Kunstmuseum The Broad in Los Angeles

Extra klare, großformatige Verglasungen im Eingangsbereich

An der Grand Avenue in Downtown Los Angeles reiht sich eine Schar ikonischer Kulturbauten von internationalem Wert aneinander. In direkter Nachbarschaft zur schimmernden Walt Disney Concert Hall von Frank Gehry und schräg gegenüber des Museum of Contemporary Art von Arata Isozaki behauptet sich das Museum für zeitgenössische Kunst The Broad von Diller Scofidio + Renfro seit 2015 gerade durch seine zurückhaltende Kubatur und eine bestechend einfache architektonische Idee: Die zwei vom Bauherrenpaar Eli und Edyth Broad geforderten Programmpunkte Lagern und Präsentieren wurden übersetzt in „the vail and the vault“ – der Schleier und der Tresor.

Gerade durch seine zurückhaltende Kubatur mit quadratischem Grundriss und die luftige Hülle behauptet sich der Bau gegenüber den zum Teil sehr expressiven Nachbarbauten.
Straßenseitig hebt sich die Hülle an den beiden Ecken nach oben und bildet die Eingänge; dahinter zeigt sich eine raumhohe Glasfront.
Für die Glasfront kamen extra klare und übergroße Scheiben mit einer Höhe von 7,20 und einer Breite von 2,40 zum Einsatz.

Der Schleier und der Tresor

Dieses Konzept wurde architektonisch konsequent umgesetzt und zeigt sich durch die Einteilung des Gebäudes mit insgesamt 120.000 m² Fläche in einen Archivbereich „the vault“, in dem die umfangreiche Broad-Sammlung aufbewahrt wird, die zu den bedeutendsten Beständen der Nachkriegs- und Gegenwartskunst weltweit zählt, und davon abgekoppelt, einen für die Öffentlichkeit zugänglichen Ausstellungsbereich „the veil“.

Dabei wird der Lagerraum nicht, wie oft üblich, in den Hinter- bzw. Untergrund gedrängt, sondern nimmt als Tresor eine Schlüsselrolle für das gesamte Museumserlebnis ein. Die schwere, undurchsichtige Masse schwebt im Zentrum des Baus und bleibt in jeder Situation sichtbar, wobei seine organisch ausgeformte Unterseite die Decke für die darunterliegende Lobby sowie die öffentlichen Verkehrswege im Erdgeschoss formt, während die Oberseite als Boden der Ausstellungsräume im zweiten Obergeschoss fungiert.

Als Gegensatz legt sich „the veil“ – der Schleier – luftig über das gesamte Volumen und bildet den äußeren Abschluss des Gebäudes. Dank seiner rautenförmig perforierten, wabenartigen Struktur lässt die Hülle indirektes Tageslicht einfallen. Insgesamt wurden 2.500 Module in 380 Varianten eingesetzt, die aus zwei dünnen Schichten glasfaserarmiertem Weißbeton bestehen und auf ein tragendes Stahlgerüst montiert sind.

Diffuses Nordlicht für Galerieraum

An allen vier Ecken im Erdgeschoss hebt sich die Gebäudehülle nach oben, sodass sich klare Eingangsgesten bilden und Besucherinnen und Besucher ins Innere geleitet werden, wo sie zunächst von der Lobby empfangen werden, an die ein Shop sowie ein kleinerer Galerieraum angeschlossen sind. Von der Lobby aus brechen eine Rolltreppe sowie eine gewundene Treppe und ein gläserner, zylindrisch geformter Aufzug durch den Tresor hindurch nach oben und enden inmitten des zweiten Obergeschosses auf der ca. 3.250 m² großen, stützenfreien Galerieebene mit einer Deckenhöhe von etwa sieben Metern. An vorgegebenen Ankerpunkten können hier Ausstellungswände platziert werden, die mit genügendem Abstand zur Tageslichtdecke enden.

Der Galerieraum wurde so konzipiert, dass er an den meisten Tagen des Jahres ausreichend Tageslicht erhält, ohne auf künstliche Beleuchtung zurückgreifen zu müssen. Dafür sorgen die 318 Oberlichter, die diffuses, indirektes Nordlicht eindringen lassen. Jedes Oberlicht ist mit einem motorisierten Verdunklungsrollo ausgestattet, um das natürliche Licht in verschiedenen Voreinstellungen kalibrieren und die Menge des einfallenden Lichts präzise kontrollieren zu können.

Blicke ins Verborgene

Der zentrale, massive Tresor beherbergt das etwa 1.950 m² große Archiv, Büroräume sowie einen Vortragssaal. Entlang des mäandernden, dunklen Treppenraums, der sich für den Weg nach unten anbietet, finden sich an verschiedenen Stellen Fenster zum Inneren des undurchsichtigen Volumens, sodass Interessierte einen Blick auf die umfangreichen Bestände der Sammlung werfen können.

Ungewöhnlich fußgänger- und umweltfreundlich

Der Bereich rund um die Grand Avenue wird durch den Autoverkehr dominiert. Um diesem Trend entgegenzuwirken und die Gegend fußgängerfreundlicher zu strukturieren, wurde ein ca. 2.200 m² großer öffentlicher Platz samt Olivenhain und einer Grünfläche errichtet. Außerdem nahm das Bauherrenpaar Verbesserungen am Straßenbild vor und sorgte für einen ebenerdigen Zugang vom Straßenraum zum Museum, ohne Stufen, Rampen oder Mauern – eine für Los Angeles ungewöhnliche Gestaltung. Gleichzeitig wurde zugunsten des Hauptverkehrsmittels der Gegend eine dreigeschossige Tiefgarage im Untergrund errichtet.

Als integraler Entwurfsbestandteil wurden spezielle Nachhaltigkeitsstrategien entwickelt, wodurch The Broad als erstes großes Kunstmuseum in L.A. eine LEED-Gold-Zertifizierung erhalten hat. Zu den ökologischen Merkmalen des Museums gehören Ladestationen für Elektroautos, Fahrradabstellplätze, Dachabflüsse, die in die Gärten auf Straßenebene geleitet werden, um das Abwasser zu filtern, sowie effiziente Sanitärarmaturen, die zur Reduktion des Wasserverbrauchs um 40 Prozent beitragen.  

Extra klare und übergroße Verglasungen in Ganzglasbauweise

Die Gebäudehülle hebt sich an den Ecken des Baukörpers auf Straßenniveau nach oben, wodurch sich der Bau zum Außenraum öffnet und die Gebäudehülle zusätzlich an Leichtigkeit gewinnt. Dafür wurden rahmenlose und großformatige Glasfronten vorgesehen, die mit einigem Abstand zu Fassade stehen. Dadurch bildet sich entlang der Grand Avenue ein kleiner, überdachter Vorplatz.

Um den leichten und einladenden Charakter der Erdgeschossebene zu unterstreichen und den Kontrast zwischen den beiden Bereichen „veil and vault“ zu erhöhen, sollten die Verglasungen möglichst neutral und unauffällig anmuten und dabei besonders viel Licht einfangen. Dafür wurden extra klare und großformatige Scheiben mit einer Höhe von 7,20 m und einer Breite von 2,40 m eingesetzt, die ohne Querteilung vom Boden bis zur Decke reichen. Die Vertikalstöße wurden profillos in Ganzglasbauweise ausgebildet, wodurch eine optisch reduzierte Erscheinung erreicht wurde. -si

Bautafel

Architektur: Diller Scofidio + Renfro, New York
Projektbeteiligte: Gensler, Los Angeles (Ausführende Architekten); Matt Construction, Los Angeles (Bauunternehmen); Nabih Youssef Associates, Los Angeles und Leslie E. Robertson Associates, New York City (Tragwerksplanung); KPFF Consulting Engineers, Seattle (Bauingenieure); ARUP, London (Maschinenbau, Elektrotechnik, Sanitärtechnik, Brandschutz, Sicherheit, Beleuchtungstechnik); Tillotson Design, New York City (Lichtplanung Ausstellung); Lerch Bates Associates, Denver (Aufzüge und Fahrtreppen); Solomon + Bauer + Giambastiani, Boston (Architektur Archiv); Seele, Gersthofen und Walters & Wolf, Fremont (Fassade); Saint-Gobain Glassolutions Austria, Steyr (Glasveredelung: Extra-klares Isolierglas SGG Climalit aus SGG Diamant im Großformat)
Bauherr/in: The Broad Foundation, Los Angeles
Fertigstellung: 2015
Standort: 221 S Grand Avenue, 90012 Los Angeles
Bildnachweis: Hufton+Crow, Hertford; Bruce Damonte, San Francisco; Iwan Baan, Amsterdam; Diller Scofidio + Renfro, New York

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