Landesarchiv NRW in Duisburg

Feuerfest ummantelte Stahlkonstruktion

Als Gedächtnis des Bundeslandes dient das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, hier wird schriftliches Kulturerbe aufbewahrt, seien es mittelalterliche Urkunden, Zeitschriften, Bilder oder digitale Zeugnisse. Ein solches Bauwerk, zu dessen primären Aufgaben das langfristige Bewahren und Sichern wertvoller Dokumente gehört, muss notwendigerweise selbst auf Dauer angelegt sein.

Fassadenausschnitt: Im Vordergrund das alte Speichergebäude mit ausgemauerten Fenstern, im Hintergrund der neue Turm
Blick von der Kreuzung aus westlicher Richtung
Ansicht von Süden mit Schwanentor im Vordergrund: Die Gebäudeteile „Speicher" und „Welle" sind klar getrennt

In einem ehemaligen Getreidespeicher in zentraler Lage am Duisburger Innenhafen planten die Architekten von Ortner & Ortner Baukunst das Landesarchiv NRW als weithin sichtbaren, zeichenhaften Turm mit Satteldach. Fensterlos erhebt er sich im Kern des Speichergebäudes von 1936 über rechteckigem Grundriss und übernimmt die Ziegelstruktur des Bestands, der ihn als achtgeschossiger Sockel wie eine Festung umfasst. Weil dessen Fassade über die Jahre eine bräunliche Patina erhielt, stehen alte und neue rötliche Ziegel im klaren Kontrast zueinander, ablesbar auch an Ausmauerungen früherer Fenster des Speichergebäudes. Der neue Turm und der alte Speicher nehmen nun gemeinsam auf insgesamt 20 Geschossen das Archivgut des Landes auf, in Regalen mit einer Länge von rund 148 Kilometern.

Die dazugehörigen öffentlichen Bereiche, Büros für die Verwaltung sowie weitere Nebenfunktionen befinden sich in einem langgestreckten, sechsgeschossigen Baukörper (die „Welle"), der nordöstlich an den Archivbau anschließt. Als Übergang dient ein mehrgeschossiges Foyer, das über riesige kreisrunde Verglasungen Einblick in die übrigen geschlossenen Verwahrräume bietet. Das Verwaltungsgebäude verläuft als mäanderndes Band entlang der Uferpromenade, seine öffentlichen Funktionen sind dem Hafen zugewandt.

Brandschutz
Der überwiegende Teil des Archivgutes besteht aus dem höchst brennbaren Material Papier; alle Dokumente werden in rollbaren Metallregalen aufbewahrt. Die einzelnen Geschosse des Archivturmes beinhalten bis zu fünf Magazinsäle, die jeweils als eigene Brandabschnitte ausgebildet sind. Die Archivare, die den Turm betreten dürfen, sind an einer Hand abzählbar.

Das Archivgebäude verfügt über ein Sicherheitstreppenhaus im Gebäudekern. Auf ein weiteres konnte verzichtet werden, weil die oberste Etage als sogenannte doppelgeschossige Anlage ausgebildet wurde, bei der nur die Regale zwei Geschosse einnehmen. Der höchste Aufenthaltsraum befindet sich demnach nicht oberhalb der 60-Meter-Grenze, die ein weiteres Treppenhaus erforderlich gemacht hätte (s.u. Zum Thema: Hochhäuser). Auf diese Weise konnte auch die Installation einer Sprinkleranlage umgangen werden, die die Archivare aus Angst vor Löschwasserschäden unbedingt vermeiden wollten. Das einzige flächenwirksame Löschsystem wurde im Bereich der Aktenförderanlage eingebaut, die sowohl dem vertikalen Transport innerhalb des Turms, als auch der horizontalen Beförderung durch die Büroetagen dient. Das gesamte Gebäude ist mit einer flächendeckenden Brandmeldeanlage ausgestattet. Die Entrauchung des Archivs erfolgt über die Lüftungsanlage durch Entrauchungsgitter und (aus gestalterischen Gründen) wenige Öffnungen im Dach, die Ansaugung über verborgene Fugen als Teil des Dachaufbaus.

In den unteren Geschossen sind die Archivräume direkt im alten Speicher untergebracht. Das äußere Mauerwerk des Turms ist selbsttragend, das Archiv darin als Stahlbau im Betonmantel ausgeführt. Die Stützen sind als Stahlverbundstützen mit Beton gefüllt, die Unterzüge feuerfest ummantelt. Die beiden Gebäudeteile „Speicher" und „Welle" sind durch ein Schottensystem getrennt; die kreisrunden Verglasungen zum Foyer sind Teil einer Brandwand und haben F90-Qualität. us

Bautafel

Architekten: Ortner & Ortner Baukunst, Köln/Wien
Projektbeteiligte: MSP Architekten, Dortmund (Ausführungsplanung); OSD Ingenieure, Frankfurt/Main (Tragwerksplanung Turm); LWS, Duisburg (Tragwerksplanung Welle); Arup, Düsseldorf (Technische Gebäudeausstattung); Ökotec, Schwalmtal (Brandschutz); Thor Bauphysik, Bergisch Gladbach (Bauphysik)
Bauherr: Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) Nordrhein-Westfalen, Duisburg
Fertigstellung: 2013
Standort:
Schifferstraße 30, 47059 Duisburg
Bildnachweis: Ortner & Ortner Baukunst, Wien

Fachwissen zum Thema

Eine der ältesten und wirksamsten Maßnahmen zum vorbeugenden Brandschutz ist die Abgrenzung einzelner Brandabschnitte gegenüber anderen Gebäudeteilen oder anderen Gebäuden. Es wird zwischen inneren und äußeren Brandwänden unterschieden.

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Grundlagen

Brandabschnitt

Brandschutzverglasungen im schweizerischen Internat Beau Soleil: Die Sporthalle erstreckt sich im Untergeschoss über drei Etagen.

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Bauprodukte

Feuerschutzabschlüsse: Verglasungen

Ab einer Höhe von 60 m muss die Feuerwiderstandsfähigkeit tragender und aussteifender Bauteile 120 Minuten betragen (F120-A).

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Sonderbauten

Hochhäuser

Raumabschließende Bauteile sind Wände, Decken, Dächer, Türen, Verglasungen, Abschottungen u.ä., hier im Berliner Quartier „Mittenmang“, Architektur: Sauerbruch Hutton

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Baustoffe/​Bauteile

Raumabschließende Bauteile

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