Kunststoff-/Elastomerdachbahnen

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Kunststoff-/Elastomerdachbahnen

Abdichtungsbahnen aus Kunststoff kommen als Unterdächer, in Ausnahmefällen auch als Dachdeckungsmaterial zum Einsatz. Nach ihren Ausgangsstoffen werden sie in thermoplastische (plastomere) und elastomere Dachbahnen unterschieden.

Zu den thermoplastische Dachbahnen gehören

  • Polyvinylchlorid mit Weichmacher (PVC)
  • Ethylen-Copolimerisat-Bitumen (ECB)
  • Polyisobutylen (PIB)
  • Polyolefin-Legierungen (TPO/FPO)
  • Ethylen-Vinyl-Acetat-Copolymer (VAE/EVA)
  • Chloriertes Polyethylen (PEC)
zu den elastomere Dachbahnen (hergestellt aus synthetischem Kautschuk) zählen
  • Ethylen-Propylen-Terpolymer-Kautschuk (EPDM)
  • Chlorsulfoniertes Polyethylen (CSM)
  • Nitril-Kautschuk (NBR)
  • Butyl-Kautschuk (IIR)
Kunststoff-/Elastomerbahnen sind als Dachbahen wasserdicht und werden einlagig verlegt. Als Trägereinlage finden unterschiedliche Materialien Verwendung, am häufigsten werden Glas- und Kunststoffvliese oder Gittergelege eingesetzt. Kunststoffbahnen ohne Trägereinlage (sogenanntes homogenes Material) werden aufgrund der hohen Dehnfähigkeit überwiegend für die Detailausbildung verwendet.

Für die Lebensdauer der Bahn sind die Dicke und die richtige Werkstoffauswahl maßgebend. Die Dicke der Bahn wird nach DIN 7864-1 Elastomer-Bahnen für Abdichtungen; Anforderungen, Prüfung einschließlich aufkaschiertem Trennvlies oder Klebeschichten als die sogenannte Nenndicke angegeben. Die maßgeblichen Dickenangaben der Fachregeln beziehen sich allerdings nur auf die Dicke der Kunststoff- bzw. Kautschukschicht.

Für Dachbahnen aus Kunststoffen und Elastomeren gilt eine Mindestdicke von 1,2 mm, bei ECB- und PIB-Bahnen 1,5 mm. Bei genutzten Dachflächen wie Terrassen gilt generell eine Mindestdicke von 1,5 mm. (Diese Angaben richten sich nach dem Produktdatenblatt des Deutschen Dachdeckerhandwerks.)

Für die Wasserdichtigkeit ist die Art und korrekte Ausführung der Nahtverbindung ausschlaggebend. Verklebte Nähte sind unter stehendem Wasser nicht dauerhaft sicher und sollten daher nicht in Bereichen ohne Gefälle eingesetzt werden.

Bei thermoplastischen Dachbahnen erfolgt die Nahtverbindung durch:
  • Quellschweißen
  • Heißluftschweißen
  • Dichtungs- oder Abdeckbändern
  • Heizkeilschweißen (industrielle Fertigung)
Bei elastomeren Dachbahnen erfolgt die Nahtverbindung durch:
  • Kontaktkleber
  • Heißvulkanisieren
  • Dichtungs- oder Abdeckbänder
  • Schmelzklebebänder
  • Hochfrequenzschweißen (industrielle Fertigung)
Kunststoffbahnen aus PVC, PE, EVA, PIB oder Thermopolyolefine sind teilweise eigenständig zu betrachten. Dies geht auch aus der DIN EN 13956 Abdichtungsbahnen - Kunststoff- und Elastomerbahnen für Dachabdichtungen - Definitionen und Eigenschaften hervor, die andere Prüfwerte als bei EPDM-Dachbahnen vorsieht.

Zwischen Kunsstoff-Flächen und Bitumen kommt es zu nicht beständigen Adhäsionshaftungen. Daher sind Verbindungen zwischen Kunststoff- oder Kautschukbahnen und bituminösen Abdichtungen nicht dauerhaft und nicht fachgerecht. Eine Ausnahme  bilden hier die Ethylen-Bitumen-Copolymer Bahnen (ECB-Bahnen). ECB-Bahnen und deren Schweißnähte gelten als wurzelfest. Allerdings können auch diese Bahnen nicht gegen stark verdrängende Wurzeln wie beispielsweise von Bambus, Schilf und einige Gräser standhalten.

In den derzeit gültigen Anwendungsnormen DIN V 20000-201 Anwendung von Bauprodukten in Bauwerken - Anwendungsnorm für Abdichtungsbahnen nach Europäischen Produktnormen zur Verwendung in Dachabdichtungen und DIN V 20000-202 Anwendung von Bauprodukten in Bauwerken - Anwendungsnorm für Abdichtungsbahnen nach Europäischen Produktnormen zur Verwendung in Bauwerksabdichtungen sind Mindestanforderungen an Kunststoffdachbahnen definiert. In der Praxis werden jedoch häufig höhere Anforderungen an eine Abdichtung gestellt.

In Deutschland gab es 2012 in kürzester Zeit hohe Temperaturunterschiede von bis zu 40 Kelvin (von +10° C auf 30 °C), wodurch Schäden an mechanisch befestigten Abdichtungen entstanden sind. Es bildeten sich explosionsartig Risse, die über längere Strecken und mit vielen Verästelungen über die Dachfläche verlaufen. Ursache für dieses sogenannte Shattering-Phänomen (to shatter = zerspringen, zersplittern) sind langanhaltende Frostperioden, bei denen entsprechend gealterte Bahnen unter extremer Spannung stehen. Schadensauslösend ist dann in der Regel eine mechanische Belastung, die eine örtliche Spannungskonzentration zur Folge hat.

In der Sanierung werden mittlerweile aus Kostengründen sehr oft gespritzte Flüssigkunststoffe eingesetzt. Der Vorteil bei Flüssigkunststoffen ist, dass sie nahtlos ohne eine Fuge aufgebracht werden, hochelastisch sind und auf allen Untergründen aufgebracht werden können. Sie werden mit einer Zweikomponenten-Heißspritz- und -Dosieranlage, mit Reaktionszeiten von 2–15 Sekunden je nach Material, aufgebracht.

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