Kreislaufpavillon in Hamburg

Temporäres Gebäude nach dem Cradle to Cradle-Prinzip

Auf dem Rathausmarkt in Hamburg, in relativer Nähe zur Binnenalster, stand für nur kurze Zeit ein kleines Gebäude aus verästeltem Holz, der sogenannte Kreislaufpavillon. Die Architekten Partner und Partner hatten den 75 m² großen Baukörper für die Klimawoche geplant, die sich einmal jährlich mit Veranstaltungen und Aktionen dem Klimawandel widmet. In diesem Rahmen wurde der Pavillon als Ausstellungs- und Veranstaltungsort, aber auch als Raumskulptur genutzt, die vor allem in der Dunkelheit – durch LED-Lampen grün hinterleuchtet – auf sich aufmerksam machte.

Innenansicht bei Nacht
Detail Gebäudehülle
Ansicht bei Nacht

Im Hinblick auf die Thematik der Klimawoche kam der Nachhaltigkeit des temporären Gebäudes eine besondere Bedeutung zu. Die Architekten begegneten der Herausforderung mit einer Reihe von grundsätzlichen Fragestellungen: Mit welchen Planungsstrategien kann man Nachhaltigkeit erreichen? Welche Rohstoffe eignen sich für die Umsetzung? Wie kann ein Downcycling der Baustoffe verhindert werden? Wie kann der Verlust fruchtbaren Nährbodens kompensiert werden? Welchen Einfluss hat die benötigte Nutzungsdauer und Nutzungsart eines Gebäudes auf dessen Konzeption?

Nachhaltig Bauen
Als Antwort auf diese Fragen folgten die Architekten den Grundideen des Cradle to Cradle-Prinzips: Als Material für das Tragwerk und die Außenhülle sahen sie mit dem Holz der umliegenden Wälder ein nutzungsdauerspezifisches und vollständig kompostierbares Material vor. Als Bodenbelag kamen Teppichfliesen aus synthetischen Fasern zum Einsatz, die der Hersteller nach der Nutzung zurücknehmen und in neue Bodenbeläge überführen konnte. Durch den niedrigen Anteil an grauer Energie in den verwendeten Baustoffen gilt das Gebäude als annähernd CO2-neutral. „Graue Energie“ ist eine Bezeichnug für die Energiemenge, die für die Herstellung, den Transport, die Lagerung, den Verkauf und die Entsorgung eines Produkts oder Baustoffs verwendet wird.

Zur Errichtung des Pavillons wurden natürlich gewachsene Tragstrukturen (Astgabeln aus dem Frühjahrsschnitt) mit Holzdübeln und Hanfseilen zu einem Raumfachwerk verbunden und mithilfe von Motorsägen in Form geschnitten. Weil die gesamte Konstruktion innerhalb von zwei Tagen auf dem Rathausmarkt montiert werden musste, erfolgte zunächst eine Vorfertigung einzelner Elemente. Zusammengesetzt bildeten diese sowohl die tragende Konstruktion als auch die äußere Hülle, die von innen mit einem Textil bespannt war. Der verwendete Baumschnitt ist Teil eines lokalen Rohstoffkreislaufs, er wurde nach der Nutzung demontiert, zerhäckselt und dem Waldboden als Nährstoff wieder zugeführt.

Durch die Montage, den Betrieb und den Rückbau des Kreislaufpavillons wurden die Lebenszyklen eines Gebäudes für die Öffentlichkeit in komprimierter Form erlebbar. Gleichzeitig wurde vermittelt, wie sich die ökologische Gesamtbilanz eines temporären Gebäudes optimieren lässt, was wiederum auf Gebäude mit dauerhafter Nutzung übertragbar ist.

Bautafel

Architekten: Partner und Partner, Berlin/Baiersbronn-Obertal
Projektbeteiligte: Ziegert Seiler Ingenieure, Berlin (Statik)
Bauherr: Aldebaran Marine Research & Broadcast, Hamburg
Fertigstellung: 2011
Standort: Rathausmarkt in Hamburg
Bildnachweis: Partner und Partner Architekten, Berlin/Baiersbronn

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Das C2C-Prinzip bezeichnet einen idealisierten, geschlossenen Rohstoffkreislauf nach dem Vorbild der Natur, bei dem alle Rohstoffe eines Produkts nach dem Nutzungszeitraum zu 100% im Kreislauf bleiben und wiederverwendet werden können.

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Im Sinne des nachhaltigen Bauens soll beim Rückbau von Gebäuden und Gebäudeteilen ein möglichst hohes Maß an Recyclingfähigkeit sichergestellt werden.

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Die einfache Trennbarkeit von Konstruktionen mit Materialien unterschiedlicher Lebensdauer ist ein wichtiges Kriterium der Rückbaubarkeit.

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