Modulhaus aus Pappe

Langlebig und vollständig recycelbar

Europäische Witterungsverhältnisse lassen nicht unbedingt an Pappe als das Material der Wahl fürs Eigenheim denken. Zur Erweiterung des Horizontes eignet sich diesbezüglich das Wikkelhouse – denn bei diesem bestehen Boden, Dachflächen und Außenwände aus dem zumeist als Karton bekannten Material. Produziert wird das Papphaus von Fiction Factory, einer Firma in Amsterdam, deren Mitarbeiter auch Theaterkulissen, Messestände und Geschäfte entwerfen und bauen. Nach vier Jahren Entwicklungszeit ist das vollständig recycelbare Häuschen nun in den Beneluxländern, Frankreich, Großbritannien, Dänemark und Deutschland verfügbar.

k-Wikkelhouse_YW-hr.jpg
k-FF_wikkelhouse-detail_YW_7086-hr
k-Wikkelhouse-livingroom_YW-hr.jpg

Der Hersteller prophezeit dem Modulbau bei regelmäßiger Wartung eine Lebensdauer von mindestens fünfzig Jahren. Die 3,50 Meter hohen, 4,60 Meter breiten und 1,20 Meter langen Module können innerhalb eines einzigen Tages aufgebaut werden. Sie lassen sich in beliebiger Anzahl bis zur gewünschten Größe miteinander verbinden. Die Nutzung des Gebäudes ist flexibel: neben einem Wohnraum, einem Büro oder einer Ausstellungsfläche ist auch anderes denkbar. Das nachträgliche Anfügen weiterer Module ist ebenfalls möglich – beispielsweise, wenn ein Kinderzimmer benötigt wird. Das Haus wächst jedoch nur in der Länge; an der Entwicklung komplexerer Grundrisse wird noch geforscht.

Die Satteldachform besteht aus 24 Schichten Wellpappe, die mit einem Naturklebstoff verleimt sind. Die Pappe wird aus skandinavischem Holz hergestellt, das aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt. Die erforderliche Holzmenge soll ein Drittel dessen betragen, was für ein herkömmliches Holzhaus aufgewendet werden muss. Der Name Wikkelhouse ist abgeleitet vom niederländischen „wikkelen“, was im Deutschen „einwickeln“ bedeutet. Das entspricht so ziemlich dem Produktionsprozess: Die Pappe wird in einer speziellen Maschine um eine Form gewickelt und dabei zugleich verklebt. Dieser Vorgang benötigt rund vierzig Minuten. Danach trocknet die Form für einen Zeitraum von 24 Stunden. So entsteht eine stabile, dank der in der Wellpappe enthaltenen Luftpolster isolierende Sandwichstruktur. Diese wird mit einer wasserdichten, atmungsaktiven Schutz­folie versehen und anschließend mit Holz verschalt. Da die Folie im Laufe der Zeit porös wird, muss sie alle 15 Jahre ausgetauscht werden.

Auch die Innenverkleidung erfolgt aus Holz. Ein zwischen Pappwand und Holzverkleidung verbleibender Luftspalt nimmt später die Verbindungsstücke der Module sowie die Elektroleitungen auf. In die Fassaden können Bullaugenfenster eingeschnitten werden. Je nach Wunsch des Bauherrn können die Giebelseiten geschlossen oder in Glas ausgeführt werden. Auch der Einbau von Küche oder Bad ist möglich. Aufgrund des geringen Gewichts von 400 Kilogramm je Element wird kein Fundament benötigt. Im Falle eines Umzugs lassen sich die Module auseinanderbauen und an anderer Stelle wieder zusammensetzen.

Design und Produktion: Fiction Factory, Amsterdam

Fachwissen zum Thema

Winzig

Bücher

Winzig