Le Toison d´Or in Brüssel

Mit Biokraftstoff betriebene KWK-Anlage für die Strom- und Wärmeversorgung

Das Gebäude heißt wie die Straße, an der es steht und der Straßenname kommt aus der griechischen Mythologie. Le Toison d'Or ist das Goldene Vlies, ein Widderfell, in dem sich der Goldstaub aus den Flüssen des Kaukasus verfangen hat. Auch ein 1430 in Brügge gegründeter Ritterorden trägt diesen merkwürdigen Namen. Das auffällige Wohn- und Geschäftsgebäude unweit des Brüsseler Justizpalastes mit haushohen gebogenen Rahmen, die wie riesige Maultrommeln aussehen und goldfarbenen Balkonen dazwischen, ist das erste Gebäude des niederländischen Architekturbüros UN Studio im Nachbarland Belgien.

Im Hof wurde auf die expressive Wirkung der vorgehängten Rahmen verzichtet und durch lange Balkonbänder eine starke Horizontalität erzeugt
Zwischen die V-förmig geschwungenen Rahmen aus glasfaserverstärktem Beton sind vor den Bandfenstern der Wohnungen goldfarbene Balkonbrüstungen montiert
Das Gebäude erreicht eine Höhe von 41 Meter und staffelt sich im hinteren Bereich auf die Traufhöhen der Nachbargebäude hinunter

Mit einer Breite von 60 Metern nimmt das Gebäude die vordere Hälfte eines Blockes ein und beherbergt in den unteren Geschossen Geschäfte, darüber Wohnungen. An der breiten Geschäftsstraße Avenue de la Toison d'Or erreicht es Höhen zwischen 32 und 41 Metern und staffelt sich im hinteren Bereich auf die Traufhöhen der historischen Nachbargebäude hinunter. Die V-förmig geschwungenen Rahmen aus glasfaserverstärktem Beton lassen in den unteren Bereichen Platz für die hohen Verglasungen der Läden und fassen mit zunehmender Aufweitung die Bandfenster und goldfarbenen Balkonbrüstungen der Wohnungen darüber. Gut 12.000 Quadratmeter Ladenfläche, zwei Tiefgeschosse zum Parken, eine Kindertagesstätte und 72 Wohnungen mit Größen von 50 bis 750 Quadratmeter wurden realisiert.

Zum Hof hin wird auf die expressive Wirkung der vorgehängten Rahmen verzichtet und durch lange Balkonbänder eine starke Horizontalität erzeugt. Oberhalb des die komplette Grundfläche ausfüllenden Erdgeschosses ist im Hof eine knapp 3.000 Quadratmeter große erhöhte Grünfläche angelegt.

Elektro/Gebäudetechnik
Die Gebäudetechnik wurde nach dem britischen Zertifizierungssystem für nachhaltiges Bauen, der Building Research Establishment Environmental Assessment Method (BREEAM) entwickelt und ausgewertet, das allerdings in Belgien noch keine eigene nationale Richtlinie hat. Auch ist das Projekt das erste Wohngebäude, das auf der Grundlage der internationalen BREEAM-Richtlinie bewertet wird.

Zu einem guten Wärmeschutz tragen die dreifach verglasten Fassaden bei, die gleichzeitig an der viel befahrenen Straße auch eine sehr gute Schalldämmung gewährleisten. Durch die insgesamt hohen Fensteranteile der Fassade wird zudem das Tageslicht gut ausgenutzt, sodass der Bedarf an künstlicher Beleuchtung gering ausfällt. Hierfür werden überwiegend LED-Lampen und LED-Leuchtröhren (TL tubes) eingesetzt.

Für die Versorgung der Wohnungen und Geschäfte sowohl mit Elektroenergie als auch mit Wärme und Warmwasser kommt im Gebäude eine Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage zum Einsatz. Bei einer solchen Anlage wird die mechanische Energie eines Motors über einen daran gekoppelten elektrischen Generator unmittelbar in elektrischen Strom umgewandelt. Die dabei frei werdende thermische Energie wird für die Heizung und zur Warmwasserbereitung genutzt, sodass so gut wie keine ungenutzte Wärme an die Umgebung abgegeben wird. Durch die Wärmeentnahme wird die Stromausbeute nicht beeinflusst. Der Motor wird in diesem Fall mit einem Biokraftstoff betrieben.

Mit weiteren Sparmaßnahmen soll ein Energieverbrauch im Gebäude erzielt werden, der mindestens 15 Prozent unter den gesetzlichen Anforderungen liegt. Hierzu dienen beispielsweise Anwesenheitserkennungen für die Beleuchtung in den öffentlichen Bereichen, besonders energieeffiziente Aufzüge und Wasser sparende Armaturen mit automatisch abschaltenden Ventilen.

Bautafel

Architekten: UN Studio, Amsterdam
Bauherr: TD Immo Invest, Brüssel
Projektbeteiligte: Jaspers-Eyers Architects, Brüssel (Kontaktarchitekt); FideCon, Antwerpen (Bauleitung); ABCIS Van Wetter, Brüssel (Tragwerksplaner); Techniplan adviseurs, Rotterdam und TDEC, Rumst (Technische Installation); Cofely Fabricom, Braine l’Alleud (Elektroinstallation); Lodewijk Baljon landschapsarchitecten, Amsterdam und Atelier Ruimtelijk Advies, Berchem, Belgien (Landschaftsarchitekten)
Fertigstellung: 2016
Standort: Avenue de la Toison d’Or 25-29, 1050 Brüssel, Belgien
Bildnachweis: Hufton+Crow, Hertford (Großbritannien), Eva Bloem, Amsterdam (Niederlande)

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Durch unterschiedliche Zetralfunktionen und die Möglichkeit des Fernzugriffs können Maßnahmen zur Reduzierung des Energieverbrauchs vorgenommen werden.

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