Kindertagesstätte auf dem Campus der Universität Ourense

Schieferbruch zur Dachgestaltung als fünfte Fassade

Das Studieren mit Kind ist an der Universität Ourense etwas leichter geworden, seit auf dem weiträumigen, grünen Campus eine eigene Kindertagesstätte errichtet wurde. Die galizische Stadt im Nordwesten Spaniens ist rund einhundert Kilometer von Santiago de Compostela entfernt, der Heimat von Abalo Alonso Architekten. Diese schufen einen eingeschossigen, im Grundriss nahezu quadratischen Flachbau, der in der sanft hügeligen Landschaft aufgeständert ist.

Das einsehbare Flachdach wird zur fünften Fassade, die Organisation des Grundrisses bildet sich auf ihm ab (Südansicht)
Der Schiefer als lose Schüttung auf dem Dach ist recyceltes Material aus der Umgebung
Südfassade am Abend: Durchgehende Hülle aus vertikalen Zedernholzleisten

Der Zugang erfolgt über einen Betonsteg im Westen, von der höchsten Stelle des Geländes. Das Gebäude stützt sich auf vier vertikale Betonscheiben, in die sämtliche Leitungen für Trink- und Abwasser, zur Nutzung von Regenwasser und Geothermie, für Elektrizität und Telekommunikation integriert sind. Boden und Decke bestehen ebenfalls aus Beton, während die Innenwände aus Lehmziegeln erstellt sind. Bei der Konzeption des Kindergartens ließ sich Architekt Gonzalo Alonso durch die traditionellen galizischen Hórreos inspirieren – historische Kornspeicher aus Stein oder Holz, die aufgrund der klimatischen Bedingungen ebenfalls grundsätzlich aufgeständert waren.

Der Grundriss ist streifenartig in fünf Zonen gegliedert. Die Trennwände verlaufen jedoch nicht parallel, sondern unterschiedlich abgewinkelt, einige Räume weiten sich, andere sind minimiert. Hinter dem Eingang an der Nordseite reihen sich die Personalräume mit Küche und Technik. Es folgt ein breiter Mehrzweckraum, beidseitig von kleinen begrünten Höfen gefasst. Er leitet über in eine schmale Zone mit Garderoben und Sanitärräumen. Diese ist den drei Gruppenräumen vorgelagert, die sich über flexible Trennwände zusammenschalten lassen. Als fünfter Streifen innerhalb der Grundrissstruktur schließt eine teilweise überdachte Terrasse an die Spiel- und Gruppenräume an. Sie ist ebenso wie die Vorzone von einem Lichthof mit Baumpflanzung durchbrochen. Äußerlich wird diese variantenreiche Raumstruktur von einer umlaufenden Hülle aus vertikalen Holzleisten (Zeder) gerahmt. Diese filtern das Tageslicht, das in die Höfe und durch die Verglasungen nach innen gelangt, verhindern Überhitzung und erzeugen ein interessantes Licht- und Schattenspiel.

Schiefer
Schieferbruch bedeckt als lose Schüttung das flache Dach des Kindergartens, das von den nahe gelegenen Universitätsgebäuden aus einsehbar ist. Es fungiert insofern als fünfte Fassade und ist sorgfältig gestaltet – die Organisation des Grundrisses bildet sich strukturell auf der Dachfläche ab. Die mit Schieferbruch bedeckten Flächen formen die Raumstränge nach und sind durch lineare Aufkantungen aus Zinkblech wie Beete eingefasst. Unterbrochen und gegliedert werden sie durch die vier kleinen, grünen Höfe, die das aufgeständerte Gebäude vertikal durchstoßen: Hier wachsen Baumkronen über die Dachkanten hinaus. Der Schieferbruch ist recyceltes Material aus der nahen Umgebung. us

Bautafel

Architekten: Abalo Alonso Arquitectos, Santiago de Compostela, Spanien
Projektbeteiligte: Berta Peleteiro, A Coruña (Mitarbeit); Carlos Bóveda, Santiago de Compostela (Statik); Fernando Gago, A Coruña (Gebäudetechnik); Xeoaquis, Ourense (Geothermie)
Bauherr: Universidade de Vigo, Vicerreitoría de Ourense
Fertigstellung: 2011
Standort: Campus de Ourense, Spanien
Bildnachweis: Héctor Santos-Díez | Bis Images

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