Museum der Bayerischen Könige in Hohenschwangau

Umbau und Erweiterung eines ehemaligen Grandhotels

In malerischer Kulisse und unmittelbarer Nähe der beiden Schlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau entstand am Ufer des Alpsees zwischen 1889 und 1904 das Königliche Hofhotel und Pension zur Alpenrose. Zusammen mit dem sogenannten Jägerhaus, einem lang gestreckten Verbindungsbau und einem kleinen Palmenhaus bildete das dreigeschossige Hotel einen großen Gebäudekomplex, der im 20. Jahrhundert zeitweise auch als Flüchtlingsheim und Schule genutzt wurde und dadurch viele Eingriffe und Änderungen erfahren hatte.

Der eingeschossige Verbindungsbau erhielt eine Glas-Stahl-Aufstockung mit markanter Dachkonstruktion
Blick auf das Museum und den angrenzenden Alpsee
Markante Dachform und -deckung: Drei Tonnengewölbe und Aluschindeln in unterschiedlichen Rottönen

Anlässlich des 125. Todestages des bayerischen Königs Ludwig II. wurde 2011 in den historischen Gemäuern das Museum der Bayerischen Könige eröffnet. Möglich war dies durch die umfassende Modernisierung und Erweiterung der Räumlichkeiten nach Plänen von Staab Architekten aus Berlin. Auf rund 1.000 m² wird nun in fünf Abteilungen die Geschichte des Wittelsbachers Königshauses gezeigt, die bayerischen Könige König Maximilian II. und sein Sohn Ludwig II. stehen dabei im Vordergrund.

Das neue Museum vereint die bestehenden Gebäude. Der früher eingeschossige Verbindungsbau bildet sein Zentrum. Er erhielt einen zeitgemäßen Aufbau mit einem 21 Meter langen Panoramafenster und einer markanten Stahlkuppelkonstruktion, welche die Ausstellung in eine dreischiffige Raumanlage gliedert. In ihrem mittleren Abschnitt ist der zentrale Ausstellungsraum. Drei einfach gekrümmte, miteinander verschweißte Tonnenschalen mit der darüberliegenden, längs spannenden Pfettenebene aus IPE-Trägern, ermöglichen nach dem Zollinger Prinzip eine stützenfreie Konstruktion. Aluminiumschindeln in variierenden Rottönen decken das Dach und ergeben heraldische Muster. Im Inneren erzeugen rautenförmige, LED-hinterleuchtete und transluzente Paneele ein Kunstlichtfirmament unter den Tonnengewölben und setzen die vergoldeten Ausstellungsgegenstände wirkungsvoll in Szene. Spots sorgen für eine weitere Akzentuierung der Exponate. Im Kontrast zum kunstbelichteten Mittelschiff erlauben die tageslichtdurchfluteten, angrenzenden Seitengalerien durch ihre großzügigen Panoramafenster reizvolle Blicke auf das Alpenpanorama, den Alpsee und die beiden benachbarten Schlösser.

Über das Erdgeschoss im Verbindungsbau erfolgt die Erschließung des Museums: Das Foyer ist mit historischen Deckenverkleidungen und hellen Terrazzoböden gestaltet, raumhohe Rundbogenfenster bringen viel Tageslicht hinein. Auch der Alpsee wird in die Gestaltung mit einbezogen – tritt er doch an der verspiegelten Rückwand des Foyers in Erscheinung. Garderobe, sanitären Einrichtungen und der Zugang zum ganz in Blau gehaltenen Palmenhaus sind an das Foyer angeschlossen. Im kleinen Palmenhaus können historische Steinboden-Mosaike, ein Kachelofen, Wandmalereien und eine Glasdecke bewundert werden.

Der Museumsrundgang führt über Treppen in die oben gelegenen Ausstellungsräume und setzt sich bis in das erste OG des historischen Jägerhauses fort. Für den Umbau in diesem Gebäudeteil musste die Statik verändert werden, nicht tragende Wände wurden in Absprache mit der Denkmalpflege entfernt. Zurück geht es über ein bestehendes Treppenhaus wieder ins Erdgeschoss, wo der Museumsshop untergebracht ist. Im einstigen Hotel, welches über einen seitlichen Zugang vom Foyer erreichbar ist, erstrecken sich über die ersten zwei Geschosse gastronomische Einrichtungen mit vorgelagerter Terrasse im EG.

Auch äußerlich erhielt der vierteilige Gebäudekomplex einen neuen Anstrich. Unter der Berücksichtigung der historischen Bausubstanz wurden die Fassaden energetisch erneuert und wieder so hergestellt, wie sie einst ausgesehen haben.

Für den Umbau des historischen Grandhotels erhielten Staab-Architekten den Deutschen Stahlbaupreis 2012.

Bautafel

Architekten: Staab Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Rustler Schmid Architekten, Friedberg (Bauleitung/Fassaden- und Dachsanierung); IFB Frohloff Staffa Kühl Ecker, Berlin (Tragwerkplanung Neubau); Barthel und Maus, München (Tragwerkplanung Altbau); Licht Kunst Licht, Berlin (Lichtplanung); Realgrün, München (Landschaftsplanung)
Bauherr: Wittelsbacher Ausgleichsfonds, München
Fertigstellung: 2011
Standort: Alpseestraße 27, 87645 Hohenschwangau
Bildnachweis: Marcus Ebener, Berlin

Baunetz Architekt*innen

Fachwissen zum Thema

Gebäude aus der Gründerzeit in Berlin

Gebäude aus der Gründerzeit in Berlin

Baualtersstufen

Baualterstufe Gründerzeit/Jahrhundertwende

Erhalten des Erscheinungsbildes

Erhalten des Erscheinungsbildes

Sanierung/​Denkmalschutz

Baumaßnahmen in altbauverträglicher Form

Erhaltenswertes Erscheinungsbild

Erhaltenswertes Erscheinungsbild

Sanierung/​Denkmalschutz

Denkmalschutz und Altbaumodernisierung