Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien (KM–) in Graz

Tageslichtdecke und LED beleuchtete Glasfassade

Das 1952 eröffnete Künstlerhaus Graz, nicht zu verwechseln mit dem 2003 errichteten Kunsthaus Graz, war der erste nach dem 2. Weltkrieg gebaute Kulturbau in Österreich. Auf eine Künstlerinitiative hin wurde es in den 1950er Jahren unter Beratung von Leo Scheu durch das Stadtbauamt Graz errichtet. 2010 war das Haus in einem so schlechten Zustand, dass ein Ausstellungsbetrieb nicht mehr möglich war, und deshalb im gleichen Jahr ein Wettbewerb zur Generalsanierung ausgeschrieben wurde. Die Gewinner des Wettbewerbs, das Grazer Architekturbüro Bramberger Architects, haben die aufwendige Sanierung in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt durchgeführt.

Ostansicht
Barrierefreier Seiteneingang
Nordwestansicht mit Apsis

Im südlichen Teil des Grazer Stadtparks gelegen, befindet sich das jetzt Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien (KM–) genannte Gebäude unweit der Altstadt und des Grazer Doms. Es zeigt zeitgenössische Kunst internationaler Strömungen unter Einbindung lokaler Künstlerinnen und Künstler. Der Zugang erfolgt über ein Foyer an der Südostseite, von dem der Blick direkt in den Hauptsaal – das Herzstück des Künstlerhauses – gelenkt wird. An den Saal schließen sich eine Apsis im Nordwesten und ein niedrigerer Grafikraum im Nordosten an. Die großzügigen Räume lassen sich auch unabhängig voneinander bespielen. Durch das Foyer wird über zwei Treppen auch das Untergeschoss erschlossen. Dieses beherbergt weitere Ausstellungs- und Depotflächen sowie Lager- und Technikräume. Insgesamt bietet das Künstlerhaus rund 670 m² Ausstellungsfläche und verfügt über eine Nutzfläche von rund 1.100 m².

Im Zuge der Generalsanierung wurde das denkmalgeschützte Künstlerhaus auf den heutigen Stand der Technik gebracht und mit Infrastrukturen versehen, die es im internationalen Kunstbetrieb wieder wettbewerbsfähig machen. Die Modernisierung umfasste die Ausstattung mit einer zeitgemäßen Gebäudetechnik hinsichtlich Klima- und Haustechnik, Sicherheit und Brandschutz. Das Gebäude verfügt nun über eine flächendeckende Fußbodenheizung, der Luftaustausch erfolgt durch natürliche Lüftung und über das öffenbare Glasdach. Die Stahlträger der tragenden Elemente der Halle wurden hinsichtlich der modifizierten Brandschutzbestimmungen aufgewertet. Rampen im Innen- und Außenbereich und automatisch öffnende Schiebetüren ermöglichen eine barrierefreie Erschließung. Das Untergeschoss kann, neben den beiden Treppen im Foyer, über eine natürlich belichtete Hebebühne erschlossen werden und ist somit auch barrierefrei zugänglich. Der originale Holzzementestrich konnte aus Kostengründen nicht erhalten werden. Man entschied sich für einen gestrichenen Estrich mit rhythmisierenden Bändern, der den Originalbodenbelag angemessen ersetzt.

Die filigrane Holzkonstruktion der ursprünglichen Kastenfenster erlaubte eine großflächige Verglasung im Eingangsbereich. Diese wurde beibehalten und in Abstimmung mit dem Denkmalschutz neu errichtet. Die Fensterscheiben sind entsprechend den Originalplänen nicht bis zum Rand satiniert, so bleibt der Außenraum durch die transparenten seitlichen Streifen sichtbar.

Im Untergeschoss konnte mit wenigen Eingriffen ein flexibler Ausstellungsbereich geschaffen werden. Die pfeilergestützte Halle ist weitestgehend von Einbauten und Zwischenwänden befreit, der Raum dadurch vereinheitlicht und erweitert.

Elektro/Gebäudetechnik
Das markanteste Detail des Künstlerhauses, das Glasdach im 6,30 Meter hohen Hauptsaal, sorgt für die charakteristische sanfte Lichtstimmung. Auch die Apsis und der Grafikraum werden jeweils über ein Glasdach mit abgehängter Tageslichtdecke belichtet. Aus diesem Grund wurde Wert auf die Sanierung und Erhaltung dieser Elemente gelegt und das Klima- und Beleuchtungskonzept darauf abgestimmt. Die Vorlage für die neue Verglasung lieferten Originalpläne. Der Lichteinfall kann sowohl im Hauptsaal als auch im Grafikraum über Sonnenschutz- und Verdunklungsrollos im Dachzwischenraum zwischen Glasdach und abgehängter Decke gesteuert werden. Die Verwendung von satinierten Gläsern ermöglicht eine gleichmäßige, schattenfreie Lichtverteilung. Neben der natürlichen Belichtung kommt ein flexibles Beleuchtungskonzept zum Einsatz. Stromschienenversorgte Strahler und Langfeldleuchten lassen sich nach Bedarf unabhängig voneinander steuern.

Die Glasfassade des Foyers kann durch LEDs in den Farben Rot, Grün und Blau angestrahlt werden. Die LED-Leisten sind jeweils in die Fenstersockel eingebaut. Dieses Konzept kommt vor allem abends und nachts zum Tragen, wenn die leuchtenden Glasscheiben die Passanten im Park auf das Künstlerhaus aufmerksam machen. Von einem im Obergeschoss untergebrachten Technikraum können sowohl die Fassadenbeleuchtung im Foyer als auch die Sonnenschutz- und Verdunklungsrollos in den Ausstellungsräumen gesteuert werden.

Bautafel

Architekten: Bramberger Architects, Graz
Projektbeteiligte: Manfred Petschnigg, Graz (Tragwerksplanung), BK-Baukontroll GmbH, Koglhof (Projektsteuerung, Planungs- und Baustellenkoordination, örtliche Bauaufsicht), Roland Müller, Stockerau (Bauphysik), Heinz Pürcher, Schladming (Elektro, HKLS)
Bauherr: Universalmuseum Joanneum, Graz
Fertigstellung: 2013
Standort: Burgring 2, 8010 Graz
Bildnachweis: Markus Krottendorfer, Wien; Peter Eder, Graz; Bramberger Architects, Graz

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