Kita Wolke 10 in Nürnberg

Holzständerbau auf einem Parkhaus der 1970er-Jahre

Der aufgesetzte Baukörper gliedert sich in vier Segmente, die sich mit Panoramafenstern zur nördlichen Außenanlage öffnen
Die naturbelassene, waagerechte Holzschalung der Fassade setzt sich als untere Bekleidung der auskragenden Flachdächer fort
Wesentlich für die Kinderbetreuung und das gesamte Erscheinungsbild der Anlage ist die Spiel- und Gartenlandschaft (Ansicht Nordwest)

Wie in so vielen Großstädten ist freier Baugrund in zentraler Lage auch in Nürnberg Mangelware. Knapp und ausbaufähig ist zudem das Angebot an Kinderbetreuungsplätzen. Eine ungewöhnliche Lösung für diesen doppelten Engpass fand der ortsansässige Musikhändler und Bauherr Andreas Klier, als er vorschlug, auf dem obersten Deck eines bestehenden Parkhauses eine Kindertagesstätte zu errichten. Letztendlich konnte er die Idee auch umsetzen: Geplant und ausgeführt durch die ortsansässigen Querwärts Architekten, stellt die Kindertagesstätte Wolke 10 auf 16,70 Metern über Straßenniveau Deutschlands höchste Kita dar. Namensgebend für die Einrichtung in der dicht bebauten Südstadt ist der Standort auf der zehnten Etage mit Ausblick auf die Kaiserburg.

Der spektakuläre Bauplatz brachte einige Herausforderungen mit sich: So mussten sämtliche Baumaterialien durch einen Baukran angeliefert werden, zudem waren die Ausführungsoptionen der Aufstockung durch die statischen Gegebenheiten des Parkhauses von 1979 bestimmt. Die Architekten entschieden sich aufgrund der statischen Einschränkungen und aus ökologischen Gründen für einen leichten Holzständerbau. Erschlossen wird er über einen Aufzug, der von der Straße direkt zur Eingangstür führt und im Notfall auch als Feuerwehraufzug dient. Der aufgesetzte Baukörper nimmt die südliche Hälfte des Parkdecks ein, der übrige Teil dient als Freibereich. Seine Nordseite ist in vier Segmente gegliedert, die sich mit Panoramafenstern zur Außenanlage öffnen und einen weiten Blick über die Dachlandschaft freigeben. Die Räume sind trotz der großen Verglasungen von außen nicht einsehbar; die Außenanlage wird  durch eine bestehende, drei Meter hohe Mauer abgeschirmt.

Holz als dominierendes Baumaterial ist ein wichtiges Gestaltungselement. Die naturbelassene, waagerechte Holzschalung prägt die Fassade und setzt sich in den Gebäudeeinschnitten als untere Bekleidung der auskragenden Flachdächer fort. Auch die vorgelagerten Terrassen sind in Holz ausgeführt. Die Innenräume wirken hell und offen, sind angenehm proportioniert und sorgfältig detailliert. Wesentlich für die Tagesbetreuung der Kinder und das gesamte Erscheinungsbild der Anlage auf dem Dach ist nicht zuletzt die großzügige Spiel- und Gartenlandschaft, geplant von WGF Landschaftsarchitekten.

Flachdach
Um die Aufstockung des Parkhauses realisieren zu können, mussten aus statischen Gründen Gewichtsreserven für den Neubau mobilisiert werden. Daher wurden 700 Tonnen des alten Flachdachaufbaus entfernt und entsorgt: Es handelte sich um einen sogenannten „Gartenmannbelag“, einen Aufbeton mit einem Anstrich aus flüssiger Abdichtung. Das Dach dient nun als Außengelände und Spielfläche für die neue Kita. Dazu wurden die unterschiedlichen Bereiche extensiv und intensiv begrünt, gepflastert oder mit Rasen, Rindenmulch oder Sand gestaltet. Die Abdichtung des Parkdecks wurde zweilagig bituminös ausgeführt. Über der Dachabdichtung folgen klassische Gründachaufbauten, je nach Anforderung an die Nutzung der Freifläche. Baumpflanzungen waren nur an bestimmten Stellen mit verstärkten Unterzügen möglich.

Das Dach des Holzständerbaus hat folgenden Aufbau (von oben nach unten):

  • Stehfalzdeckung ca. 30 mm
  • Vollholzschalung 21 mm
  • Luftschicht/Lattung 120 mm
  • Unterspannbahn
  • Holzbalken/Wärmedämmung 240 mm
  • OSB Platte 28 mm
  • Luftschicht/Installationsebene 100 mm
  • Akustikdecke 12,5 mm

Bautafel

Architekten: querwärts Architekten, Nürnberg
Projektbeteiligte: WGF Landschaftsarchitekten, Nürnberg (Außenanlagen); Ingenieurbüro Welker, Herzogenaurach (Tragwerksplanung); Kühnlein & Partner, Nürnberg (Brandschutz); pb Zeisig, Birgland (TGA-Planung); IFB Sorge, Nürnberg (Bauphysik); Vermessungsbüro Grillenberger, Roßthal-Oedenreuther; IFS Engineering, Wachenroth (SiGeKo)
Bauherr: Kamak, Schwarzbruck
Fertigstellung: 2015
Standort: Bulmannstraße 23, 90459 Nürnberg
Bildnachweis: querwärts Fotodesign, Nürnberg

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