Langlaufzentrum Campra in Olivone

Reduziert gestalteter Holzmassivbau

Im oberen Bleniotal, südlich des Lukmanierpasses im Schweizer Kanton Tessin, befindet sich das Langlaufzentrum Campra. Auf insgesamt rund 30 Loipenkilometern unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade finden hier regelmäßig internationale Wettkämpfe statt. Auch viele Hobby-Langläufer nutzen das Ski- und Wintersportgebiet auf etwa 1.500 Höhenmetern.

Durisch + Nolli Architekten entwarfen ein reduziertes Gebäude, das sich harmonisch in die Landschaft fügt (Ansicht Nordwest).
An den Stirnseiten wird die Fassade aus Lärchenholz vor den Fensteröffnungen fortgeführt.
Veranden an der Nord- und Südseite sowie ein deutlich überstehendes, leicht geneigtes Giebeldach erinnern an traditionelle alpine Architektur.

Um künftigen Anforderungen gerecht zu werden und einen ganzjährigen Herbergsbetrieb gewährleisten zu können, sollten provisorische Bauten, die im Laufe der Jahre entstanden waren, durch einen Neubau ersetzt werden. Die Schweizer Durisch + Nolli Architekten entwarfen ein reduziertes, zwei- und dreigeschossiges Gebäude, das sich harmonisch in die Landschaft fügt. Moderne Architektur und traditionelle Holzbauweise gehen beim Langlaufzentrum Campra Hand in Hand.

Giebeldach, Loggien und Lärchenholz
Der längliche Baukörper mit dreigeschossigem Kopf erstreckt sich von Westen nach Osten. Nördlich grenzt er an einen bewaldeten Hang. Gen Süden eröffnet sich der weite Blick über die Ebene und das Eisfeld, welches hier im Winter angelegt wird. An den Stirnseiten wird die umlaufende, hinterlüftete Fassade aus Lärchenholz vor den oberen Fensteröffnungen fortgeführt – die massiven Holzbohlen sind hier auf Abstand gesetzt. Veranden bzw. Loggien nach Norden und Süden sowie ein überstehendes, leicht geneigtes Giebeldach lassen an traditionelle alpine Architektur denken.

Das Untergeschoss und die Bodenplatte im Erdgeschoss bestehen aus Stahlbeton. Das Fundament ist über Mikropfähle verankert, da die Tragfähigkeit des Terrains eingeschränkt ist. Im Untergeschoss befinden sich Technikräume, Sanitäranlagen und Umkleiden für die Sportler. Aufgrund des Gefälles ist das massive Untergeschoss an der Südseite sichtbar. Im Westen bildet die Bodenplatte die Terrasse für das Restaurant im Erdgeschoss. Vom Parkplatz führt eine Treppe auf die Terrasse und zum Haupteingang.

Ausrichtung zu Loipen und Eisfeld

Außer dem Empfang und dem Restaurant befinden sich im Erdgeschoss die Küche und der Speisesaal des Gasthauses. Geschosshohe Fenster bieten gen Süden Aussicht über die Loipen und das Eisfeld. Im ersten Obergeschoss stehen insgesamt 76 Betten für Übernachtungsgäste zur Verfügung. Es gibt 16 Zimmer, die mit einer Länge von 4,60 Meter dem gleichen Nutzungsmodul entsprechen, aber unterschiedlich möbliert sind. Zu jedem Zimmer gehört eine Loggia. Im zweiten Obergeschoss des westlichen Gebäudeteils befindet sich eine Wellnesszone mit Sauna, Dampf- und Sprudelbad sowie ein Ruheraum mit Blick in die Natur.

Tragkonstruktion aus Massivholz

Bis auf das Untergeschoss ist das Langlaufzentrum ein Holzmassivbau. Für das Tragwerk kamen Massivholzbalken zum Einsatz. Sämtliche Wand-, Decken- und Dachelemente bestehen aus Brettsperrholz, gefertigt aus mindestens drei Lagen kreuzweise verleimtem, europäischen Tannenholz. Die massiven, fugenlosen Platten ermöglichten einen schnellen Rohbau, weil die Module in großen Formaten zur Baustelle geliefert und in Kürze zusammengefügt werden konnten. Das Brettsperrholz wird aus Nadelholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft hergestellt.

Die Wände der Gästezimmer bilden auch die Seitenwände der Loggien aus und verleihen der Fassade ihre Charakteristik. So entsteht vor jedem Zimmer ein geschützter Außenraum. Die Holzfenster sind mit einer Dreifachverglasung ausgestattet. Die Flurwände bestehen ebenfalls aus Brettsperrholzplatten; sie ergänzen die vertikale Tragkonstruktion. Die Zwischenböden sind an den Brettsperrholzplatten der Raumwände aufgehängt.

In den beiden Treppenhäusern übernehmen Brettsperrholzelemente auch eine statische Funktion. Die Innenausstattung ist ebenfalls überwiegend aus Holz: Die Böden sind oftmals mit Parkett ausgestattet, die Möblierung der Zimmer, wie Schreibtische, Betten und Bänke bestehen aus dem nachwachsenden Material.

Bautafel

Architektur: Durisch + Nolli Architekten, Massagno
Projektbeteiligte:
AM-T Architettura, Biasca (Bauleitung); Veragouth, Bedano (Vorfabrikation Holz); Studio d’Ingegneria, Biasca (Brandschutz); Reali e Guscetti Studio d’Ingegneria, Quinto (Fachberatung Holztragwerk)
Bauherr: Centro Sci Nordico, Campra
Fertigstellung: 2019
Standort:
Campra, Tessin
Bildnachweis: Giorgio Marafioti, Paris/Lugano und Tonatiuh Ambrosetti, Montricher

Fachwissen zum Thema

Tragende Holzbeläge werden üblicherweise in Gebrauchsklasse GK 3.2 eingestuft. Sind Schmutzablagerungen zu erwarten, ist eine Zuordnung in GK 4 vorzunehmen.

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Brettsperrholz eignet sich sehr gut für Wandelemente. Um vertikale Lasten optimal abtragen zu können, müssen die Decklagen stehend angeordnet sein.

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Einführung

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