Kunstmuseum in Accra

Luftiger Tunnel

Mit seiner Stirnseite linst der neue Ausstellungsbau um die Ecke und macht so am Ende einer Sackgasse im Norden von Accra auf die Nubuke Foundation aufmerksam. In den Räumlichkeiten der Stiftung im Vorort East Legon werden Werke ghanaischer Kunstschaffender präsentiert und Einblicke in die Kunstgeschichte Westafrikas geboten. Auf dem Programm stehen neben Ausstellungen auch Lesungen und Gespräche, Filmvorführungen, Performances, Seminare und Workshops. Den Erweiterungsbau Nubuke Extended planten die beiden Architekten Baerbel Mueller (nav_s) und Juergen Strohmayer.

Den Erweiterungsbau Nubuke Extended planten die beiden Architekten Baerbel Mueller (nav_s) und Juergen Strohmayer.
Die Ost- und Westseite sind weitgehend geschlossen ausgeführt, im Norden und auf der von Palmen beschatteten Südseite bieten Öffnungen eine Möglichkeit zur natürlichen Querlüftung.
Die einschalige Konstruktion zeigt außen wie innen den Abdruck von Brettern aus einheimischem Holz, die als Schalhaut verwendet wurden.

Das in Sichtbeton ausgeführte Volumen besteht aus einem kurzen Querriegel im Erdgeschoss und einem entgegengesetzt dazu orientierten, leicht geschwungenen und weitgehend aufgeständerten Obergeschoss. Der Neubau befindet sich westlich des Bestandsensembles. Zusammen rahmen die Gebäude einen begrünten Hof, ein palmenbestandener Garten begrenzt das Ensemble Richtung Süden.

Natürliche Kühlung und Belüftung

Der Entwurf des Bauwerks nimmt unter anderem die klimatischen Bedingungen vor Ort als Ausgangspunkt: Die Aufständerung sorgt für einen überdachten Freibereich und erlaubt es dem Wind, unter dem Gebäude hindurchzustreichen. Gleichzeitig sorgt die Orientierung des Volumens für eine willkommene Beschattung des zentralen Hofes. Die Ost- und Westseite sind weitgehend geschlossen ausgeführt, im Norden und auf der von Palmen beschatteten Südseite bieten Öffnungen eine Möglichkeit zur natürlichen Querlüftung. Das begrünte Dach soll zusätzlich für Abkühlung im Inneren sorgen.

Erschlossen wird der Bau vom Hof aus. Unter dem Volumen führen die Stufen nach oben in den Hauptausstellungsbereich, rechts davon gelangen die Besuchenden in den Galerieraum im Erdgeschoss. Mit dem Beton, der die Erweiterung außen und innen prägt, harmonieren ein rötliches Holz, wie es sich etwa bei der Pfosten-Riegel-Fassade im Süden findet, und dunkles Metall, wie es für die Türen verwendet wurde. An die rohen Betondecken sind einfache Leuchtstoffröhren montiert. Mit Vorhängen lassen sich bei Bedarf einzelne Bereiche abtrennen.

Die skulpturale und doch einfache Architektur verschafft der Stiftung einen einprägsamen Ort, der vom Zusammenspiel aus rohen Materialien und Grünflächen lebt. Accra, so die Architekten, sei eine Stadt, die von Suburbanisierung und einer regen Bautätigkeit geprägt werde, Konstruktion und Gestaltung seien dabei vor allem von importierten Materialien, Bauteilen und Designelementen bestimmt. Die Architektur des Erweiterungsbaus bietet zu dieser Entwicklung einen willkommenen Kontrast.

Beton: Handwerkliche Spuren

Die einschalige Konstruktion zeigt außen wie innen den Abdruck von Brettern aus einheimischem Holz, die als Schalhaut verwendet wurden. Aus den 14 cm breiten Elementen wurden Schalelemente gezimmert, die sich bis zu vier Mal verwenden ließen.

Das weitgehend aufgeständerte Obergeschoss ruht auf einem Querriegel im Süden und vier unterschiedlich langen Wandscheiben; gegründet ist das Gebäude auf Bohrpfählen. Die Wanddicken betragen 25 cm im Erdgeschoss und 16 cm im Obergeschoss, die Decken sind zwischen 20 und 32 cm stark.

Auskragungen mit System

Die tunnelartige Konstruktion des Hauptgeschosses erlaubt Auskragungen von bis zu 4,5 Metern. Das statische System konnte demnach erst wirksam werden, nachdem alle Bauteile – Bodenplatte, Wände und Dach – ausgehärtet waren. Im Anschluss ließ das Planungsteam die temporäre Stützkonstruktion im Erdgeschoss entfernen. Als Stützelemente kam eine große Zahl einfacher Sprieße zum Einsatz, zusätzlich wurden Holzelemente verwendet.

Großen Wert legte das Planungsteam auf die Herkunft der Rohmaterialien für den Bau. Der Ursprung der Baustoffe sei nachvollziehbar und liege in Ghana, so die Architekten. Der Beton wurde vor Ort gemischt und händisch eingebracht. -chi

Bautafel

Architektur: nav_s baerbel mueller + Juergen Strohmayer, Accra/Wien
Projektbeteiligte: nav_s baerbel mueller + Juergen Strohmayer mit Unterstützung von Orthner Orthner & Associates, Accra (Bauleitung); Bollinger & Grohmann Ingenieure, Wien (Tragwerksplanung)
Bauherrschaft: Nubuke Foundation, Accra
Standort: Lome Close, East Legon, Accra, Ghana
Fertigstellung: 2019
Bildnachweis: Julien Lanoo, www.julienlanoo.com

Fachwissen zum Thema

Betonoberfläche bei Verwendung einer saugenden Schalhaut

Betonoberfläche bei Verwendung einer saugenden Schalhaut

Schalungen

Schalhaut und Oberflächenstrukturen

Damit die beim Erhärten des Betons entstehenden Kräfte abgeleitet werden können und die Schalungshäute nicht auseinanderdriften, werden viele weitere Elemente benötigt.

Damit die beim Erhärten des Betons entstehenden Kräfte abgeleitet werden können und die Schalungshäute nicht auseinanderdriften, werden viele weitere Elemente benötigt.

Schalungen

Schalungselemente

Surftipps

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
BauNetz Wissen Beton sponsored by:
Deutsche Zement- und Betonindustrie vertreten durch das
InformationsZentrum Beton | Kontakt 0211 / 28048–1 | www.beton.org