Montessori-Schule in Den Haag

Plastische Mauerwerksrippen im doppelten Läuferverband

Auf einem großen dreieckigen Grundstück sind im Den Haager Stadtteil Benoordenhout verschiedene Schulen angeordnet. Zuletzt hinzugekommen ist die nach Plänen des Architekturbüros De Zwarte Hond realisierte Montessori Waalsdorp School. Sie besetzt als zweigeschossiger Neubau mit 2.480 Quadratmetern den nördlichen Teil des Areals. Da sich die Verwaltung wünschte, den Eingang der Schule auf der Ecke des Grundstücks zu realisieren und zwei große Linden an dieser Stelle zu erhalten, wurde der lang gezogene Baukörper parallel zur westlichen Grundstücksgrenze positioniert und die Spitze frei gehalten. Auf diese Weise entstand ein großzügiger Vorplatz. Während die Fassaden an den Gebäudelängsseiten als klassisches Sichtmauerwerk zurückhaltend glatt ausgeführt sind, kennzeichnen markante vertikale Mauerwerksrippen die Stirnseite des Schulbaus zum Vorplatz und verweisen auf den Haupteingang.

Die vertikalen Mauerwerksrippen der Nordfassade bilden 29 cm tiefe Zwischenräume aus
Auch die an den Seiten, aber nach Norden ausgerichteten Fassadenvorsprünge sind als dicht nebeneinander stehende Rippen ausgeführt
Die Zwischenräume in der Fassade werden von den Schülern gerne in die Spiele einbezogen

Die Architekten mussten bei der Konzeption der Innenräume die besonderen Anforderungen der Montessori-Pädagogik berücksichtigen. Das nach Maria Montessori benannte Bildungskonzept beruht auf dem Grundgedanken, dass Kinder „Baumeister ihres Selbst“ sind und Lehrer gemäß der Aufforderung „Hilf mir, es selbst zu tun“ die Kinder dabei unterstützen. Offener Unterricht und Freiarbeit sind essenzieller Teil der Pädagogik. Abweichend vom traditionellen Schulsystem werden die Schüler an der Montessori  Waalsdorp School nicht in Jahrgängen zusammengefasst und unterrichtet, sondern in drei Altersgruppen eingeteilt, die zusammen lernen.

Diese Aufteilung in drei Lerngruppen übernehmen die Architekten auch für die Grundrissorganisation der Schule. Die jüngeren Schüler sind im hinteren Bereich des Erdgeschosses untergebracht, die beiden Gruppen für die älteren Schüler befinden sich im oberen Geschoss. Jede Altersgruppe verfügt über vier ungefähr gleich große Klassenräume, Flure und Zugänge zum Pausenhof. Für Begegnungen zwischen den einzelnen Gruppen sorgt die große Straße – ein multifunktionaler geräumiger Korridor, der Raum für Treffen, Einzelarbeit außerhalb der Klasse und für allerlei Spielaktivitäten bietet. Als kommunikatives Zentrum der Schule dient die Aula im Erdgeschoss, direkt darüber liegt die Sporthalle der Schule im Obergeschoss. Ein Hort mit einem separaten Spielzimmer, ein Werkraum und die Mensa mit Küche ergänzen das Raumprogramm im Erdgeschoss und ermöglichen den Ganztagsschulbetrieb.

Bei der Innenraumgestaltung wurde viel Wert auf natürliche Materialien gelegt und für maximale Transparenz und Offenheit viel Glas eingebaut. Warme Holztöne und zum Teil farbiges Glas sollen für eine angenehme Atmosphäre sorgen und die Kinder so beim Lernen unterstützen. Über zahlreiche Lichtkuppeln auf dem Flachdach gelangt zusätzlich viel Tageslicht in das Innere. Der Branchevereniging van architectenbureaus (BNA), das niederländische Äquivalent zum Bund Deutscher Architekten, sah das als gelungen an und zeichnete das Projekt in der Kategorie „stimulierendes Umfeld“ mit dem BNA-Preis „Bestes Gebäude des Jahres 2015“ aus.

Mauerwerk
Die Schule ist in kostengünstiger Holzrahmenbauweise errichtet und, bezugnehmend auf die Backsteinbauten der Nachbarschaft, mit einer Klinkerfassade umhüllt. Dafür entwickelten die Architekten in Zusammenarbeit mit dem Hersteller einen sandgelben Kohlebrandklinker, der farblich mit den Holzverkleidungen in den Innenräumen korrespondiert. Der Ziegelstein im schmalen Sondermaß von 29 x 9 x 4 cm ist dabei flacher und breiter als die gängigen Formate.

Die zweischaligen Außenwände bestehen aus 19,5 cm starken, vorfabrizierten Holzrahmenelementen, die mit Mineralwolle gedämmt und zum Innenraum mit zwei Lagen Gipskartonplatten beplankt sind. Eine Luftschicht zwischen den Elementen und der außen liegenden Vormauerschale gewährleistet, dass eventuell auftretendes Kondenswasser durch den zirkulierenden Luftstrom trocknen kann. Das 9 cm starke Sichtmauerwerk aus den Kohlebrandklinkern im Sonderformat wurde im doppelten, halbversetzten Läuferverband gemauert, sodass ein blockartiges Muster entsteht. Während an beiden Längsseiten und an der Südseite die Mauerwerksfassaden glatt gehalten sind, wurden die Nordfassade und alle nach Norden ausgerichteten Fassadenvorsprünge am Gebäude mit 29 cm tiefen wie breiten, vertikalen Mauerwerksrippen ausgeführt. Auch sie sind im zweischichtigen Läuferverband gemauert.

Die Fenster erhielten passend zum Farbton des Klinkers bronzefarbene Rahmen aus eloxiertem Aluminium. Der Sonnenschutz wurde unsichtbar im Mauerwerk integriert.

Bautafel

Architekten: De Zwarte Hond Architecten, Groningen/Rotterdam
Projektbeteiligte: Bouwonderneming Stout, Hardinxveld-Giessendam (Bauunternehmen); Hagemeister, Nottuln (Ziegelsteine)
Bauherr: Bestuur van de Montessorischool Waalsdorp, Den Haag
Fertigstellung: 2014
Standort:
Utenbroekestraat 6, 2597 PH Den Haag
Bildnachweis: Daria Scagliola & Stijn Brakkee, Rotterdam; De Zwarte Hond Architecten, Rotterdam/Groningen

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