Mehrfamilienhaus in Bern/CH

Schweizer Minergie-P-ECO-Standard in Holzbauweise

An der Stadtgrenze von Bern entstand ein Mehrfamilienhaus, das in Punkto Ressourcenschonung Maßstäbe setzt. Das Gebäude befindet in direkter Nachbarschaft zu typischen Mehrfamilienhäusern aus den 1960er Jahren. Peter Schürch von Halle 58 Architekten nahm diese Herausforderung als Architekt und Bauherr zusammen mit zwei weiteren Familien an und realisierte ein architektonisch wie nachhaltig herausragendes Gebäude.

Laubengang auf der Westseite
Blick vom Wohnraum zur Südterrasse

Drei Wohnungen mit jeweils 140 m² sind in dem Haus untergebracht. Die Erschließung erfolgt über ein gemeinsames außen liegendes und unbeheiztes Treppenhaus, an welches zusätzlich ein Abstellraum pro Geschoss angegliedert wurde. Bei Bedarf ließe sich hier auch nachträglich ein Aufzug realisieren. Die gesamte Westseite wird in jedem Geschoss von einem Laubengang gesäumt, der sich an der Südspitze zu einer großzügigen Terrasse erweitert. Laubengang und Terrasse sind thermisch vom beheizten Gebäudekern getrennt, um Wärmebrücken zu minimieren. Das begrünte Flachdach kann als gemeinsamer Terrassenraum genutzt werden und bietet Platz für die thermische Solaranlage, die zu einem großen Teil den Warmwasserwärmebedarf deckt.

Peter Schürch verfolgte bei der Gebäudeplanung eine ganzheitliche Optimierungsstrategie, die neben der Energieeffizienz auch die Auswahl der Baustoffe und die "Graue Energie" der Herstellung mit einschloss. Die Konstruktion ist oberhalb des Kellers weitestgehend aus einheimischem Holz gefertigt, lediglich die Stützen sind aus Beton. Das Untergeschoss musste wasserdicht ausgeführt werden und ist komplett aus Beton. Die Tragkonstruktion ermöglicht eine anpassungsfähige Grundrissstruktur in den drei Wohngeschossen, die individuell über leichte Trennwände gegliedert werden können. Alle Fassaden bestehen aus vorgefertigten zementgebundenen Holzwerkstoffplatten als Holzrahmenelementen, die zum Teil mit einer horizontalen Lärchenholzlattung verblendet wurden, außerdem wählte der Architekt hocheffiziente Verglasungen. Die Brettstapeldecken wurden aus Schallschutzgründen und zur Erhöhung der internen Speichermassen mit einer Splittschüttung versehen.

Nachhaltig Bauen
Das Mehrfamilienhaus entspricht dem Schweizer Minergie-P-Eco Standard, der neben einem rationellen Energieeinsatz auch Anforderungen an eine gesunde und ökologische Bauweise stellt. Die U-Werte von Wänden, Decken und Böden gegen den unbeheizten Keller liegen bei 0,10 W/m²K. Die Dämmung der opaken Wandelemente besteht aus 30 cm Zellulosedämmung in Verbindung mit 8 cm Steinwolleplatten. Auf der gesamten Westseite des Gebäudes sorgt die großflächige Verglasung für tageslichtdurchflutete Innenräume, verursacht allerdings trotz der hocheffizienten Verglasung mit Uw-Werten von 0,92 W/m²K den größten Anteil an Transmissionswärmeverlusten. Der Fensterflächenanteil beträgt knapp 52% der Gesamtfassadenfläche.

Einen entscheidenden Beitrag für ein behagliches Raumklima im Sommer dürften die Holzrollladen an der Außenseite des Laubengangs liefern. Auch die Terrasse lässt sich auf diese Weise von Westen her verschatten und bietet im Sommer einen angenehmen Außenraum.

Im Winter wird die verbleibende Restenergie zur Beheizung von einem Holz-Pelletkessel geliefert. Die Wärmeübergabe erfolgt durch ein Fußbodensystem. Das Gebäude weist einen rechnerischen Heizwärmebedarf von nur 13,3 kWh/m²a auf. Ein Großteil des tatsächlichen Wärmebedarfs wird bereits über die passiven Solarenergiegewinne und die internen Wärmegewinne gedeckt.

Neben den energetischen Kriterien lag für den Architekten ein Schwerpunkt in der Auswahl von sowohl langlebigen als auch natürlichen Baustoffen. In keinem Bauteil sollten gesundheitsgefährdende Stoffe stecken. Bei der Auswahl orientierte sich Peter Schürch an der Zertifizierung des Vereins natureplus aus Frankfurt a.M., der sich seit 2001 um die Auszeichnung besonders nachhaltiger Bauprodukte bemüht. Die Bauzeit betrug trotz eines 2,5 monatigen witterungsbedingten Baustopps nur ein knappes Jahr.

Bautafel

Architekten: Halle 58 Architekten, Bern/CH; Peter Schürch Architekt SIA SWB
Projektbeteiligte: Tschopp + Kohler, Bern/CH (Bauingenieur); hrb-Ingenieure, Thun/CH (Holzbauingenieur); Riedo Clima, Bern/CH (Heizungs-, Lüftungsplanung); Gartenmann Engineering, Bern/CH (Bauphysik, Energieberatung)
Bauherr: Eigentümergemeinschaft
Fertigstellung: 2006
Standort: Gehartstrasse 15, CH 3097 Liebefeld
Bildnachweis: Halle 58 Architekten, Peter Schürch, Bern/CH

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Unser Helligkeitseindruck hängt von der Beleuchtungsstärke und den Reflexionen der angestrahlten Gegenstände ab.

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Die Erwärmung eines Gebäudes hängt in erster Linie von der Menge der in das Gebäude gelangenden Sonneneinstrahlungsenergie ab; maßgebend sind dabei Größe, Art und Orientierung von Verglasungen sowie eventuelle Sonnenschutzvorrichtungen.

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