Legionellen in Wasserleitungen von Wohnhäusern

Maßnahmen und Technologien zur Vermeidung und Bekämpfung

Legionellen sind Keime, die in nahezu allen Arten der Wassergewinnung vorkommen und oftmals bereits durch die öffentlichen Leitungen in ein Gebäude gelangen. Ein besonderes Risiko besteht bei warmem Wasser (20 bis 50°C) sowie bei unregelmäßig genutzten Leitungsteilen mit stagnierendem Wasser. Hier können sich die Keime sehr schnell vermehren und ausbreiten.

Durch das Einatmen kleinster Wassertröpfchen, wie zum Beispiel beim Duschen, können Menschen mit der Infektionskrankheit Legionellose (durch Legionellen hervorgerufene Lungenentzündung) infiziert werden. Laut einer Stellungnahme des Umweltbundesamtes erkranken in Deutschland jährlich schätzungsweise zwischen 20.000 und 32.000 Personen an einer ambulant erworbenen Legionellose – bis zu 15 Prozent dieser Fälle enden tödlich.

Seit der Novellierung der Trinkwasserverordnung im November 2011 müssen die Eigentümer von Mietshäusern, in denen sich eine zentrale Anlage zur Trinkwassererwärmung befindet, eine jährliche Kontrolle der Anlage vornehmen lassen und die Ergebnisse an das Gesundheitsamt weitergeben. Wenn der technische Maßnahmenwert von 100 KBE (Kolonie bildende Einheit) pro 100 ml für Legionellen in einer Trinkwasserinstallation erreicht oder überschritten wird, muss der Inhaber das Gesundheitsamt informieren. Auf Grundlage einer Ortsbesichtigung und Gefährdungsanalyse prüft das Gesundheitsamt, ob und in welchem Zeitraum Maßnahmen zu ergreifen sind.

Massnahmen zur Bekämpfung und Vermeidung von Legionellen:

  • Thermische Desinfektion durch Erhitzung
    Das Erhitzen von Wasser und wasserführenden Systemen gilt als sicherer Weg zur Bekämpfung von Legionellen. Bei 70°C werden die Keime schon nach wenigen Sekunden abgetötet. Der Warmwasserspeicher sollte durch eine automatische Schaltung mindestens einmal wöchentlich auf 60°C erhitzt werden (Legionellenschaltung). Ab etwa 55°C vermehren sich die Bakterien nicht mehr und sterben mit steigenden Temperaturen zunehmend rasch ab. Höhere Temperaturen sind nicht empfehlenswert, da der Energieverbrauch dabei sehr hoch ist und es zu verstärktem Kalkausfall und einer Entzinkung der Leitungen kommen kann. Größere Warmwasserspeicher sollten alle zwei bis drei Jahre entleert und gereinigt werden, da der Schlamm am Boden ein Nährboden für alle Bakterien darstellt.

  • Desinfektion durch Chemikalien
    Eine chemische Desinfektion kann beispielsweise mit Chlor, Chlordioxid, Natrium, Calciumhypochlorit oder Ozon erfolgen. Der Einsatz von Chemikalien ist jedoch nicht nur vorteilhaft: Die Verwendung von Chlor ist umstritten, da große Mengen notwendig sind und der Effekt gering ist; Ozon gilt als teure Substanz. Es besteht außerdem die Möglichkeit, dass Teile der Legionellen eine Desinfektionsmaßnahme überleben. Chemikalien können darüber hinaus die Rohrleitungsmaterialien angreifen und zu Korrosion führen, was wiederum das Wachstum von Biofilmen fördert. Besser geeignet ist eine physikalische Desinfektion durch UV-Bestrahlung oder Behandlung mit Ultraschall.

  • Ultrafiltration gegen Legionellen
    Als wirksame Technologie gegen Legionellen und andere Erreger hat sich die Ultrafiltration bewährt, bei der die Erreger mechanisch aus dem Wasser entfernt werden. Die Filter bestehen aus gebündelten Ultrafiltrations-Membranen, deren Porenweite etwa 15 Millionstel Millimeter beträgt. Die Poren des Filters bilden eine nahezu hundertprozentige Barriere gegen sämtliche Keime. Ein Vorteil der Ultrafiltration ist, dass keine toten Organismen im Wasser bleiben, wodurch sich das Wiederverkeimungspotenzial reduziert. Die Filteranlagen werden an der Übergabestelle des Wasserleitungssystems ins Gebäude eingebaut. Es gibt Ultrafiltrationsanlagen, die automatisch den Verschmutzungsgrad des Filters erkennen und selbstständig Filterspülungen durchführen. Die Anschaffungs- und Betriebskosten einer solchen Anlage sind relativ gering.

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