Laborgebäude DLR-RY in Bremen

38.000 keramische Klinkerplatten in spaciger Optik

Der Entwicklung von Spaceshuttles, Kompaktsatelliten und anderen Weltraumfahrzeugen widmen sich die Forscher am Institut für Raumfahrtsysteme des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Nun bietet ihnen ein neues Laborgebäude in Bremen Bedingungen, wie sie im Weltall herrschen. Der Entwurf dafür stammt von den Kölner Architekten Kister Scheithauer Gross, die es gemeinsam mit Feldschnieders und Kister aus Bremen planten. Ihnen war es wichtig, ein Gebäude zu schaffen, das auf die Forschungstätigkeit in seinem Inneren verweist, dabei aber nicht wie ein Raumschiff aussieht.

Laborgebäude DLR-RY in Bremen
Klar und mit viel Beton zeigt sich das Gebäudeinnere
Die Gebäudehülle besteht aus eigens entwickelten keramischen Klinkerplatten

Ihre Raumstation ist ein kompakter, zweigeschossiger, rund 3.300 m² großer Baukörper, der auf einem quadratischen Grundriss am Rande des Hochschulcampus in Bremen entstand. Nach außen zeigt er sich nahezu verschlossen; nur wenige Fenster- und Türöffnungen durchbrechen die Fassade. Diese ist mit Keramikplatten bedeckt, die den Hitzeschutzkacheln eines Spaceshuttles nachempfunden sind und deshalb von den Architekten auch als Kacheln bezeichnet werden. Um dem Neubau ein leicht schwebendes Erscheinungsbild zu verleihen, erhielt er im Sockelbereich eine umlaufende Fuge. Darin befindet sich ein Lichtband, das bei Dunkelheit in einem blauen Farbton leuchtet. Diese Farbe wiederholt sich im Inneren des Gebäudes; sie entspricht der Corporate Identity des Luft- und Raumfahrtzentrums.

Hinter der Gebäudehülle verbergen sich hoch spezialisierte Laboreinrichtungen, Reinräume und Werkstätten. In einem Raum beispielsweise befindet sich ein riesiger Metallkessel, in dem Kälte, Hitze, Strahlung oder Vakuum simuliert werden kann, in einem weiteren Raum ist eine Art riesiger Sandkasten aufgebaut. Hier werden Geräte getestet, die später einmal zum Mond, zum Mars oder zu anderen Himmelskörpern fliegen sollen. Trotz der hohen Sicherheitsstandards ist das Gebäude in manchen Bereichen für Besucher geöffnet. Ein Rundgang im Obergeschoss gewährt Einblicke in ausgewählte Laboratorien. Angeschlossen ist eine Ausstellung, die über die Aufgaben des Instituts informiert. Außerdem befindet sich im Obergeschoss ein Zugang zu einem schlanken, geschlossenen Steg, der das neue Labor mit dem Bestandsgebäude des Instituts verbindet.

Fliesen und Platten
Der Bau ist von einer anthrazitfarbenen Haut aus keramischen Klinkerplatten bedeckt, die eigens für dieses Objekt entwickelt wurden. Sie sollten Hitzespuren, Verschleiß und eine wechselnde Nummerierung aufweisen, damit sie dem Vorbild der Hitzeschutz-Schilde US-amerikanischer Weltraumfahrzeuge möglichst nahe kommen. Zwei Jahre hat es gedauert, bis Planer und Hersteller mit dem Ergebnis zufrieden waren. Entstanden sind Platten im Format von 20 x 20 cm, deren Oberflächen durch mineralische Tonschlämmen in acht unterschiedlichen Farbmustern gestaltet wurden. Bei der Herstellung wurden die Rohlinge mit verschiedenen Spritzbildern der Schlämme besprüht (engobiert). Diese versintern beim Brennvorgang und verleihen den ehemals dunkelroten Scherben ihre matte Färbung. Insgesamt 38.000 dieser Klinkerplatten in acht Varianten wurden auf diese Weise hergestellt.

Die Verlegung folgte einem exakt festgelegten System, das von den Architekten auf die Fassade „komponiert” wurde. Aufgeteilt in Felder mit diagonal unterschiedlicher Anordnung wurden die Klinker vollflächig auf das Wärmedämmverbundsystem (WDVS) verklebt, begrenzt von 25 mm starken Dehnungsfugen. Die so entstehenden Scharen legen sich wie ein Band um die gesamte Fassade, von denen jeweils zwei das gleiche Verlegemuster (Abb. 9 und 10) aufweisen.

Bautafel

Architekten: Kister Scheithauer Gross, Köln mit Feldschnieders und Kister Architekten, Bremen
Projektbeteiligte: Bellmer Ingenieurgruppe, Bremen (Statik); Henke und Blatt Garten- u. Landschaftsarchitekten, Bremen (Landschaftsarchitekten); Ingenieurbüro Heinrichs, Hürth-Efferen (Bauphysik); Ingenieurgemeinschaft Bauforschung, Schäfer und Oberhaus, Dortmund (Fugenberechnung Keramikfassade); Nietiedt, Wilhelmshaven (Fliesenarbeiten); ABC-Keramik, Westerkappeln-Velpe (Fliesenhersteller)
Bauherr: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Köln
Fertigstellung: 2011
Standort: Robert-Hooke-Straße 7, 28359 Bremen
Bildnachweis: Christian Richters, Münster

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Fassadenverkleidung mit keramischen Fassadenplatten von Agrob Buchtal: Das Kerajoin-WDVS-System des Herstellers besteht aus dem keramischen Belag (1), dem Verbundmörtel mit Armierungsgewebe (2), der Dämmstoffplatte (3), der Verdübelung (4) und der Grundmauer (5).

Fassadenverkleidung mit keramischen Fassadenplatten von Agrob Buchtal: Das Kerajoin-WDVS-System des Herstellers besteht aus dem keramischen Belag (1), dem Verbundmörtel mit Armierungsgewebe (2), der Dämmstoffplatte (3), der Verdübelung (4) und der Grundmauer (5).

Fassaden

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