Museum in Dallas

Die Bedeutung der Patina

Es scheint naheliegend, Erinnerung an den Holocaust und Engagement für Menschenrechte miteinander zu verbinden. Dennoch ist das Dallas Holocaust and Human Rights Museum eine von wenigen Einrichtungen weltweit mit einem derartigen Konzept. Auf Initiative von Holocaustüberlebenden wurde 1984 das Dallas Holocaust Museum / Center for Education and Tolerance gegründet, das außer dem nationalsozialistischen Völkermord auch umfassend die internationale Entwicklung der Menschenrechte nach dem Zweiten Weltkrieg und die amerikanische Bürgerrechtsbewegung thematisiert. 2019 ging daraus das Holocaust and Human Rights Museum hervor. Das Büro Omniplan mit Sitz in Dallas und Phoenix hat dafür einen 4.800 Quadratmeter großen Neubau geplant.

Der dreigeschossige Baukörper hat einen U-förmigen Grundriss.
Bis auf das verglaste Foyer hat der Bau einen introvertierten Charakter.
Das zweite Obergeschoss ist mit Kupferblech verkleidet.

Museumshof in historischer Umgebung

Im West End Historic District, einem zur Innenstadt von Dallas gehörenden, einst gewerblich geprägten Quartier mit Lagerhäusern aus dem neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert, hat das Planungsteam einen introvertierten, dreigeschossigen Baukörper mit Stahlrahmenkonstruktion auf U-förmigem Grundriss realisiert. Lediglich die vom Haupteingang im Westen erschlossene und mit ihrer Längsfront zum südlich gelegenen Innenhof orientierte Lobby ist großflächig verglast und verbindet die drei Ebenen über ein offenes Treppenhaus.

Im Erdgeschoss befindet sich neben einem großen Auditorium mit 250 Plätzen, einem Seminarraum mit 50 Plätzen und dem Museumsshop ein Bereich für Sonderausstellungen. Im ersten Obergeschoss sind außer einer Bibliothek Büroräume im Nordflügel, eine Freiterrasse im West- sowie das über zwei Geschosse reichende Auditorium mit oberem Zugang im Ostflügel angeordnet. Das zweite Obergeschoss beherbergt die Dauerausstellungen zur Shoah im Ostflügel, zu den Menschenrechten im Nord- und zur amerikanischen Bürgerrechtsbewegung im Westflügel. Im ersten und zweiten Obergeschoss befinden sich zudem interaktive Räume, in denen die Besuchenden mit eigenen Vorurteilen konfrontiert werden oder aufgezeichnete Augenzeugeninterviews nachverfolgen können.

Wie auch das schräg gegenüberliegende Sixth Floor Museum zur Aufarbeitung des
1963 im West End verübten Kennedy-Attentats, versteht sich das Dallas Holocaust and Human Rights Museum als Impulsgeber für überlokale Diskussionen um soziale Gerechtigkeit und Menschenrechtsfragen.

Fassade: Dunkler Klinker und vorgefertigte Kupferblech Paneele

In Anlehnung an die historischen Backsteinbauten des Quartiers sind die unteren beiden Geschosse mit dunklem Klinker verblendet. Das zweite Obergeschoss, in dem sich die Dauerausstellungen befinden, ist bis auf einen hofseitigen Glaserker vollständig mit vorgefertigten Paneelen aus gefalteten Kupferblechen verkleidet, die mit Edelstahlklammern auf einer Sperrholzunterkonstruktion befestigt sind. Die Kupferpaneele sind wie eine Stülpschalung mit überlappenden Stößen verlegt. Diese verlaufen aber nicht vollständig horizontal, sondern steigen mit leichter Neigung an der Nord- und Westfassade und fallen gleichermaßen an der Süd- und Westfassade wieder ab.

Den Auf- und Abwärtsbewegungen folgend, sind die Fassadenflächen über weite Teile leicht nach außen geknickt, so das zwei Kehlen und ein flacher Grad den plastischen Eindruck eines leicht verrutschten, umlaufenden Bandes erzeugen. Die hier mit der Zeit ansetzende Kupferpatina soll gemäß dem Selbstverständnis des Museums auf subtile Weise die notwendige Ausdauer und Beharrlichkeit in der Vermittlungsarbeit andeuten. Das Obergeschoss kragt leicht über den hohen, backsteinverblendeten Sockel aus, von dem es durch ein schlankes, umlaufendes Leuchtenband abgesetzt ist.

Die Ostfassade ist komplett geschlossen. Dagegen ist die Nordfassade im ersten Obergeschoss regelmäßig durch eine Reihe stehender Lochfenster perforiert, die bis an die auskragende Kante der Kupferverkleidung reichen. Am spannungsreichsten gestaltet ist die Westfront mit dem verglasten Haupteingang im Zentrum. Während Letzterer links vom Backsteinsockel begrenzt ist, tritt rechts mit leichtem Schwung eine mit grauem Zementputz versehene Wand hervor, hinter der sich der Sonderausstellungsbereich verbirgt. Das darüberliegende, homogene Kupferband bindet die drei unterschiedlich behandelten Fassadenabschnitte zusammen. Die graue Wand zieht sich rechts weiter um die Ecke und schließt an der Südseite den Museumshof.

Bautafel

Architektur: Omniplan, Dallas/Phoenix
Projektbeteiligte: Mark Holsinger, Steve Brookover (Projektleiter und Projektarchitekt OMNIPLAN);  Echelon, Atlanta/Dallas/Los Angeles (Projektmanagement); Blum Consulting Engineers, Dallas (TGA-Planung); Datum Engineers, Dallas (Tragwerk); Walter P Moore, Houston (Bauingenieur); Talley Associates (Freiraumgestaltung); Berenbaum, Jacobs & Associates, Los Angeles/Taeneck/Jerusalem (Ausstellungsdesign); Austin Commercial, Dallas-Fort Worth (Generalunternehmer)
Bauherrschaft: The Dallas Holocaust & Human Rights Museum
Fertigstellung: 2019
Standort: 300 N. Houston, Dallas, Texas 75202, USA
Bildnachweis: Jason O’Rear, San Francisco


Fachwissen zum Thema

Vorgehängte, hinterlüftete Fassade aus Titanzinkblech am Jüdischen Museum, Berlin (Beispiel leichte Bekleidungselemente)

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Fassadenelemente

Bekleidungselemente

Goldfarben eloxiertes Aluminium am Berliner Axel-Springer-Hochhaus (1965), Architekten Melchiorre Bega, Gino Franzi, Franz Heinrich Sobotka und Gustav Müller

Goldfarben eloxiertes Aluminium am Berliner Axel-Springer-Hochhaus (1965), Architekten Melchiorre Bega, Gino Franzi, Franz Heinrich Sobotka und Gustav Müller

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Metalle

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