Baunetz_Wissen

Lina Bo Bardi und die Grupo Arquitetura Nova

Richard Zemp

Bauen als freie Arbeit
Tendenzen der brasilianischen Architektur 1961-1982
Dom Publishers, Berlin 2020
144 Seiten, 85 Abbildungen, Format 23 x 21 cm

Preis: 28,00 EUR

ISBN 978-3-86922-639-2

Eine für die moderne Architektur bedeutende Protagonistin war die Architektin Lina Bo Bardi (1914-1992). Sie gilt als Vordenkerin einer sozial engagierten Architektur, da sie einen eigenen Gestaltungsansatz entwickelte und die gesellschaftliche Bedeutung des Bauens bzw. die damit verbundene kulturelle Verankerung in den Mittelpunkt stellte. Für die Architektin mit italienischen Wurzeln war die Baustelle gleichzeitig ein Ort des Entwerfens. So versuchte sie, die Trennung zwischen Entwurfsplanung und handwerklicher Umsetzung aufzuheben. Raum benötigte nach ihrem Verständnis keine Trennung zwischen intellektueller und körperlicher Produktion.

Richard Zemp untersucht in Bauen als freie Arbeit – Lina Bo Bardi und die Grupo Arquitetura Nova, welche zentrale Rolle die Baustelle als Ort des Entwerfens einnimmt. Die „Grupo Arquitetura Nova“ um Sérgio Ferro, Rodrigo Lefèvre und Flávio Império übernahm den Ansatz Bardis und setzte auf ihren Baustellen weniger auf Zeichnungen, sondern mehr auf Präsenz, um stattdessen in den Dialog mit den Arbeitern zu treten. Umsetzung fand das Konzept bereits bei Sérgio Ferros erstem Haus, der Casa Fausto. Es ist eingeschossig und hat ein Flachdach, dessen große Überdeckung auf vier zentral gelegenen Stützen ruht und weit auskragt. Die Räume sind in einem freien Grundriss organisiert.

Richard Zemp untersucht diese Methode und nimmt sich damit einem Thema an, das in der Architekturgeschichte der Moderne bisher zu wenig Beachtung fand.