Kiosk in Pisa/I

Aufklappbares Nurdachhaus

Meist überquellend vollgestopft mit Zeitungen, Süßigkeiten, Zigaretten und Krimskrams ist der heutige Kiosk oft weit entfernt davon, ansehnlich zu sein. Eine Ausnahme bilden die kleinen Verkaufshäuschen auf der Piazza dei Miracoli in Pisa. Deren Gestaltung lag der Stadtverwaltung sehr am Herzen, stehen sie doch auf dem 1987 von der Unesco zum Weltkulturerbe ernannten Platz der Wunder.

Die Verkaufshäuschen mit hochgeklappten Segmenten
Ohne Waren ist der Kiosk irgendwie schöner
Zwischen den Elementen ist ein heller Stoff angebracht, der bei geöffnetem Kiosk einen Schirm ergibt

Mit dem Entwurf wurde der in Pisa ansässige Architekt Salvatore Re beauftragt. Er schuf 14 dieser kleinen Häuschen. In einer Reihe an der Stadtmauer angeordnet, sehen sie in geschlossenem Zustand aus wie spitze Zelte. Geöffnet bieten sie viel Platz für die Waren, die geschützt unter den aufgeklappten Seitenwänden ausgestellt werden können.

Dach
Jeder Kiosk besteht aus acht Segmenten, die in der Höhe noch mal geteilt sind. Während der obere Teil unbeweglich ist, können die Segmente des mittleren Teiles mithilfe eines pneumatischen Druckkolbens in die Horizontale hochgeklappt werden. Zwischen ihnen ist ein heller Stoff befestigt, der bei geöffneten Flügeln einen Schirm ergibt. Im unteren Teil befinden sich drei weitere, kleine Klappflügel, die nach unten geklappt als Auslageborde dienen. Ist der Kiosk geschlossen, beträgt der Durchmesser nur 2,50 m, mit hochgeklappten Segmenten wächst er auf einen Durchmesser von rund 4 m.

Die Klappflügel bestehen aus einem 2,5 mm dicken, türkis vorpatinierten Kupferblech, das auf ein 40 mm starkes Sandwichelement aufgebracht wurde. Die Primärkonstruktion ist aus schräg aufgestellten Flachstahlprofilen 2 x 90/5 mm gefertigt. Gekreuzte Breitflanschträger in leichter Ausführung (HEA-100) steifen den Kiosk aus. Ganz oben auf der Spitze befindet sich eine ebenfalls türkisfarbene Kristallglas-Laterne.

Wer sich ausführlicher über die Konstruktion der Kioske informieren möchte, dem sei das Buch Sandwichbauweise – Konstruktion, Systembauteile, Ökologie von Autor Rolf Koschade empfohlen, das 2011 bei Edition Detail, München erschienen ist.

Bautafel

Architekten: Salvatore Re, Pisa/I
Bauherr: Stadt Pisa/I
Fertigstellung: 2000
Standort: Piazza dei Miracoli, Pisa/I
Bildnachweis: Salvatore Re, Pisa/I

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