Len Lye Centre in New Plymouth

Faltenwurf aus 14 Meter hohen Betonfertigteilen

Mit seiner hochglänzenden, vorhangartig geschwungenen Edelstahlfassade, die durch das Spiel von Licht und Schatten sowie den Spiegelungen der Umgebung in Bewegung zu sein scheint, gleicht das Len Lye Centre einigen Kunstwerken des Mannes, dem der Neubau gewidmet ist: dem in Neuseeland geborenen Künstler Len Lye (1901-1980), der unter anderem als Filmemacher und Bildhauer tätig war. Das Museum befindet sich in New Plymouth, der größten Stadt der nordneuseeländischen Region Taranaki. Es ist das erste des Landes, das nur einem einzigen Künstler gewidmet ist und wurde vom Architekturbüro Patterson Associates aus Auckland geplant.

Zur Stadt hin zeigt sich das Museum mit einer spiegelnden, vorhangartig geschwungenen Edelstahlfassade
Hinter der Edelstahlfassade verbergen sich 14 Meter hohe, vorgefertigte Betonbauteile
Die dynamisch-kurvige Fassade erinnert an einen Bühnenvorhang

An einer Straßenkreuzung im Stadtzentrum gelegen, grenzt der Neubau mit seiner Nordseite direkt an die benachbarte Govett Brewster Art Gallery an, die in einem bestehenden, deutlich kleineren, aber ebenso hohen Bau untergebracht ist. Äußerlich unterscheiden sich die beiden Häuser deutlich voneinander, formen im Inneren aber zusammen ein neues Ganzes. Ihre gemeinsame Erschließung erfolgt über den Altbau. Eine gläserne Fuge trennt diesen von dem Erweiterungsbau, der zur Stadt hin von der dynamisch-kurvigen Stahlfassade umschlossen ist. Sie überspielt die Größe des Gebäudes und verhindert, dass es mit seiner Fensterlosigkeit zu schroff und abweisend wirkt, sondern vielmehr Passanten durch Reflexionen und Lichteffekte unterhält. Diese erinnern geneigte Betrachter an die kinetischen Skulpturen von Len Lye – zumindest schafft der Stahl einen Bezug zu dem vom Künstler für seine bildhauerischen Arbeiten häufig verwendeten Material.

Dem spiegelnden Faltenwurf der Fassade entspricht im Gebäudeinneren ein gewaltiger Betonvorhang, der in seiner ganzen rohen Materialität zu erleben ist, da die Ausstellungsräume sowie ein Kinosaal in einer Box im Neubau eingestellt sind. Dazwischen führt entlang der Außenwände eine Rampe vom Foyer hinauf zur ersten Ausstellungsebene mit den großformatigen Skulpturen des Künstlers. Mittig im Gebäude dienen zwei zusammenschaltbare Räume der Bildungs- und Kulturvermittlung. Über die Rampe geht es weiter nach oben zum Höhepunkt und Abschluss der Tour: in den zentralen Ausstellungsraum, wo die Besucher auf Len Lyes bekannteste Installation „Universe“ treffen. Die breite Treppe, auf der es wieder hinab zum Ausgang geht, befindet sich im Altbau.

Beton

Hinter der Edelstahlfassade verbergen sich 14 Meter hohe, vorgefertigte Betonbauteile. Grundlage für ihre Herstellung bildete ein von den Architekten entwickeltes 3-D-Modell der Fassade. Angepasst werden mussten dann nur noch die Bauteilstärken, um die statisch erforderliche Menge an Bewehrung unterbringen zu können. Die Betonelemente bestehen standardmäßig aus drei Einzelteilen: zwei gebogenen Randstücken und einem geraden Mittelstück. Sie wurden jeweils separat betoniert und nach dem Aushärten miteinander verbunden. Auf das Erscheinungsbild der späteren Innenseite wurde besonders geachtet, da für diese eine hohe Sichtbetonqualität gefordert war. Nach der Fertigstellung lagerte man die Bauteile in der Firmenhalle des Herstellers, um sie dann Stück für Stück zur zwei Stunden Fahrzeit entfernten Baustelle zu transportieren.

Den faltenartig geschwungenen Fassadenrhythmus erreichten die Planer, indem sie die Elemente abwechselnd um 180 Grad versetzt anordneten. Die einzelnen Paneele wurden mit etwas Abstand zueinander im Fundament verankert; der entstandene Schlitz rahmenlos verglast. Miteinander verbunden sind die gewaltigen Betonelemente nur im Bereich des Fundaments und des Daches. Auch die geraden Innen- und Außenwände des Neubaus wurden – zum Teil in Sichtbetonqualität – vorgefertigt und in Einzelteilen auf die Baustelle geliefert. Vor Ort wurden nur die Fundamente und Wandscheiben, die den Altbau vor Erdbeben schützen sollen, betoniert. Als Bodenbelag wählten die Planer einen Fließestrich mit Titanweiß als aufhellendem Pigment. -chi

Bautafel

Architekten: Patterson Associates, Auckland (Mitarbeiter: Andrew Patterson, Andrew Mitchell, Daniel Zhu, Caleb Green, Joanna Aitken)
Projektbeteiligte: Holmes Consulting Group, Auckland (Tragwerksplanung); Cleland Construction, New Plymouth (Bauunternehmen); Emmetts Civil Construction, Whanganui (Vorfertigung Betonfassade); Mott MacDonald, Auckland (Fassadenplaner); E-Cubed Building Workshop, Wellington (Haustechnik)
Bauherr: New Plymouth District Council
Standort: Queen St, New Plymouth 4310, Neuseeland
Fertigstellung: 2015
Bildnachweis: Davor Popadich; Patrick Reynolds; Sam Hartnett

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