Lichthaus im Kloster Wedinghausen in Arnsberg

Beschriftete Glasfassade

Kloster Wedinghausen wurde 1170 als Prämonstratenserkloster gegründet. Nach Auflösung des Klosters 1803 wurden große Teile der alten Klosteranlage abgebrochen. Seit 2001 wurde das Kloster revitalisiert und in mehreren Schritten durch das Architekturbüro Kalhöfer-Korschildgen umgebaut. Nach dem Umbau des Westflügels zu einem Stadtarchiv und der Einrichtung einer Dauerausstellung über das Kloster, wurde nun der neue Klosterhof fertig gestellt. Die Neugestaltung des Hofs soll die räumlichen Brüche ablesbar machen und gleichzeitig einen gemeinsamen Raum für die unterschiedlichen Nutzer Kirche und Stadt herstellen. Der Eingriff besteht aus 3 Teilen: dem Klosterhof, dem Lichthaus, einer Art Filterraum, und einem Garten der Teil des Gebäudes ist.

...  und bei Nacht

Das Lichthaus steht an der Stelle des im 19. Jh. abgebrochenen Südflügels und markiert die Grenze des historischen Klosterhofes. Der Besucher erlebt durch die Lage des Baukörpers eine Grenze und gleichzeitig durch die Glasfassade hindurch eine lineare Raumfolge, die von der Innenwelt des Klosters in die Außenwelt der Landschaft leitet. Um den Übergang in den Außen- und Naturraum zu verdeutlichen, findet eine Auflösung des Raumkörpers auf seiner anderen Seite statt – eine Metamorphose des Raumes von der Architektur zur Natur. Der Garten ist durch die überspannende Seilkonstruktion Teil des Gebäudes. Die Proportion des Baukörpers und der Hauptfassade ist den umliegenden Klosterhofgebäuden entnommen. Bezugsgröße des niedrigeren Innenraums ist der menschliche Maßstab. Von hier geht der Blick nach oben in den darüber liegenden Außenraum, der in naher Zukunft grün eingewachsenen sein wird. Die Konstruktion wurde auf das notwendigste reduziert und tritt hinter die Raumwirkung zurück. Ziel war die Auflösung der Grenze zwischen Architektur und Garten. Mit weiterem Wachstum der Clematis wird auch die im Augenblick noch dominante Seilkonstruktion verschwinden und nur noch die Bepflanzung sichtbar sein.

Als zentrales Thema betont das Licht die spirituelle Prägung des Ortes. Es wird durch mehrere Schichten (Gartenzimmer, Lichthaus und Fassade) geleitet, bis es in den Innenraum fällt. Das Lichthaus und seine Fassade werden zum Leuchtkörper für den Klosterhof. Die mit Schrift bedruckte Glasfassade soll die im Laufe der Zeit getrennten historischen Flügel des Klosters mit dem Rhythmus der Graphik wieder in einen Zusammenhang bringen. Formale, architektonische Bezüge konnten bezogen auf die vorhandenen unterschiedlichen Öffnungen der jeweiligen Flügel jedoch nicht aufgebaut werden, dazu haben Rechteckfenster und Rundbögen zu wenig Gemeinsamkeiten. Die neue Fassade baut allerdings durch Textverdichtung und Auflösung eine Referenz zu den umliegenden historischen Fassaden und ihren Helligkeitskontrasten zwischen Wand- und Fensterflächen auf.

Glas
Die Verglasung besteht aus Verbund-Sicherheitsglas aus 2 x 12 mm weiß bedrucktem, teilvorgespannten Glas. Um den Eindruck maximaler Diaphanie (gr.: diaphan = durchsichtig, durchscheinend) zu erreichen, wurden die Gläser mit Punkthaltern Typ "matrixpoint" geschuppt und von der Stahlkonstruktion deutlich abgesetzt angeordnet. Zusätzlich sind die Stahlelemente der Unterkonstruktion in der Statik so weit wie möglich minimiert worden. Dadurch entsteht bei einem direkten Blickwinkel der Eindruck, dass das Glas auf der Konstruktion schwebt. Besonders bei Nacht und innerer Beleuchtung ein schöner Effekt.

Bautafel

Architekten: Kalhöfer-Korschildgen, Köln
Gerhard Kalhöfer, Holger Gossner, Marc Rogmans, Heike Prehler, Ulli Wallner, Sabrina Latsch, Anne Schroeder
Projektbeteiligte: Schlaich Bergermann und Partner, Stuttgart (Tragwerksplanung); Hunsrücker Glasveredelung, Schneider Metallbau GmbH, Kastellaun (Ausführung Fassade Stahl); Hunsrücker Glasveredelung, Kirchberg (Ausführung Fassade Glas); Dinnebier Licht GmbH, Silvia Quintiliani (Lichtplanung)
Bauherr: Stadt Arnsberg
Fertigstellung: 2006
Standort: Klosterstr. 11, Arnsberg
Bildnachweis: Jörg Hempel Photodesign, Aachen

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