Kirchenerweiterung St.Peter in Wenzenbach

Umbau und Sanierung einer Kirche

Der ehemals ländlich geprägte Ort Wenzenbach liegt in gut erreichbarer Nähe der Stadt Regensburg, so dass sich dort bevorzugt junge Familien in neu geschaffenen Baugebieten niederließen. Dies führte dazu, dass die Pfarrkirche St. Peter - entgegen des sonstigen Trends - zu klein geworden war. Bereits 1990 dachte die Kirchengemeinde, vertreten durch den engagierten Pfarrer Praun, über Lösungsmöglichkeiten nach, die entweder eine Erweiterung der alten Kirche oder einen Neubau vorsahen. Aus einem daraufhin ausgelobten Wettbewerb gingen die jungen Oberpfälzer Architekten Brückner + Brückner als Sieger hervor. Ihr Entwurf beinhaltet ein neues Querschiff, das das ursprünglich spätgotische Langhaus mit Mittelgang und Hochaltar typologisch "umdrehte".

Der Platz vor der Kirche fungiert als neu geschaffenes Ortszentrum, umhüllt vom Lattenspalier des Annexes
Blick vom Altar auf die Orgelempore im Altbau - gut ablesbar bleibt der weiß behandelte Bestandsbaukörper
Der Grundriss zeigt die Neuorientierung des Langhauses durch den schiffsförmigen Querbau

Sanierung/Modernisierung
Ein orthogonal aus dem Kirchenschiff gedrehtes Seitenschiff ermöglicht eine Lithurgiefeier, die die radial um den Altar sitzenden Gläubigen mehr in das Geschehen mit einbindet. Das alte Langhaus wurde durchbrochen, um den ehemaligen Seiteneingang zum Haupteingang umzuwidmen, der frontal unter der Emporendecke das neue Kirchenschiff anbindet. Gleichzeitig konnte der alte Altarraum, der im Wesentlichen erhalten blieb, durch einen schmalen Flur direkt von der offenen Vorzone als intimere Kapelle für kleinere Messen wie Taufen oder Gebetsstunden gewonnen werden.

Das neue Kirchenschiff ist auch außen als neue Struktur ablesbar: Etwa 15 Meter hohe Balken bilden - eng aneinander gereiht - einen Lamellenvorhang, hinter dem sich die opak verglasten Oberlichtgaden des Anbaus verbergen. Diese Fenster sind mit von unten nach oben im Verlauf abnehmend blau getönten Gläsern bestückt. Die damit erzeugte bläuliche Lichtstimmung, die zusätzlich durch einen blau gefassten Mauersockel unterstützt wird, ermöglicht die gewünschte Atmosphäre eines ruhigen Andachtsraumes. Der Lärchenholzmantel des neuen Kirchenanbaus wird um die Westwand des alten Kirchenschiffs fortgeführt und bindet somit Alt und Neu auch äußerlich zu einem neuen Ganzen zusammen.
Die ebenfalls mit dem Anbau anvisierte Neugestaltung des Kirchenumfelds bedeutete allerdings noch einen weiteren Bonus. Dem durch neue Wohnsiedlungen zunehmend gewachsenen Ort fehlte ein Ortszentrum, das durch den jetzt prägnant gefassten Platz anschaulich wieder gewonnen wurde: die Pfarrkirche eroberte sich somit den traditionell ihr zugesicherten Platz zurück.

Der Innenausbau des Neu- und Altbaus zeichnet sich durch ästhetische Zurückhaltung aus. Durchgehend neu wurden die Granitbodenbeläge verlegt, die wie ein "Teppich" Altarräume von Alt- und Neubau zu einem neuen Raumkontinuum verbinden. Der in das neue Querschiff einbindende Altbau wurde angefangen vom Sockel über die ehemalige Außenwand über das Dach weiß verputzt bzw. mit glatten Trockenbauflächen umhüllt.
Der neu geschaffene Orgelraum auf der Empore weist in einer breiten Öffnung ebenfalls schnörkellose Einfachheit auf. Alle neu hinzu gekommenen Attribute an der Altbaufassade wie Portale und Fensterschlitze sprechen eine klare, eindeutig moderne Formensprache.

Bautafel

Architekten: Brückner + Brückner, Tirschenreuth
Projektbeteiligte:Rudi Völkl, Robert Reith,Wolfgang Herrmann, Stefan Dostler, Martin Csakli, Christine Kreger, Martina Fischer (Mitarbeiter); Ing. Büro Graf, Regensburg (Tragwerksplanung), Ingenieurbüro Scholz, Regensburg (Heizung-Lüftung-Sanitärplanung); Ingenieurbüro Schicho, Regensburg (Elektroplanung); Helmut Langhammer, Pressath (Bildhauerarbeiten); Thomas Kurzeck, Tirschenreuth (Landschaftsplanung)
Bauherr: Kath. Kirchenstiftung Wenzenbach
Fertigstellung: 2003
Standort: Hauptstraße 14, Wenzenbach b. Regensburg
Bildnachweis: Peter Manev

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