Kulturhaus Hainholz in Hannover

Grundsanierung und Umnutzung einer ehemaligen Volksschule

Über 100 Jahre lang diente das 1905 im Stil der Jahrhundertwende errichtete Gebäude in der hannoverschen Voltmerstraße 36 als Sitz verschiedener Schulen. Ursprünglich für eine Volksschule konzipiert, wurde es bis 2005 als Außenstelle der berufsbildenden Alice-Salomon-Schule betrieben. Nach einer zweijährigen Zwischennutzung durch die nahegelegene Fichteschule, beschloss die Stadt Hannover 2007 das Gebäude für den Stadtteil Hainholz nutzbar zu machen, in dem es liegt. Im Rahmen des Förderungsprogramms „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – Soziale Stadt“ des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung wurde es nach Plänen des ortsansässigen Architekturbüros pk nord grundsaniert und erhielt eine neue Nutzung.

Das frühere Schulgebäude steht heute für kulturelle Nutzungen zur Verfügung
Im Erdgeschoss befindet sich eine Cafeteria
Erschließung mit verbesserter Belichtung und Beleuchtung

Das heutige Kulturhaus Hainholz bietet auf einer Bruttogeschossfläche von 3.350 m² viel Platz für Kultur und Bildung. Im Erd- und Untergeschoss finden im Kulturtreff sowohl Musik- und Theatervorstellungen als auch zahlreiche Veranstaltungen für Senioren, Eltern, Kinder und Jugendliche an. In den drei Obergeschossen hat die Tages- und Abendrealschule der Volkshochschule ihre neuen Räumlichkeiten bezogen.

Sanierung und Modernisierung
Sanierungsbedürftig war nicht nur das gesamte Bauwerk, auch die großräumigen Freiflächen bedurften eines neuen Gestaltungskonzeptes. Darüber hinaus mussten u.a. Energiestandard, Brandschutz, Haustechnik und Barrierefreiheit den heutigen Standards angepasst werden. Dabei war es den Architekten wichtig, sowohl die Bausubstanz als auch die zeittypische Ästhetik des Gebäudes weitestgehend zu erhalten.

Die behutsame Modernisierung umfasste zunächst zahlreiche bauliche Maßnahmen zur Verbesserung des Lichteinfalls. Insbesondere in den unteren Geschossen sorgen nachträglich eingebaute, bodentiefe Fenster nun für eine ausreichend natürliche Belichtung der Innenräume. Das Souterrain, welches zuvor nicht nutzbar war, erhielt mittels großzügiger Geländeabtragungen einen neuen Vorbereich und Lichtschächte. In den Obergeschossen ermöglichen geschickt in die neuen Akustikdecken integrierte Lichtinstallationen eine unauffällige, indirekte Belichtung der Seminarräume. Auch im kleinen Saal, der multifunktional genutzt wird, sorgen Akustik- und Lichtdecken für eine angenehme Raumatmosphäre.

Die typischen Flure der Jahrhundertwende konnten mit ihren Terrazzoböden und den verzierten Treppengeländern in ihrer ursprünglichen Optik erhalten werden. Durch Glastüren am Kopf der Flure gelangt auch hier mehr Tageslicht in die Raumtiefe. Im Zuge der Sanierung wurden notwendigerweise auch Maßnahmen zur Optimierung des Brandschutzes umgesetzt. In jeder Etage befinden sich nun Rauchschütztüren. Eine nachträglich angebaute, außen liegende Treppenkonstruktion an der nördlichen Rückfront, die sich hinter einer Sichtbetonscheibe verbirgt, dient nunmehr als zweiter Fluchtweg. Hier unterstützt ein in die Struktur integrierter Aufzug die Barrierefreiheit des Gebäudes und sorgt für die behindertengerechte Erreichbarkeit der Räume im Obergeschoss.

An der Ost-, West- und Nordfassade konnten die vorhandenen, historischen Gestaltungselemente, trotz des Anbringens einer außenliegenden Wärmedämmung wiederhergestellt werden. Die nach Süden ausgerichtete Hauptfassade, die reliefartige Gestaltungselemente der Jahrhundertwende aufweist, beließ man ungedämmt. Sie erhielt lediglich einen neuen Anstrich. Im Zuge der Erneuerung des Fußbodens um Untergeschoss wurde auch hier eine entsprechende Dämmung eingebaut. Durch diese Dämmmaßnahmen und den Einbau von Wärmeschutzverglasungen konnte der Energiebedarf und die CO₂-Emissionen um die Hälfte reduziert werden. Beheizt wird das Gebäude mit Fernwärme.

Das gesamte Außengelände wurde neu gestaltet. Ein benachbarter Neubau für ein Familienzentrum, der im Sommer 2012 fertig gestellt sein wird, ergänzt durch seine zum Kulturzentrum passende Fassade das Umfeld.

Bautafel

Architekten: Architekturbüro pk nord, Angelika Blencke und Rudolf Knoll, Hannover
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro Wolf und Weißkopf, Hannover (Haustechnik); Ingenieurbüro TGL  Liegat, Hannover (Elektroplanung); HR Ingenieurgesellschaft für Fördertechnik, Hannover (Aufzugsplanung); Grün plan Landschaftsarchitektur, Hannover (Freiraumplanung)
Bauherr: Landeshauptstadt Hannover, Fachbereich Gebäudemanagement
Fertigstellung: 2010
Standort: Voltmerstraße 36, 30165 Hannover
Bildnachweis: Frank Aussieker und D. Haas-Arndt, Hannover

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