Landtag im Schweriner Schloss

Lärm-, Brand- und Wärmeschutz beim Bauen im Bestand

Seit 2017 tagt das mecklenburgisch-vorpommersche Landesparlament im Goldenen Saal des Schweriner Schlosses. Nachdem die Mitte des 19. Jahrhunderts erschaffene und üppig dekorierte Halle 1913 bei einem Brand zerstört worden war, entstand in den 1970er-Jahren ein Festsaal in den alten Mauern. Zwei Dekaden nachdem der Landtag 1990 einen provisorischen Sitz in anderen Räumlichkeiten der Residenz genommen hatte, wurde schließlich ein Wettbewerb ausgeschrieben, um im Schlossgartenflügel einen zeitgemäßen Tagungsort einzurichten.

Während die Umgebung reizvoller kaum sein könnte, tagte das Parlament lange Jahre in einem wenig attraktiven Saal.
Deshalb sollte ein neuer Sitzungsort im einstigen Goldenen Saal entstehen.
Der Raum, der sich im Gartenflügel des Schlosses befand, war 1913 bei einem Brand zerstört worden.

Goldene Transparenz

In dem von 2012 an realisierten Gewinnerentwurf des Münchner Architekturbüros Dannheimer und Joos kommen die historischen Vorgänger zu ihrem Recht. So erhielt der Saal seine ursprünglichen Proportionen zurück, indem ein vierzig Jahre zuvor ausgeführter Durchbruch revidiert wurde. Indessen lassen die vertikalen Lamellen nicht nur die Wandgliederung durch Pfeiler und Pilaster wiederaufleben, sie erinnern auch an die hölzerne Verkleidung, die den vormaligen Festsaal kennzeichnete. Die lichte Verblendung macht einerseits die golden eingefärbten Wände des Rohbaus erlebbar, andererseits bedient sie auch jene Transparenzrhetorik, die wohl die Mehrzahl aller nach 1945 in Deutschland eingerichteten Parlamentssäle bestimmt.

Große Eingriffe, auch in den Nebenräumen

Dass sich die Arbeiten über fünf Jahre erstreckten, ist auch darauf zurückzuführen, dass die Eingriffe weit über eine allein innenarchitektonische Umgestaltung hinausgingen. Vielmehr stellte sich neben Nachgründungen auch die Ertüchtigung der Bestandsdecken als erforderlich heraus – insofern diese nicht vollständig erneuert werden mussten. Wenngleich die Gestaltung des Plenarsaals im Mittelpunkt des Wettbewerbs stand und seither, auch bei der Verleihung verschiedener Preise, vorrangig Erwähnung gefunden hat, taten sich auch in anderen, weniger augenfälligen Bereichen Herausforderungen auf. So war beispielsweise eine besondere Lösung für den Boden- und Deckenaufbau zwischen der sechsten Etage, die Büro- und Konferenzräume beherbergt, und dem darüberliegenden Technikgeschoss gefragt. Dabei stellte nicht nur der Brandschutz besondere Anforderungen an die Projektbeteiligten – zusätzlich waren auch bauphysikalische Probleme zu lösen, befinden sich die gebäudetechnischen Anlagen doch in einem ungedämmten Kaltraum.

Zementöse Lärmschutzplatten mit Mineralwolldämmung

Eine als brückenartige Stahlkonstruktion eingezogene Decke wurde dazu beiderseits eingekleidet. Die Unterseite wurde mit einer Abhängung versehen, die aus einer doppelten Lage 20 mm starker Brandschutzplatten besteht. In den Zwischenraum wurde eine 60 mm starke Mineralwolledämmung eingebracht. Der Aufbau, deren unteren Abschluss eine Akustikdecke bildet, erreicht somit die Feuerwiderstandsklasse F90. Wenngleich an den Brandschutz des oberseitigen Bodenaufbaus geringere Ansprüche gestellt wurden und lediglich die Bedingungen der Widerstandsklasse F30 zu erfüllen waren, ergaben sich die besonderen Herausforderungen hier aus dem Umstand, dass die Brandschutzplatten, die wiederum gedoppelt, aber mit einer Stärke von jeweils nur 15 mm zum Einsatz kamen, nicht ohne Weiteres begehbar sind. Deshalb wurde eine vollflächige Unterkonstruktion aus Gitterrosten aufgebaut, die auch hier die Befüllung mit einer Mineralwolledämmung möglich machte. –ar

Bautafel

Architektur: Dannheimer & Joos Architekten, München
Projektbeteiligte: Büro für Baukonstruktionen, Karlsruhe (Tragwerksplanung); BBB Ingenieurbüro für Bauwerksdiagnose Bauphysik Bauplanung, Schwerin (Gebäudetechnik); LichtKunstLicht, Berlin (Lichtpkanung); Ingenieurbüro Schubert, Schwerin (Elektroplanung); Macom, Berlin (Medienplanung); Prof. Riesner und Partner, Ingenieurbüro für Brandschutz und Bauphysik, Wismar; Ingenieur- und Sachverständigenbüro Dipl.-Ing. Has-Joachim Möws, Wolgast (Brandschutzplanung); Baudym, Hamburg (Baudynamik); Ingenieurbüro Axel C. Rahn, Berlin (Bauphysik); GuD Geotechnik und Dynamik Consult, Berlin (Baugrund); Käfer Construction, Bremen (Bauunternehmen); Aestuver/James Hardie Europe, Düsseldorf (Brandschutzplatten); Pagolux Interieur, Xanten (Akustikpaneele); Rockwool, Gladbeck (Mineralwolldämmung)
Bauherr: Landtag Mecklenburg-Vorpommern
Fertigstellung:
2017
Standort: Lennéstraße 1, 19053 Schwerin
Bildnachweis: James Hardie Europe, Düsseldorf; Landtagsverwaltung Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin; Dannheimer & Joos Architekten, München

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