Landhaus in Shijia

Mauerwerk aus gestampften Lehmsteinen

Chinas Wirtschaft boomt, was unter anderem zu einer verstärkten Landflucht in den vergangenen Jahren geführt hat. Die fortschreitende Urbanisierung verändert auch die alten Dorfstrukturen: Da viele Facharbeiter in die Städte abwandern, müssen die verbliebenen Landbewohner in verstärktem Maße auf externe Dienstleister zurückgreifen. Dadurch wandeln sich auch die Erscheinungsbilder der Dörfer, denn die traditionellen Lehmziegelbauten müssen zunehmend einheitlichen fabrizierten Betonriegeln weichen.
 
Der Architekt John Lin von Rural Urban Framework (RUF) ging im Dorf Shijia in der Provinz Shaanxi, gemeinsam mit Studenten der Architekturfakultät der Universität Hongkong der Frage nach, wie sich Architekten in diesem Spannungsfeld positionieren können. Auf Grundlage einer Befragung der Dorfbewohner entstand nach ihren Wünschen und Bedürfnissen das Haus für alle Jahreszeiten als Modellobjekt. Eines der Ziele war es, den Bewohnern auf dem Land wieder eine höhere Selbstversorgung zu ermöglichen und so die Abhängigkeit gegenüber externen Dienstleistern zu durchbrechen.
 
Bei diesem Prototyp eines modernen Landhauses sind in Grundriss und Konstruktion traditionelle und moderne Elemente miteinander verbunden: Der Innenhof als althergebrachtes Zentrum eines chinesischen Hauses findet seine Entsprechung in vier funktionell unterschiedlichen Höfen. Die Abfolge dieser gliedert den Grundriss, denn die einzelnen Räume wie Küche, Bad, Wohn- und Schlafräume sind um die Höfe herum organisiert. Der erste Hof dient als Eingang, auf der Fläche des zweiten wird gewaschen. Im dritten kann zur Selbstversorgung auf den terrassierten Stufen Gemüse angebaut werden. Der anfallende Mist der Hausschweine wird unter dem vierten und hinteren Hof in einer Biogasanlage gesammelt, das entstehende Gas liefert die Energie zum Kochen.
 
Das Dach ist multifunktional, es dient als Sitzbereich, im Sommer kann hier auf den Stufen Essen getrocknet werden und während der Regenzeit wird das Wasser über die Dachfläche gesammelt, um es für die heißen Sommer zu speichern.
 
Mauerwerk
In der Konstruktion des Prototyps verbindet das Architekturteam um John Lin ebenfalls moderne und traditionelle Elemente miteinander. Die tragenden Elemente wie Säulen und die Dachkonstruktion sind aus Beton gefertigt, um das Landhaus erdbebensicher zu machen.

Der vierte und hinterste Hof mit dem Schweinpferch und darunter liegender Biogasanlage
Wohnraum mit anschließendem Pflanz-Innenhof während der Bauphase (noch ohne innenliegende Fensterelemente)
Einheitliches Erscheinungsbild (Westfassade)

Die Wände sind als regionaltypisches Lehmsteinmauerwerk ausgeführt. Dieses Mauerwerk aus gestampften Lehmsteinen verfügt über sehr gute Dämmeigenschaften. Aufgrund der geringen Wärmeleitfähigkeit verhindern die Lehmsteinwände eine Überhitzung der Räume im Sommer sowie das Auskühlen in den Wintermonaten. Auf diese Weise kann auf eine zusätzliche Wärmedämmung verzichtet werden.

Zum Schutz des Lehmsteinmauerwerks vor Witterungseinflüssen ist das gesamte Gebäude mit einer Ziegelmauer umhüllt. Dieses Mauerwerk aus roten Ziegeln ist so ausgeführt, dass eine Lochfassade entsteht. Im Bereich der dahinter liegenden Fenster ist auf diese Weise die nötige Verschattung und Privatsphäre bei größtmöglichem Lichteinfall gewährleistet. Säulen, Böden und einige Innenwände wurden zusätzlich mit Mauerziegeln verkleidet.

Das Projekt entstand mit finanzieller Unterstützung durch den Luke Him Sau Charitable Trust.

Bautafel

Architekten: Rural Urban Framework (RUF) in Kooperation mit der Universität von Hongkong, beide Hongkong
Projektbeteiligte: John Lin, Hongkong (Assistenzprofessor); Huang Zhiyun, Kwan Kwok Ying, Maggie Ma, Jane Zhang, Qian Kun, Katja Lam, Li Bin, Hongkong (Studenten der Architekturfakultät der Universität von Hongkong); Luke Him Sau Charitable Trust, Hongkong (Sponsor)
Bauherr: Modellprojekt der Gemeinde Shijia
Fertigstellung: 2012
Standort:
Shijia, Provinz Shaanxi

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