Konzertsaal der Isarphilharmonie Gasteig HP8 in München

Modulare, akustisch wirksame Holzkonstruktion

Die Isarphilharmonie gehört zum Gasteig in München, einem der größten Kulturzentren Europas. Das im Jahr 1985 eröffnete Backsteingebäude soll bis mindestens 2028 umfangreich saniert werden. Als temporärer Übergang dient ein Neubau im Stadtteil Sendling auf einem Gelände der Münchner Stadtwerke an der Hans-Preißinger-Straße 8 – daher als Gasteig HP8 bezeichnet. Während sich der Konzertsaal in einem quaderförmigen Neubau befindet, dient die angrenzende historische Transformatorenhalle (Halle E) aus dem Jahr 1928 als Foyer; sie beherbergt außerdem die Stadtbibliothek. Für den Entwurf zeichneten die Hamburger gmp Architekten – von Gerkan, Marg und Partner verantwortlich. Der Konzertsaal mit rund 6.700 Quadratmetern Bruttogeschossfläche und etwa 1.800 Sitzplätzen wurde in serieller Holzbauweise errichtet.

Das Gelände „HP8“ (von Hans-Preißinger-Straße 8) ist geprägt durch Industrie-, Werkstatt- und Verwaltungsgebäude sowie Künstlerateliers.
Der schlichte Quader beherbergt den Konzertsaal; das Foyer befindet sich in der angrenzenden historischen Transformatorenhalle.
In der Transformatorenhalle (Halle E) aus dem Jahr 1928 ist nicht nur das Foyer, sondern auch die Stadtbibliothek untergebracht.

Neubau kontrastiert mit historischem Bestand

Das Gelände HP8 ist geprägt durch Industrie-, Werkstatt- und Verwaltungsgebäude sowie Künstlerateliers. Neben dem Neubau der Isarphilharmonie sind hier drei weitere Modulbauten realisiert worden. Sie beherbergen die Münchner Volkshochschule, die Hochschule für Musik und Theater, ein Restaurant und weitere Veranstaltungssäle. Im Mittelpunkt des städtebaulichen Entwurfs steht die ehemalige Transformatorenhalle. Neben dem Foyer der Philharmonie im Erdgeschoss befinden sich hier die Stadtbibliothek mit einem Veranstaltungssaal, Seminar- und Besprechungsräume, Räume der Kulturvermittlung sowie Gastronomie. Der industrielle Charakter des historischen Gebäudes blieb gewahrt. Die Fassade aus Beton und rotem Ziegel prägt das äußere Erscheinungsbild und steht im Kontrast zum modern gestalteten, gebäudehohen Atrium mit umlaufenden Galerien und blauen Brüstungen.

Modulare Massivholzbauweise spart Zeit und Kosten

Der neue Konzertsaal schließt südlich an die Transformatorenhalle an: Eine gläserne Fuge, in der die Erschließung der zwei oberen Ränge des Saals über eine einläufige Treppe erfolgt, verbindet die Gebäude. Zu den Projektvorgaben gehörten ein Budget von 40 Millionen Euro, die Möglichkeit des Wiederaufbaus an anderer Stelle sowie eine gute Akustik. Die Philharmonie wurde daher in modularer Holzbauweise aus Vollholzelementen als „Haus im Haus“ realisiert. Der Konzertsaal ist als Stecksystem aus akustisch wirksamen Brettsperrholzelementen konzipiert und von einem Träger-Stützen-System aus Stahl und wenig Beton umgeben.

Hohe Anforderungen an Akustik und Brandschutz

Durch die einschaligen Decken- und Wandelemente aus kreuzweise verleimtem Fichtenholz ließen sich die Bauzeit und das Budget wesentlich reduzieren. Eine industrielle Systemfassade aus dunkelgrauen Aluminium-Sandwichpaneelen und Gussglasfenstern bildet die äußere Hülle. Aufgrund der Brandschutzanforderungen sind die Treppenhäuser sowie die unter dem Saal liegenden Umkleiden, Stimmzimmer und Lagerflächen aus Stahlbeton erstellt. Um Zeit und Kosten einzusparen, wurde auf ein Untergeschoss verzichtet. Die Lasten des Baukörpers werden über Pfahlgründungen abgetragen.

Insgesamt wurde 1.300 Kubikmeter Holz verbaut. Für den Saal mit einem Raumvolumen von 60.000 Kubikmetern wurden bis zu 32,9 Quadratmeter große, bis zu viereinhalb Tonnen schwere Elemente montiert. Allein für das Dach kamen rund 60 vorgefertigte Brettsperrholzelemente zum Einsatz, die zum Teil von außen in die Stahlkonstruktion gehoben und im Innern montiert wurden. Die dunkel lasierten Seitenwände mit rauer Oberfläche sind sägezahnartig und größtenteils überlappend angeordnet und mit aufgesetzten Holzleisten ausgestattet. In Kombination mit einer exakt geplanten Form des Bühnenraums, dem ansteigenden Parkett und der Bestuhlung ergibt sich ein Zusammenspiel aus schallreflektierenden Oberflächen. Für den Fußboden und das Orchesterpodium kam helles Eichenholz zum Einsatz – so wird die Aufmerksamkeit der Zuschauer verstärkt zur ausgeleuchteten Bühne gelenkt.

Bautafel

Architektur: gmp Architekten – von Gerkan, Marg und Partner, Hamburg
Projektbeteiligte:
Züblin Timber, Aichach (Holzbau); Schlaich Bergermann Partner, Stuttgart (Tragwerksplanung); Nagata Acoustics International, Tokyo, Los Angeles, Paris (Akustikplanung); Nüssli Gruppe, Hüttwilen (Generalunternehmer)
Bauherr/in: Gasteig München
Fertigstellung: 2021
Standort: Hans-Preißinger-Straße 8, 81379 München
Bildnachweis: HGEsch, Hennef

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