Kunstmuseum Lentos in Linz

Bedruckte Glashaut für Kunstkiste

Die Neue Galerie hatte seit 1979 im Linzer Wohn- und Geschäftszentrum „Lentia" nur 3.600 m² Gesamtfläche und eine viel zu geringe Raumhöhe zur Verfügung, mit einem Neubau sollte Abhilfe geschaffen werden. Aus einem 1998 ausgeschriebenen Wettbewerb wurde der Entwurf der Züricher Architekten Weber + Hofer zur Realisierung ausgewählt. Im neuen Quartier stehen dem Museum nun insgesamt 8.000 m², verteilt auf drei Geschosse, zur Verfügung.

Farbspiel an der Fassade
Ansicht Glashaut mit Leuchtstäben
Montage der Glastafeln

Der 130 m lang gestreckte Bauköper liegt parallel zum Flussverlauf am südlichen Ufer der Donau. Er markiert den westlichen Abschluss des Donauparks und folgt in seiner Ausrichtung und Lage dem Hochwasserdamm.

Von der fast acht Meter hohen Eingangshalle gelangt man in zwei Geschosse. Einen idyllischen Panoramablick auf die Donau können die Besucher in der Halle entlang einer 40 m langen Fensterleiste genießen. Unter der Erde sind Bibliothek, Lager, die grafische Sammlung, Werkstätten und Sanitäranlagen sowie die Tiefgarage mit 48 Stellplätzen untergebracht. Vom großzügig angelegten Foyer mit dem Museumsshop gelangt man in das Obergeschoss. Linker Hand liegt das Herzstück des Hauses – der Ausstellungstrakt. 40 m lang und 21 m breit öffnet sich die große Halle, in der die Wechselausstellungen stattfinden. Rechts wird in elf aufeinanderfolgenden Kammern die ständige Sammlung präsentiert. Überdacht ist das Geschoss mit einer durchgehenden Glasdecke – eine der größten Konstruktionen in dieser Form europaweit. So kann auf künstliche Beleuchtung im obersten Geschoss weitestgehend verzichtet werden.

Statisch gesehen bilden die Fassadenlängswände mit den drei Treppenhauskernen die Hauptelemente der Tragkonstruktion, die ähnlich einer Brücke die 60 m lange Skulpturenhalle und den 40 m langen Eingangsbereich des Museums frei überspannen. Erlebbar sind die Dimensionen der offenen, von den Ausstellungsräumen überspannten Skulpturenhalle. Als jederzeit zugänglicher, gedeckter Außenraum wird sie zum Begegnungsort für Park- und Museumsbesucher. Sie ist gleichzeitig Eingangshalle zum Museum und Fenster zur Donau.

Glas
Den Sichtbetonbau versahen die Planer mit einer äußeren Hülle aus Glas, die zu speziellen Anlässen von innen beleuchtet werden kann. Die Unterkonstruktion birgt Leuchtstoffröhren, die unterschiedliche Farbtöne (von Blau nach Rot) und Helligkeit erzeugen und somit das Museum 'erleuchten' – besonders nachts ein spannendes Spiel mit Farbe und Kubatur des Gebäudes.

Mit einem Abstand von 80 cm ist die Fassade aus 1.800 Verbundglastafeln und einer Gesamtfläche von 4.500 m² aus VSG-Weißglas vor die tragenden Wände gestellt. Das größte Einzelglas an der Fassade verfügt über ein Ausmaß von 365 x 135 cm und wiegt 210 kg. An der Decke der Skulpturenhalle hat das größte Einzelglas einen Umfang von 405 x 135 cm und ein Gewicht von 230 kg.

„Durchsichtig und reflektierend zugleich" ist die Glashaut 35.000-mal mit der Aufschrift Lentos Kunstmuseum versehen. Ein spezielles Bedampfungsverfahren ermöglichte drei verschiedene Kombinationen der Anordnung der Schriftzüge.

Bautafel

Architekten: Weber Hofer Partner AG, Zürich
Projektbeteiligte: Rolf Johann, Jürg Zimmermann, Zürich und Peter Platzer, Leonding (Statik); Ertl, Ofterding/Wien (Fassadenplanung); Klaus Bieregger, Buchkirchen (Fassadenstatik; Mandl + Eckel, Leonding/Pasching (Glasfassade); Brüder Eckelt, Steyr und Saint-Gobain Glass, Aachen (Glasherstellung)
Bauherr: Neue Galerie - Errichtungsgesellschaft, Linz
Fertigstellung: Mai 2003
Standort: Ernst-Koref-Promenade 1, Linz
Bildnachweis: Kutzler + Wimmer, Pasching, Amt für Presse + Information Linz, Engelhardt/Sellin, Aschau

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Horizontalverglasung über der Berliner Reichstagskuppel; Architekten: Foster & Partners

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