leuchtend rot verputzt, dient er jetzt als Verbindung zum benachbarten Red House Arts Center, einem kleinen Theater, das ebenfalls in einem sanierten Backsteingebäude seinen Platz gefunden hat. Theater und Tonstudios bilden nun einen gemeinsamen kulturellen Komplex in dieser schwierigen innerstädtischen Lage.

Bautafel

Architekten: Fiedler Marciano Architects, New York/USA
Projektbeteiligte: Ryan-Biggs, Skaneateles Falls/USA (Statik); Onelux Studio, New York/USA (Lichtplanung); Lally Acoustics, New York/USA (Akustikplanung); Environmental Design and Research, Syracuse/USA (Bauingenieure); JFK+M Consulting Group, New York/USA (HKLS-Planung)
Bauherr: Sub Cat Music Studios, New York/USA
Fertigstellung: 2011
Standort: South West Street, New York/USA
Bildnachweis: Chris Cooper Photographer, New York/USA

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