Landgericht in Görlitz

Elektronische und mechanische Zutrittskontrolle

Das Landgericht Görlitz ist seit Fertigstellung des Neubaus im November 2002 und dem Abschluss der Sanierung des Altbaus im Juli 2004 ein modernes Gerichtsgebäude, das unter seinem Dach das Land- und Amtsgericht sowie die Außenkammern des Arbeitsgerichts Bautzen vereint. Dazu gehören auch das Grundbuchamt mit seinem umfangreichen Archiv und eine Bibliothek.

Planzeichnung von Alt- und Neubau
Zutrittsteuerung aus mechanischer Schließanlage und elektronischen Schließzylindern

Das historische Gebäude des Landgerichts war als Preußisches Kreisgericht des schlesischen Regierungsbezirks Liegnitz am Görlitzer Postplatz errichtet und im Jahr 1865 seiner Bestimmung übergeben worden. Sein Bau geschah in Folge der Reform von 1849, die Görlitz zum Sitz eines Kreisgerichts mit Schwurgericht erhoben hatte. Carl Ferdinand Busse, Schüler und Mitarbeiter Carl Friedrich Schinkels und einer der Spezialisten für den preußischen Gerichtsbau, war der Architekt. Als das Haus im Zuge der Schaffung einer eigenständigen Gerichtsbarkeit im wieder vereinigten Deutschland im Jahr 1992 seine ursprüngliche Bestimmung zurück erhielt, hatte es viele Um- und Anbauten erlebt und mehrere Jahrzehnte als Sitz des Kreisrates gedient. Das ursprünglich direkt mit dem Landgericht verbundene Gefängnis war bereits im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhundert abgerissen worden. Doch bis heute gibt es eine JVA als eigenständigen Komplex nördlich des Gerichtsgebäudes.

Einen effizienten zeitgemäßen Gerichtsbetrieb anstrebend, errichtete man in den vergangenen Jahren zunächst ein multifunktionales Bürogebäude als Erweiterung des Gerichts, das seinen Platz an Stelle eines verschlissenen Altbaus erhielt, und widmete sich anschließend der denkmalgerechten Sanierung des historischen Gebäudes, in dem die Mehrzahl der Gerichtsverhandlungen stattfinden und die dem Publikumsverkehr zugänglichen Räume untergebracht sind. Raumstruktur und Ordnungsprinzipien des alten Gerichtsgebäudes erwiesen sich als gut mit den heutigen Ansprüchen vereinbar. Wichtige Einrichtungen wie Vorführzellen an geeignetem Ort waren im baulichen Bestand jedoch nicht vorhanden gewesen. Die Zahlstelle entsprach zudem nicht mehr den erforderlichen Sicherheitsstandards.

Sicherheitstechnik
Im Zuge der Um- und Neubauten erhielt der Komplex auch eine neue Zutrittsteuerung mit mechanischen und elektronischen Komponenten.
Die Zugangsberechtigung für die Mitarbeiter des Hauses zu den einzelnen Räumen regelt seit Ende der Um- und Neubauten eine Zutrittsteuerung aus mechanischer Schließanlage und elektronischen Schließzylindern. Struktur und Hierarchie des Landgerichts Görlitz spiegeln sich in der Organisation dieser Schließanlage. Besondere Bedingungen gelten nur für die Feuerwehr, die sich im Brandfall Zugang zu einem Generalschlüssel verschaffen kann, um zeitnah retten und löschen zu können.

Installiert wurde eine Generalhauptschlüssel-Anlage (GHS) mit Halb-, Doppel-, Knauf- und Rundzylindern – je nach Einsatzbereich. Die GHS-Anlage ist in 15 Gruppen und Hauptgruppen organisiert, die entsprechenden Verantwortungsbereichen zugeordnet sind. Das System ix 10 KG ist ein Wendeschlüsselprogramm, „KG“ steht dabei für eine bewegliche Sperrkugel aus Stahl, die in einer Kugelkammer im Neusilber-Schlüssel gelagert ist. Nur sie kann den in den Schlüsselkanal ragenden Umlenkstift des Zylindergehäuses ansteuern und die seitlich angeordnete gefederte Sonderzuhaltung betätigen. Zusätzliche Sperrelemente je Schließseite, gehärtete Stahlstife im vorderen Bereich als Bohrschutz sowie Profilkontrollstifte sorgen für den hohen Sicherheitsstatus des Zylinders – bestätigt im Übrigen durch die Einstufung in die VdS-Klasse B. Praktisch für die Nutzer im Gericht: der Wendeschlüssel lässt sich ohne langes Suchen beidseitig in den Zylinder einführen und es kann von einer Türseite aufgeschlossen werden, wenn von der anderen Seite ein Schlüssel steckt.

Das Funktionsprinzip des ELS-Doppelknaufzylinders sieht so aus: Der individuelle Passiv-Transponder (in einem Schließmedium wie Tac oder Karte untergebracht) kommuniziert mit der im Außenknauf eingebauten Leseeinheit. Die Datenübertragung läuft berührungslos mit kryptologischer Verschlüsselung. Bei Übereinstimmung ertönt ein akustisches Signal, die Zugangsberechtigung wird erteilt und durch eine Drehung am Knauf kann die Tür geöffnet werden. Gleichzeitig erkennt und speichert das System diesen Vorgang als „Ereignis“. Damit lässt sich nachweisen, wer zu welchem Zeitpunkt das System bedient oder den entsprechenden Versuch gestartet hat. Eine Registrierung erfolgt auch im Fall eines Sabotageversuches.

Für die Anwendung im Gerichtsgebäude bedeutete dies unter anderem, den Zutritt bestimmter Personenkreise wie etwa der Reinigungskräfte ausschließlich zu festgelegten Zeiten zu ermöglichen. Abweichungen würden sofort registriert. Wichtig war für die Auftraggeber auch das Thema Folgekosten. Bei Verlust eines Schließmediums müssen nicht alle Zylinder ausgewechselt werden – es genügt das Ausprogrammieren des betreffenden Datensatzes, so dass das System in Sekundenschnelle wieder „sicher“ ist. Diese Programmierungen können von den Verantwortlichen vor Ort direkt selbst ausgeführt werden. Der Errichter hatte hierzu eigens Schulungen durchgeführt.

Autoren: Sabine Laake / Ludger Egen-Gödde

Bautafel

Architekten: Architektengemeinschaft Milde + Möser, Pirna
Projektbeteiligte: Sicherheit Sockel, Löbau (Schließanlage); Dom Sicherheitstechnik, Brühl/Köln
Bauherr: Freistaat Sachsen, Dresden
Fertigstellung: 2004
Standort: Postplatz 18, Görlitz
Bildnachweis: Dom Sicherheit