Mehrfamilienhaus in Zürich

Fassade aus gewellten Keramikplatten

Wie sich ein modernes Gebäude in ein historisch gewachsenes Gründerzeitviertel harmonisch einfügen lässt und dennoch seinen zeitgemäßen Stil nicht verliert, diese Frage sollten die jungen Architekten Lukas Huggenberger und Adrian Berger in der Züricher Zurlindenstraße beantworten. Ganz in der Nähe des idyllischen Idaplatzes errichteten sie ein Gebäude, das sich selbstbewusst in die homogene Häuserzeile einreiht. An seiner Front zur Zurlindenstraße nimmt das Gebäude die Traufhöhen der Nachbargebäude auf: links mit der eigenen Traufkante und rechts mit der Brüstung des obersten Balkons. Dadurch greifen die Architekten mit ihrer Planung die unterschiedlichen Gebäudehöhen der vorhandenen Bebauung auf und vermitteln zwischen den horizontalen Fluchten.

Übereinander liegende Balkone werden von der Fassade zusammengefasst
Die versetzt angeordneten Fenster
Fliesendetail, im Halbversatz verlegt

Dieses jetzt errichtete, grauschwarz glitzernde Stadthaus, das an ein bereits bestehendes, vier Stockwerke hohes Hofhaus im Blockinneren gekoppelt wurde, verfügt über tief eingeschnittene Balkone im 2. und 3. Obergeschoss. Graduelle Rücksprünge in den beiden obersten Geschossen, unregelmäßig ausgeschnittene Fenster sowie eine betonte Dachzinne verleihen dem Baukörper aus jeder Perspektive eine andere Wirkung.

Fliesen und Platten
Für die Verkleidung des Gebäudes entwarfen die Architekten schmale, längs gerillte, schwarz glasierte Keramikfliesen im Format von ca. 20 cm x 40 cm, die individuell gefertigt wurden.

Dabei entstand die keramische Hülle primär aus konstruktiven Überlegungen, sollte die Fassadentiefe zugunsten der Raumgewinnung auf dem beengten Grundstück doch möglichst gering sein. Für eine herkömmliche, mit einem Fassadenputz versehene Außenisolierung konnten sich die Architekten nicht begeistern, weshalb sie die Dämmung mit einer hinterlüfteten Keramikfront einpackten. Das gewählte Fassadensystem wurde eigens für dieses Gebäude entwickelt. Es ist leicht modulierten und die im Schnitt unterschiedlich gewellten Keramikplatten betonen in ihrer Gesamtwirkung die Höhe des Hauses wie ein Nadelstreifenanzug. Die Farbe der hochglänzenden, frostsicheren keramischen Bekleidung wechselt je nach Lichteinfall von bräunlich-schwarz bis silbrig und verstärkt mit ihren spiegelnden Lichteffekten die Dramaturgie der nach außen aufgesetzten Betonlaibungen.

Bautafel

Architekten: Lukas Huggenberger, Andreas Berger, huggen_berger, Zürich
Projektbeteiligte: Sto Verotec, Lauingen/Donau (Fassadensystem), NBK Keramik, Emmerich (Fassadenkeramik), Robert Spleiss, Küssnacht und Peter Schönbächler, Affeltrangen (Fassade und Keramikbeläge)
Bauherr: Huggenberger, Zürich
Fertigstellung: 2006
Standort: Zurlindenstraße, Zürich
Bildnachweis: Beat Bühler, Zürich

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