Markthalle und Hotel in Yusuhara

Baukörper aus Zedernholz und Strohballen

Rund 340 km südwestlich der japanischen Großstadt Kobe liegt Yusuhara, eingebettet in eine wunderschöne, grüne Berglandschaft. Etwa 3.900 Menschen leben an diesem Ort, der an einer historisch wichtigen Hauptstraße gelegen ist: Im 19. Jahrhundert reiste hier der Samurai und Wegbereiter der Meiji-Restauration (politischer Umbruch des kaiserlichen Japan im Jahr 1868), Sakamoto Ryoma, was dem Ort bis heute zu einem gewissen Bekanntheitsgrad verhilft.

Im Innenraum wurde Holz an Wänden und Decken verwendet
Durch kleine Öffnungen fällt Licht in das dreigeschossige Atrium
Die Strohballen an der zur Hauptstraße orientierten Fassade sind horizontal und überlappend angeordnet

Entlang der Hauptstraße fanden Reisende damals kleine, aus natürlichen Materialien errichtete Bauwerke vor. Die als „Cha Do“ bezeichneten Raststätten waren Räume des kulturellen Austausches und boten Besuchern die Möglichkeit, sich mit Tee zu erfrischen. Die Architekten Kengo Kuma und Associates aus Tokio konzipierten und realisierten den Yusuhara Markt als Referenz an diese Cha Dos: Ihr dreigeschossiger Baukörper mit Markthalle und Hotel dient als Ort der Begegnung und bezieht sich mit den Materialien Stroh und Holz auf die historischen Raststätten.

Die Aktivitäten im Innenraum sind außen ablesbar durch große Verglasungen im Erdgeschoss, die einladend auf die Passanten wirken sollen. Eher geschlossen zeigen sich hingegen die oberen Geschosse: Während die zur Hauptstraße orientierte Fassade mit Strohballen bekleidet ist, sind die anderen drei Seiten mit großformatigen Tafeln aus Zedernholz bestückt.

Die unterschiedlichen Nutzungen im Inneren des Gebäudes verknüpften die Architekten auf ungewöhnliche Weise: So dient das auf der Südwestseite angeordnete, dreigeschossige Atrium nicht nur als Eingangshalle zu den 15 Hotelzimmern, sondern zugleich als Markt für lokale Produkte.

Nachhaltig Bauen
Das Dach über dem Atrium (und der Markthalle) wird von runden Holzstützen getragen, deren Verstrebungen an das Geäst von Bäumen denken lassen. Die Baumrinde wurde nur grob entfernt, bleibt an einigen Stellen sichtbar und verstärkt diesen Eindruck. Das für das Tragwerk verwendete Zedernholz nutzten die Architekten auch als Bekleidungsmaterial für Innenwände und Decken sowie Teile der Fassade.

Die 2.000 x 980 mm großen Strohballen sind der Fassade als horizontale, sich überlappende Bekleidungselemente vorgelagert. Sie neigen sich nach unten, sodass die geschnittenen Enden der Halme nicht dem Regen ausgesetzt sind. Ähnlich wie horizontale Sonnenschutzlamellen sind die Strohballen einzeln an einem Stahltragwerk befestigt und können aufgedreht werden. Auf diese Weise kann das Material regelmäßig lüften und ist länger gegen Feuchtigkeit geschützt.

Die eingesetzten Materialien sind unbehandelt und lassen sich nach Ablauf ihrer Lebensdauer recyceln oder wieder in den natürlichen Stoffkreislauf einfügen. An und im Gebäude sollen sie den Charakter des Ortes Yusuhara widerspiegeln. -cr

Bautafel

Architekten: Kengo Kuma & Associates, Tokio
Projektbeteiligte: Katsuo Nakata & Associates (Tragwerk); Sigma Facility Design (Gebäudetechnik); Daio Shin-yo (Bauausführung)
Bauherr: Tomio Yano, Stadtbürgermeister von Yusuhara
Fertigstellung: 2010
Standort: 1196-1 Yusuhara, Yusihar-Cho, Takaoka Distrikt, Präfektur Kochi, Japan
Bildnachweis: Takumi Ota, Tokio

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Neben einem ausgewogenen Verhältnis von verglasten zu unverglasten Flächen, ist auch auf den zu errechnenden Energieverlust einer Konstruktion zu achten. Im Bild: Das „Atrium Senefelder“ in Offenbach im Bau.

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