Lehmhaus in Ihlow

Stampflehmhaus mit Solarwärme

Das Bauen in Stampflehmbauweise war nach dem Zweiten Weltkrieg als Notmaßnahme verbreitet, im Zuge des „Wirtschaftswunders" geriet die sparsame und ökologische Bauweise jedoch in Vergessenheit. Mit der Diskussion um die Reduzierung der Treibhausgase rücken natürliche Bauweisen wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit.

Feldstein trifft Stampflehm
Wohnküche
Wohnraum

Das neue Wohngebäude ergänzt den Rumpf einer historischen Feldsteinscheune. Es nimmt die Kubatur eines ursprünglich als Holzbau errichteten, dann eingestürzten Gebäudeteils auf und vervollständigt damit das Ensemble der landwirtschaftlichen Hofanlage. Die Scheune bleibt dabei als unbeheizter Raum in ihrer ursprünglichen Form erhalten. Erschlossen werden Scheune und Wohnhaus von Norden über eine Rampe und eine Eingangszone im Bereich der ehemaligen Scheuneneinfahrt. Eine kerngedämmte Stampflehmwand mit anschließenden Glasfassaden bildet hier den Übergang zwischen beiden Bauteilen.

Der „kalte" Vorbereich setzt sich im Wohnbereich über eine Erschließungszone fort, die ins Obergeschoss führt. Mittelpunkt des Hauses ist der Küchenbereich, der über eine große Öffnung in der Fassade markiert ist, im Obergeschoss wird der Bereich als Gaube weiter geführt.

Solares Bauen
Das Haus ist für die passive Sonnenenergienutzung nach Süden ausgerichtet. Darüber hinaus sorgen Solarwärme-Kollektoren für eine Beheizung, die durch einen Zentralkamin für Stückholz ergänzt wird. Die Wärme wird im Erdgeschoss über eine Fußbodenheizung und im Obergeschoss über eine im Lehmputz eingebettete Wandstrahlungsheizung verteilt.

Das Erdgeschoss wird umgeben von tragenden Stampflehmwände auf einer Gründung aus Stahlbeton. Die kerngedämmte Stampflehmwand wurde an Hand von Werkstattmustern als Prototyp entwickelt. Entsprechend folgt eine Brettstapeldecke den Prinzipien von Schichten und Stapeln. Das Obergeschoss wurde als Holzbau errichtet und mit eingeblasenen Hanffasern gedämmt. Die Außenwände sind mit Hanffaserplatten gedämmt und verputzt.

Bautafel

Architekt: Eike Roswag, Berlin
Projektbeteiligte: Ziegert Roswag Seiler Architekten und Ingenieure, Berlin (Planung); Christof Ziegert und Uwe Seiler, Berlin (Tragwerk); Christof Ziegert, Berlin (Fachberatung: Stampflehmbau, Energie)
Bauherr: Dunja und Matthias Hein
Sonnenenergienutzung: Solarwärme
Fertigstellung: 2006
Standort: Ihlower Ring 13, 15377 Ihlow
Bildnachweis: Torsten Seidel, Berlin; Ludger Paffrath, Berlin

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