Mensa der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde

Holzbau aus heimischer Fichte mit Zellulosedämmung und Lärchenschalung

Umgeben von ausgedehnten Waldgebieten, im Norden gefasst durch den Oder-Havel-Kanal liegt Eberswalde in Brandenburg, rund 60 Kilometer von Berlin entfernt. Am südlichen Ortseingang befindet sich der Waldcampus der Hochschule für nachhaltige Entwicklung (HNE Eberswalde) mit den Fachbereichen „Wald und Umwelt“ sowie „Holztechnik“. Herzstück der Hochschulanlage ist ein zweigeschossiger Flachbau aus Holz nach einem Entwurf des Berliner Architekten Andreas Gehrke. Dieser beherbergt auf einer Gesamtfläche von 1.700 m² eine Mensa, Seminarräume und eine Kindertagesstätte.

Die Hangseite des Speisesaals ist mit breiten Sitzstufen ausgebildet – eine Art Tribüne, die über beide Geschosse offen gestaltet ist
Von der geschwungen geformten Galerieebene im oberen Flur eröffnen raumhohe Verglasungen Sichtbezüge zwischen den Etagen
Die Decke im Obergeschoss wird im Flur durch unbehandelte, teilweise schräg stehende Fachwerkträger aus Massivholz getragen

Den vorhandenen Höhenunterschied des Grundstücks von drei Metern gegenüber einem bestehenden Hörsaalgebäude nutzten die Planer zur Trennung der Funktionsbereiche. So ist der Neubau im Obergeschoss über einen Gang mit dem südlichen Bestand direkt verbunden, sein Erdgeschoss hingegen schiebt sich ins Erdreich. Für das neue Zentrum auf dem Waldcampus entstanden auf diese Weise mehrere Erschließungsmöglichkeiten. Vom angrenzenden Hörsaalgebäude gelangen die Studenten direkt ins Obergeschoss, an dessen Nordseite vier Seminarräume und zwei Dozentenbüros aufgereiht sind; südlich bildet die Kindertagesstätte eine abgeschlossene Einheit mit separatem Eingang.

Eine breite Treppe führt weiter ins Erdgeschoss zur Mensa mit 125 Sitzplätzen. Große Fensterflächen nach Norden und Osten versorgen sie mit Tageslicht. Westlich des Speisesaals befindet sich die Essensausgabe sowie Lager- und Personalräume; die Hangseite ist mit breiten Sitzstufen für etwa 30 zusätzliche Plätze ausgebildet – eine Art Tribüne, über beide Geschosse offen gestaltet. Raumhohe Verglasungen vor der geschwungen geformten Galerieebene im oberen Flur eröffnen Sichtbezüge zwischen den Etagen. Die ebenerdige Erschließung der Mensa erfolgt über einen Vorplatz an der Ostseite, ausgebildet als terrassierter Freibereich mit Sitzbänken. Eine weitere, außenliegende Treppe an der nordöstlichen Gebäudeecke führt zu einer Loggia im Obergeschoss, die rückwärtig an die Galerie anschließt.

Nachhaltig Bauen
Der Entwurf zielt auf eine starke Verzahnung mit dem Vorhandenen, verbessert das räumliche Gefüge, die Abläufe und Wegeführung auf dem Campus. Die integrierte Kindertagesstätte erleichtert das Studieren mit Kind. Die Grundrisse sind mit mobilen Trennwänden, wenigen Stützen und multifunktionalen Raumsituationen flexibel konzipiert.

Bei der Hochschule als traditionell wichtigem Standort der Forst­wissenschaften lag der Einsatz des nachwachsenden Baustoffs Holz nahe. Das Gebäude ist vollständig in Holzbauweise errichtet: Für die Fassade kam unbehandeltes, heimisches Lärchenholz zum Einsatz, das über die Jahre einen silbrigen Glanz annimmt. Decken und Wände bestehen aus massivem, ebenfalls aus der Umgebung stammenden Fichtenholz, ebenso die Fenster und Türen, Bodenbeläge und Einbauten. Die Brettstapel-Holzdecken sind nicht verkleidet, sondern hell lasiert. Die Decke im Obergeschoss wird im Flur durch unbehandelte, teilweise schräg stehende Fachwerkträger aus Massivholz getragen. Der außen liegende Sonnenschutz vor den großen Fenstern in der Mensa ist eine vertikale Holzlattung: Auf Knopfdruck können die Latten gedreht werden und lassen je nach Sonneneinstrahlung mehr oder weniger Licht hinein.

Eine Zellulosedämmung wurde im Einblasverfahren in Boden, Dach und Wände eingebracht. Die Fasern aus Altpapier sind schadstoffarm. Zur Erfüllung der brandschutztechnischen Vorgaben, zum Schutz vor Schimmel und Ungeziefer wurden dem Dämmstoff Borsalze zugegeben. Die Zellulose reguliert den Feuchtegehalt der Luft, ohne dass ihr Dämmwert stark beeinträchtigt wird.

Die Lüftung der Innenräume erfolgt von Hand und nach Bedarf; CO₂-Ampeln zeigen an, ob ausreichend Frischluft vorhanden ist oder nicht. Auch die Verdunklung der Räume erfolgt nach Möglichkeit von Hand und nicht elektronisch. Aufgrund der Orientierung des Baukörpers und des außen liegenden Sonnenschutzes ist eine Kühlung der Räume im Sommer nicht notwendig. Großzügige Verglasungen reduzieren die notwendige künstliche Beleuchtung. Das Dach ist als Gründach ausgebildet, das Regenwasser versickert auf dem Gelände. Die Beheizung des Gebäudes erfolgt über eine Hackschnitzelheizung, die Böden verfügen zum Teil über Fußbodenheizung.

Bautafel

Architekten: Andreas Gehrke, Berlin
Projektbeteiligte: Niehues Winkler Ingenieure, Berlin (Tragwerksplanung); Mewis Landschaftsarchitekten, Biesenthal (Freianlagenplanung); Lüftungsservice Liebetrau, Schwedt (Haustechnik); Hans-J. Bley Bedachungen aller Art, Brieskow-Finkenheerd (Dach und Holzdeck Loggia); Märkisch Grün, Melchow (Gartengestaltung)
Bauherr: Brandenburgischer Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen, Potsdam
Fertigstellung: 2013
Standort: Alfred-Möller-Straße 1, Eberswalde
Bildnachweis: Ulrich Schwarz, Berlin

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