Kirchturm in Bleibach im Breisgau

Weisstanne für Glockengeläut mit Aussicht

Im Naturpark Südschwarzwald, rund 20 Kilometer nordöstlich von Freiburg im Breisgau, liegt der kleine Ort Bleibach. Dessen neues Wahrzeichen bildet ein rund 33 Meter hoher, dreieckiger Kirchturm in Holzbauweise, entworfen vom ortsansässigen Büro Architektur3. Der hölzerne Turm befindet sich am Schnittpunkt von drei Tälern des Schwarzwaldes: dem Elztal, dem Simonswäldertal und dem Siegelauertal.

Der zeichenhafte Bau befindet sich am Schnittpunkt von drei Tälern des Schwarzwaldes: dem Elztal, dem Simonswäldertal und dem Siegelauertal.
Ein Teil der Kirche entstammt den 1970er-Jahren und ist als Nurdach-Bau mit einer roten Aluminiumdeckung bekleidet.
Unterhalb der Glocken befindet sich eine Aussichtsplattform für Besucher.

Die Dorfkirche St. Georg vereint seit ihrem letzten Umbau Ende der 1970er-Jahre baugeschichtliche Elemente von der Gotik bis zur Moderne. Sie lässt sich untergliedern in drei Teile: Ein modernes Kirchenschiff von 1978, einen gotischen Chor von 1514 und das Beinhaus aus dem Jahr 1720.

Glockengeläut verursachte Risse im Gewölbe

Der moderne Teil aus den 1970er-Jahren weist einen nahezu dreieckigen Grundriss auf. Als Nurdach-Bau ist er mit einer roten Aluminiumdeckung bekleidet, die beiden dreieckigen Stirnseiten sind verglast (s. Abb. 3, 4 und 16). Der verantwortliche Architekt Josef Laule hatte auf einen Glockenturm bewusst verzichtet. Stattdessen wurde ein vierstimmiges Bronzegeläut in einem Stahlglockenstuhl über dem gotischen Chorraum im Bereich des Daches eingebaut. Mit den Jahren entstanden Risse im Kreuzrippengewölbe des Chorgestühls, verursacht durch die beim Läuten entstandenen Schwingungen, sodass ein neuer Ort für die vier Glocken geschaffen werden musste.

Der dreieckige Grundriss des 2019 errichteten Kirchturms entstand zum einen in Anlehnung an die Formensprache des modernen Kirchenschiffes aus den Siebziger Jahren; zum anderen symbolisiert das Dreieck im christlichen Glauben die Dreifaltigkeit.

Ein Grundriss mit drei Ecken

Der gleichseitige Grundriss hat eine Grundfläche von 21,75 Quadratmetern. Das offene Fundament wurde in Beton-Massivbauweise erstellt und mit Gneissplitt gefüllt. Für die Wände, Decken und Treppen des Turms kamen vorgefertigte Brettsperrholzwände aus regionalem Weißtannenholz zum Einsatz. Durch das Verkleben von Längs- und Querlagen in Massivholz wird das Quellen oder Schwinden des Holzes reduziert. Die Wände bieten eine hohe Steifigkeit und können die dynamischen Lasten der schwingenden Kirchturmglocken abtragen.

Acetyliertes Holz für eine Fassade mit beweglichen Elementen

Für die Fassadenschalung und die Dachflächen kam acetyliertes Holz zum Einsatz. Durch chemische Modifikation mit Essigsäureanhydrid wird das Holz besonders widerstandsfähig gegen Witterungseinflüsse sowie holzzerstörende Pilze oder Insekten.

Die Bretter der Fassadenschalung sind vertikal angeordnet. Die Etagen sind durch horizontal angeordnete Metallrahmen erkennbar; Sicht- und Luftschlitze rundherum sorgen für eine Auflockerung der Fassadenansicht. Unterhalb der Glocken befindet sich eine Aussichtsplattform für Besucher. Dort lassen sich die Wände an allen Seiten über Holzschiebenläden öffnen. Im Bereich der Kirchenglocken darüber sorgen vertikal angeordnete Lamellen in der Fassade für eine gelenkte Ausrichtung des Schalls.

Bautafel

Architektur: Architektur3, Gutach im Breisgau
Projektbeteiligte: Holzbau Baumer, Simonswald (Holzbau); Wirth Haker Partner, Freiburg (Tragwerksplanung); Titan Wood Limited, London (Hersteller Accoya an Dach und Fassade) 
Bauherr: Kirchengemeinde St. Georg, Bleibach
Fertigstellung: 2019
Standort: St. Georg in Bleibach, 79261 Gutach im Breisgau
Bildnachweis: Oliver Kern, Freiburg

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