Militärhistorisches Museum in Dresden

Dramatische Geste aus Glas und Stahl

Mit einer Ausstellungsfläche von mehr als 19.000 m² ist das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden das größte seiner Art in Deutschland. Zwischen 1873 bis 1877 als dreiflügeliges Arsenalgebäude am Dresdner Olbrichtplatz erbaut, wurde es bereits 20 Jahre später erst teilweise, später gänzlich als Armeemuseum genutzt. Ab 1940 diente es als „Heeresmuseum“ der Wehrmacht, nach 1957 als „Armeemuseum der DDR“, 1990 erfolgte die Übernahme durch die Bundeswehr. Sie machte es kurze Zeit später zu ihrem zentralen Museum und ließ es 2011 durch das Büro Daniel Libeskind umbauen bzw. erweitern.

Von innen ist der Keil fast komplett verglast, hier eine Galerie
Alle Scheiben im Keil haben unterschiedliche Abmessungen
An der durch einen Luftangriff zerstörten Stelle wird das Museum von einem markanten Keil durchstoßen

Und das ist nicht zu übersehen. Wie bei seinen anderen Bauten, hat der Architekt auch hier die dramatische Geste gewählt. Er lässt den neobarocken Altbau aus cremefarbenem Sandstein von einem riesigen Stahlkeil durchstoßen. Betont asymmetrisch, schiefwinklig, metallisch zerteilt er die säulenverzierte Fassade des Mittelflügels und überragt sie an dieser Stelle um 8,00 m. An seinem höchsten Punkt ist der stählerne Keil 30,00 m hoch. Dort, wo er in das Museum eindringt, fielen die ersten Bomben in der Nacht vom 13. Februar 1945 auf Dresden.

Die Durchdringung von Alt und Neu setzt sich im Gebäudeinneren fort. Wandstücke und Stützen wurden herausgeschnitten; die geneigten Wände und die stütztenfreien Räume des Keils brechen Öffnungen in die Gewölbe des Altbaus. Dazwischen behauptet sich die räumlich und inhaltlich äußerst geschickt konzipierte Ausstellung, die von den beiden Büros HG Merz und Holzer Kobler gemeinsam erarbeitet wurde. Sie schafft eine angenehm unaufdringliche Atmosphäre in den schrägen Räumen, welche die Besucher wieder und wieder auf die Schrecklichkeit des Krieges hinweisen sollen.

Glas
Hinter der äußeren Metallfassade des Keils verbirgt sich viel Glas. Der begehbare Bereich ist mit rund 250 m² Isolier-, Sonnenschutz- und Sicherheitsglas ausgestattet. Das Besondere an den Verglasungen sind ihre variierenden Abmessungen, keine Scheibe gleicht einer anderen, alle Maße sind unterschiedlich. Die größten Scheibenabmessungen liegen bei etwa 4,50 x 1,15 m.

Für den optimalen Tageslichteinfall in den Ausstellungsbereichen kam für die rund 790 m² umfassende Verglasung des Altbaus extra klares Glas, sogenanntes Weißglas, zum Einsatz. Es ist mit einer Sonnenschutzbeschichtung ausgerüstet, welche die Überhitzung der Räume verhindert und die solare Strahlung eindämmt. Alarmspinnen sichern das Glas gegen Einbruch. Bei ihnen handelt es sich um elektrisch leitende, flache Drahtschleifen in den Ecken der Glasscheibe, die unter Schwachstrom gesetzt werden. Bricht das Glas, wird der Stromkreislauf unterbrochen und damit die Einbruchmeldeanlage ausgelöst. Für Teilbereiche wurde aus Gründen des Brandschutzes der Einsatz von Brandschutzisolierglas notwendig. Um optische Unterschiede zu vermeiden, wurden die gleichen Sonnenschutzschichten und Basisgläser wie für die restlichen Gläser verwendet.

Bautafel

Architekten: Daniel Libeskind, Zürich (Entwurf), rw+ Gesellschaft von Architekten, Berlin (Ausführung)
Projektbeteiligte: Holzer Kobler Architekturen, Zürich und HG Merz Architekten, Berlin und Stuttgart (Ausstellung); GSE Ingenieur-Gesellschaft, Berlin (Tragwerksplanung); Thiele Glas Werk, Wermsdorf; Saint-Gobain Glassolutions, Flachglaswerk Radeburg (Glasveredelung); Vetrotech Saint-Gobain, Meerbusch (Glashersteller); Tischlerei Pötschke, Löbau (Fensterbau); Josef Gartner, Gundelfingen (Fassade); FLZ Stahl- und Metallbau, Lauterbach/Rügen (Metallbau)
Bauherr: Bundeswehr
Fertigstellung: Oktober 2011
Standort: Olbrichtplatz 2, 01099 Dresden
Bildnachweis: Christoph Seelbach, Köln

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