Konzerthalle Chapel of Sound bei Peking

Die Kunst, einen Felsen zu bauen

Eine Konzerthalle in einem chinesischen Bergtal, scheinbar im Nirgendwo. Wie ein erodierter Fels liegt der ungewöhnliche Kulturbau zwischen bewachsenen Hügeln direkt neben einem plätschernden Gebirgsbach. Die sogenannte Chapel of Sound des Pekinger Büros Open Architecture soll Menschen anziehen, die Konzerte besuchen wollen – aber auch solche, die lieber dem leisen Summen der Natur lauschen.

Die Konzerthalle wurde abseits anderer Bauten errichtet, steht aber nicht für sich allein: Sie ist Teil einer großangelegten Ferienanlage für wohlhabende Teile der chinesischen Stadtbevölkerung, die dort gerade im Entstehen begriffen ist.
Außergewöhnlich ist die archaische Erscheinung des Bauwerks, die sich für Open Architecture aus der Beschaffenheit der umgebenden Landschaft ergab.
Insbesondere die Macht der Natur im Zusammenspiel mit dem Vergehen der Zeit, die sich in der Schroffheit der Felsformationen und dem Zerfall der mächtigen Chinesischen Mauer zeigen, sollen sich in dem geschichteten Bauwerk wiederspiegeln.

Das Bauwerk befindet sich unweit eines nicht restaurierten und touristisch bisher kaum frequentierten Teilstücks der Chinesischen Mauer im Bereich Jinshanliang. Dieser Abschnitt verläuft nordöstlich von Peking durch einen bergigen Nationalpark. Die Konzerthalle wurde abseits anderer Bauten errichtet, steht aber nicht für sich allein: Sie ist Teil einer großangelegten Ferienanlage für wohlhabende Teile der chinesischen Stadtbevölkerung, die dort gerade im Entstehen begriffen ist. Der Bauherr Aranya hat das Konzept – landschaftliche Schönheit kombiniert mit kulturellem Angebot und außergewöhnlicher Architektur – an der sogenannten Goldküste bei Qinhuangdao bereits erfolgreich erprobt (siehe Bauwerke zum Thema).

Der Natur ausgesetzt

Außergewöhnlich ist die archaische Erscheinung des Bauwerks, die sich für Open Architecture aus der Beschaffenheit der umgebenden Landschaft ergab. Insbesondere die Macht der Natur im Zusammenspiel mit dem Vergehen der Zeit, die sich in der Schroffheit der Felsformationen und dem Zerfall der mächtigen Chinesischen Mauer zeigen, sollen sich in dem geschichteten Bauwerk widerspiegeln.

Der Bau ist auch im Bereich der Konzertsäle eine halboffene Hülle, durch die der Wind hindurchstreicht und in die es auch teilweise hineinregnen und -schneien kann. An den Rändern in den Beton eingelassene Rinnen sorgen für die Entwässerung der leicht geneigten Betonflächen im Inneren. Dort, wo Technik nötig war, wurde sie so gut es ging verborgen. Die Akustik und Klangeigenschaften des innenliegenden Konzertsaals werden über die Form der Wände und die Lage der Öffnungen reguliert. Eine weitere Bühne richtet sich nach außen in die Landschaft: Das Publikum nimmt davor auf einer Wiese Platz.

Beton: Zwei Schalen, fest verbunden

Das Bauwerk ist 12 Meter hoch und hat die Form eines umgedrehten Kegelstumpfes. Er nimmt am Boden eine Fläche von etwa 12 mal 14 Metern ein, während das Dach 24 mal 36 Meter misst. Diese Geometrie erzeugt ein enormes Kippmoment. Die beiden monolithischen Schalen der Konstruktion – die außenliegende, die in die Breite wächst, und die innenliegende, die als Kuppel erscheint – werden daher mit dazwischenliegenden Querwänden verbunden, um so ein räumliches Tragsystem zu bilden. Dabei gründen beide Schalen in einer gemeinsamen massiven Basis.

Archaische Erscheinung, parametrische Planung

Das Aussehen des Gebäudes erinnert an ein Geländemodell mit vereinfachten, kantigen Höhenschichten. Die Flächen wurden parametrisch geplant, um eine Geometrie zu schaffen, die sich in der Ausführung trotz ihrer Komplexität handhaben lässt und den Schalungsbau erleichtert. Den Ausführenden stellte das Tragwerksbüro – abgeleitet von dem in 3D-geplanten digitalen Modell – unter anderem die Koordinaten zur Schalungspositionierung sowie die detaillierten Bewehrungspläne für die über 10.000 Bewehrungsstäbe zur Verfügung.

Aufwendige Schalarbeit

Das Einschalen der Betonwände des Gebäudes blieb dennoch eine besondere Fleißarbeit, da die einzelnen Schaltafeln wie bei einem Puzzle Schicht für Schicht passend aneinandergefügt werden mussten. Bei den horizontalen Platten mussten die Winkel exakt auf Gehrung geschnitten werden. Die Stöße der vertikalen Elemente liegen immer dort, wo die Hülle auch einen Knick macht. Um das gewünschte Ergebnis zu erzielen, war die Überwachung der Schalungsproduktion und -montage ein wesentlicher Faktor.

Dunkler Beton mit lokalem Gestein

An der Rezeptur des Betons wurde lange gefeilt: Gewünscht war ein dunkler Farbton, der sich durch die Auswahl des Zements sowie der groben und feinen Gesteinskörnungen – darunter auch ein lokales, mineralreiches Aggregat – in der gewünschten Festigkeit erreichen ließ. Darüber hinaus galt es, bei der Betonherstellung und der Ausführung der Betonage das Mischungsverhältnis und das Ausbreitmaß mit der Bauteildicke, der Intensität des Rüttelns und der Verweilzeit in der Schalung präzise abzustimmen. -chi

Bautafel

Architektur: OPEN Architecture, Peking (LI Hu und HUANG Wenjing mit ZHOU Tingting, FANG Kuanyin, HUANG Zetian, LIN Bihong, JIA Han, CHEN Xiuyuan, CAI Zhuoqun, KUO Chunchen, TANG Ziqiao)
Projektbeteiligte:
Arup (Tragwerksplanung); Ning Field Lighting Design (Lichtplanung); JH Theatre Architecture Design Consulting Company (Bühnen- und Akustikplanung); Guangzhou Turen Landscape Planning (Landschaftsarchitektur); OPEN Architecture (Innenarchitektur, Signaletik)
Bauherr/in: Aranya International Cultural Development
Standort: Chengde, Provinz Hebei, China
Fertigstellung: 2021
Bildnachweis: Open Architecture / Jonathan Leijonhufvud, Zhu Runzi

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