Medienhaus Axel Springer in Berlin

3D-Planung und Little BIM im Praxiseinsatz

Für den Axel Springer Verlag ist der digitale Zeitenwandel längst im Gange. Nicht nur bei den digitalen Angeboten des Verlags- und Medienhauses, sondern auch in Bezug auf den Neubau, der zurzeit an der Zimmerstraße in Berlin gegenüber der bestehenden Springer-Zentrale entsteht. An diesem geschichtsträchtigen Ort befand sich bis 1989 die Grenze zwischen Ost- und Westberlin. Auf dem rund 10.000 Quadratmeter großen Lindenpark-Gelände plante Rem Koolhaas mit seinem Büro OMA (Office for Metropolitan Architecture) ein spektakuläres Gebäude, das den Medienkonzern auch in seinem Architekturanspruch ins digitale Zeitalter überführen soll. Im September 2018 war Richtfest. Ab 2020 werden hier auf insgesamt 52.000 Quadratmetern bis zu 3.500 Menschen arbeiten.

Das Medienhaus ist als blockhaftes Volumen konzipiert, das von einem Atrium diagonal durchbrochen wird (Südansicht)
Nordostseite: Der Neubau entsteht auf dem ehemaligen Grenzverlauf zwischen Ost- und Westberlin
Südseite: Stadtraum und Arbeitswelten sollen hier verschmelzen, Innen- und Außenraum im engen Dialog stehen

Das neue Medienhaus ist mit dreizehn Geschossen als blockhaftes Volumen konzipiert, diagonal durchbrochen von einem gigantischen Atrium. Dieses markiert den ehemaligen Grenzverlauf und stellt einen Bezug zum Stadtraum sowie den bestehenden Verlagsgebäuden her. In einem 45 Meter hohen Luftraum treffen die Ebenen terrassenförmig aufeinander. Hier soll ein lebendiger Ort der Kommunikation entstehen, in dem nicht isoliert gearbeitet wird, sondern im offenen Austausch miteinander. Ablesbar wird der Begegnungsraum durch eine rautenförmig gefaltete Glasfassade, die in Durchbrüchen und Einschnitten des kantigen Baublocks sichtbar wird.

So ist das Gebäude diagonal in eine Nord- und eine Südhälfte unterteilt, analog zum ehemaligen Ost- und Westteil Berlins. Funktional wie symbolisch sind die Gebäudeteile durch Brücken verbunden. Außen ablesbar sind die unterschiedlichen Bezüge auch an verschiedenen Fassadentypen: eine goldeloxierte äußere Hülle bezieht sich auf die des Axel Springer-Hochhauses, eine grau getönte, bedruckte Glasfassade soll an Mies van der Rohes Entwürfe für ein Hochhaus an der Friedrichstraße erinnern. Die lebhaft schillernde Glasfassade des Atriums ist selbsttragend konzipiert und verbindet die oberen, hängenden Geschosse mit dem Erdgeschoss.

Das Unternehmen will sich in seinem neuen Haus weltoffen und urban zeigen. Die Berliner werden den Neubau auf drei Ebenen erleben können: in einer großzügigen Lobby im Erdgeschoss, einer Bar auf dem Dach sowie der sogenannten Meeting Bridge: eine Aussichtsplattform, auf der Besucher den Redakteuren und Angestellten bei der Arbeit quasi über die Schulter schauen können. Das Erdgeschoss ist mit Veranstaltungs- und Ausstellungsräumen, Kantinen und Restaurants zur Innenstadt gerichtet.

3D-Planung und BIM

Seitens des Bauherrn war der Einsatz der BIM-Methode bei diesem Projekt nicht gefordert. Die Architekten, die TGA-Fachplaner und Statiker jedoch setzten auf BIM unter Einsatz ihrer eigenen Softwareumgebung und mittels eigener Arbeitsprozesse. Die räumliche Komplexität des Bauvorhabens bedingten für OMA und die eingebunden Fachplaner die Notwendigkeit, in 3D zu planen – anders wären die vielfältigen Beziehungen der Ebenen untereinander kaum verständlich darstellbar gewesen. Die Ingenieure von ZWP, bis zur Leistungsphase 3 und der Übergabe an den Generalübernehmer (GÜ) für die TGA-Fachplanung zuständig, arbeiteten mit ihrer eigenen Little-BIM-Umgebung. Für die Modellierung griffen sie auf alle bereits festgelegten Planungsstandards zurück und erreichten damit die notwendige Qualität für die Übergabe an den GÜ.

Die dreidimensional gefaltete Glasfassade des Atriums erforderte den Einsatz besonderer Modellierungswerkzeuge. Das OMA-Team entwickelte die spezifische Geometrie der Stahl-Glas-Fassade parametrisch mit einem 3D-Design-Modellierungsprogramm; diese Daten wurden anschließend in das Gebäudemodell überführt. Bei den Architekten war ein Mitarbeiter speziell mit der Übertragung der Daten und Bearbeitung des BIM-Gebäudemodells befasst. Inzwischen werden fast alle neuen und in der Planung befindlichen Projekte mittels BIM realisiert.

Die Firma Züblin als Generalunternehmer schrieb das Gebäudemodell während der gesamten Bauphase fort. Ein sogenannter digitaler Zwilling soll entstehen, der dem Bau nach Fertigstellung entspricht. Damit lässt sich bereits jetzt, während der Bauphase, aber auch in Zukunft beispielsweise der Gebäudebetrieb effizient und exakt darstellen.

Bautafel

Architekten: Rem Koolhaas, Ellen van Loon, Chris van Duijn/OMA, Rotterdam
Projektbeteiligte: Arup, London (Statik), Transsolar, Stuttgart (Enegiekonzept), knp.Bauphysik, Köln (Bauphysik), Emmer Pfenninger Partner, Münchenstein (Fassadenplanung), ZWP Ingenieure, Köln/Berlin, (TGA-Fachplanung und Elektroplanung), Kahle Acoustics, Brüssel (Akustikkonzept); GuD Geotechnik und Dynamik Consolt, Berlin (Vermessungsingenieure), Emproc, Berlin (Kostensteuerung), SMV Bauprojektsteuerung, Berlin (Projektmanagement), Ed. Züblin (Generalunternehmer)
Software: Rhino/Grasshopper (Modellierung Fassade Atrium), Autodesk Revit (BIM)
Bauherr: Axel Springer SE, Berlin
Fertigstellung: Ende 2019, Bezug Frühjahr 2020
Standort: Schützenstraße 26, 10117 Berlin
Bildnachweis: OMA, Rotterdam und ZWP Ingenieure, Köln/Berlin; Baustellenfotos: Dirk Daehmlow/ www.horsthansmax.com

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